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    Sundown - Geheimnisse in Acapulco
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    4,0
    Veröffentlicht am 23. September 2022
    IRGENDWANN BLEIB I DANN DORT
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    … lass‘ alles liegen und stehen, geh von daheim für immer fort. So singt es die österreichische Kultband STS in einem ihrer besten und zeitlosesten Lieder. Die Ballade von einem, der auszog, auszusteigen, findet sich in der mit nostalgischem Zeitkolorit überzogenen Fernsehserie Der Sonne entgegen wieder. Und aus diesem Blickwinkel betrachtet, lässt sich sogar Tim Roths eigentümliches Verhalten im mexikanischen Psychodrama Sundown – Geheimnisse in Acapulco nachvollziehen. Denn für einen Koffer, wie Hildegard Knef ihn in Berlin gelassen hat, muss der wortkarge Charakterdarsteller (zuletzt sogar gesehen in She-Hulk als Figur des Emil Blonsky) zwar nicht nochmal zurück zum Hotel, sondern wegen seines Reisepasses, den er liegen hat lassen. Natürlich, sowas passiert. Ist sogar mir schon widerfahren. Da kommt man gerne in Stress, wenn der Flieger seine fixen Abflugzeiten hat. Doch Neil Bennett – so nennt sich Roths Figur – denkt gar nicht daran, sich um ein Auffinden seiner Dokumente zu bemühen. Die Familie ist ohnehin schon unterwegs nach Hause und hat den Urlaub an Mexikos Küste aufgrund eines Todesfalls vorzeitig abbrechen müssen. Neil jedoch zögert, fährt mit dem Taxi ganz wo anders hin, nur nicht ins Hotel. Sucht sich eine günstigere Absteige mitten im Strandtrubel Acapulcos, lässt sich bald auf eine Liebschaft ein und steckt sonst die Füße in den weißen Sand, um das Dutzend an Bieren voll zu machen, das er, dem Müßiggang frönend, in sich hineinkippt. So lässt sich‘s leben. Und die Familie? Ja, die Familie… Die quält alle Nase lang Neils Smartphone, um zu wissen, was denn nun eigentlich los sei.

    Alle Zelte abzubrechen, sich komplett neu orientieren: Irgend etwas muss hier passiert sein, fragt sich das Publikum. Michel Franco schweigt. Genauso wie Tim Roth. Der erzählt nicht viel. Blickt nur in die Ferne, hat Sex mit einer Mexikanerin, badet im Meer. Und selbst ein Schussattentat auf dem öffentlichen Strand tangiert ihn nicht. Tim Roth lebt den reinen Phlegmatismus. Oder ist das schon Resignation? Warum lässt er die Familie im Stich? So drängend die Fragen auch sein mögen – als Zuseher selbst gerät man schon bald in den Bann eines entschleunigten Rhythmus, und will gar nicht so unbedingt wissen, was nicht stimmt. Es ist ja nicht so, dass Franco hier überhaupt kein Licht in die Sache bringt. Aber langsam, behutsam, ab und an fallen narrative Brocken, die Klarheit schaffen. Doch das verschwommene, trübe Bild einer Psyche, die sich erst nach einem Lebenswandel von 180 Grad verstanden fühlt, und die das Unmögliche, nämlich mit allem abzubrechen und neu anzufangen, als etwas darstellt, das sich unendlich leicht anfühlt, fasziniert. Wie Tim Roth eben auch. In seiner Ruhe liegt eine Wucht, ein Wille zum Unwillen. Charlotte Gainsbourg, die es nicht fassen kann, wirbt allerdings ebenfalls um Verständnis für ihre Sache. Und ja, das bekommt sie. Natürlich. Jemanden im Stich zu lassen ist egoistisch, grausam, ignorant. Wir werden sehen, dass dieser Neil Bennett gute Gründe hat, eben zu tun, was er anscheinend tun muss. Man will es zwar wissen, aber wie gesagt – das Treibenlassen ist in Sundown ein begehrlicher Zustand.

    Michel Franco übrigens ist mir seit seinem dystopischen Revolutionsdrama New Order ein Begriff. Der Mexikaner scheint ein Virtuose darin zu sein, Zustände auf paraverbaler Ebene – einfach in kurze, wortlose Szenen gefasst – besser transportieren zu können als durch ausschweifende Dialoge. Die Art der Lakonie hat gleichermaßen etwas Besänftigendes und Aufbrausendes. Es irritiert und setzt auf eine Weise die zeitliche Wahrnehmung außer Kraft. Trotz seiner nur 83 Minuten kurzen Spielzeit lässt sich die Dauer von Sundown gefühlsmäßig kaum einschätzen. Mit diesem Aushebeln gewisser Zwänge – sind sie nun der Story geschuldet oder der Art des Inszenierens – verwundert Franco mit seinem Sundown auf eine elektrisierende, zutiefst empathische Art und Weise.
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    Petra Schönberger
    Petra Schönberger

    19 Follower 195 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 7. Juni 2022
    „Sundown – Geheimnisse in Acapulco“ ist ein Film, in dem es um die Suche nach Reaktionen von Individuen und Gesellschaften in Ausnahmesituationen geht. Ein flirrender, leiser und vor allem bildstarker Thriller, der vor der kontrastreichen Kulisse von Acapulco die Diskrepanzen aufzeigt, die in jeder noch so untrennbar scheinenden Beziehung stecken und die umso schonungsloser zutage treten, wenn das Gleichgewicht eines bestehenden Systems durch unvorhergesehene Ereignisse ins Wanken gerät…
    In der berührenden Familiengeschichte über einen Urlaub in Acapulco mit traumhaft schönen Strand- und Landschaftsaufnahmen und einem temporeichen Soundtrack, geht es um unterschiedliche Meinungen und räumliche Trennung.
    Die Geschichte ist spannend erzählt und sagt aus, dass man in einem fremden Land aufpassen muss, was man macht, wie man sich verhält und vor allem mit welchen Leuten man sich einlässt…
    CineMoenti
    CineMoenti

    12 Follower 191 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 3. Juni 2022
    Regisseur Michel Franco scheint ein Händchen oder zumindest ein Faible für Dystopien im Zusammenhang mit der upper class zu haben - genau wie in seinem vorangegangenen Film New Order - Die neue Weltordnung, schwimmen die Protagonisten in Geld und müssen trotzdem (oder deswegen) leiden. Über die weit größere Strecke der Geschichte wissen wir dabei gar nicht, was eigentlich der Hintergrund für die in der Luft liegende Entzweiung ist; alles Wichtige bleibt im Ungefähren, und die Ruhe und vermeintliche Gelassenheit ist so beredt, dass der Film eine ungeheure Aura entwickelt. Als könne man den Sand, das Wasser, die Hitze auf eingecremter Haut.. das alles riechen und das Unausgesprochene so gut wahrzunehmen, als würde es laut gerufen. Franco weiß genau, was er erzählen will, und das gestaltet er derart meisterlich, dass der Film ohne jegliche Filmmusik glänzend funktioniert.

    Erzählerisch eigenständiger Film über Entzweiung, dessen konstante Ruhe Unheil verspricht - getragen von seinem ausgesuchten Cast und einer visionären Regie. Persönlicher Tipp.

    www.cinemoenti.blogspot.com
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