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    Für alle, die nach "The Menu" Nachschlag brauchen: Dieser Kult-Klassiker ist mindestens genauso köstlich – und feiert diese Woche Heimkino-Comeback
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Der Thriller „The Menu“ sorgte erst im Kino und nun auf Disney+ für Begeisterung, doch auch an anderer Stelle geht es schmackhaft zu: Der Klassiker „Babettes Fest“ ist zwar nicht so tödlich, aber genauso köstlich – jetzt erstmals auf Blu-ray.

    Searchlight Pictures

    Ralph Fiennes als arroganter, verkopfter Spitzenkoch, der experimentelle Speisen kredenzt. Eine eskalierende Abfolge beunruhigender Ereignisse. Und mittendrin Anya Taylor-Joy, die nicht weiß, was sie abstoßender finden soll: die mickrigen Portionsgrößen oder das großkotzige, gefährliche Gehabe um sie herum. Mit diesen Zutaten wurde „The Menu“ zu einer hoch gelobten, schwarzhumorigen Thrillersatire, die seit dieser Woche auch bei Disney+ für Begeisterung sorgt.

    Alle, die auf den Geschmack gekommen sind, können sich zudem über hervorragendes Timing freuen. Denn ein Klassiker des kulinarischen Kinos erhält sein lang erwartetes Heimkino-Upgrade: Am 20. Januar 2023 feiert „Babettes Fest“ deutsche Blu-ray-Premiere und wird somit endlich auch in den heimischen vier Wänden zum Augenschmaus. Parallel dazu erscheint eine DVD-Neuauflage mit verbessertem Bild und Ton.

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    Falls ihr „Babettes Fest“ nicht kennt: Ihr könnt euch diesen mit dem Oscar gekrönten Klassiker als perfektes Seelenbalsam-Dessert nach „The Menu“ vorstellen: Denn statt dass hier ein eingebildeter Koch mit seinem angeberischen Menü Zwist und Schmerzen sät, bringt in „Babettes Fest“ eine großherzige Köchin eine Gemeinde mit einem Festmahl zusammen.

    "Babettes Fest": Zeitlos schmackhaftes Kino

    Frankreich im 19. Jahrhundert: Babette (Stéphane Audran) flieht aus Paris, wo die Revolution blutig niedergeschlagen wird. Die Katholikin findet in einem kleinen, dänischen Fischerdorf bei zwei protestantischen Pfarrerstöchtern Unterschlupf. Als Babette eines Tages in einer Lotterie gewinnt, fasst sie einen Plan: Sie möchte für die bescheiden lebende, zerstrittene Bevölkerung des Dorfes ein Festmahl zubereiten. Damit will Babette dem Dorf Einblick in französische Essgewohnheiten bieten und für Versöhnung durch gemeinsamen Genuss sorgen. Doch manche Dorfbewohner halten dieses dekadente Festessen für unangemessen...

    Das Wohlfühldrama gewann den Oscar für den besten fremdsprachigen Film und einen Ehrenpreis bei den Filmfestspielen von Cannes. Und obwohl sich „Babettes Fest“ längst als Klassiker behauptete, genoss er kürzlich einen erneuten Popularitätsschub: Während der Hochphase der Corona-Pandemie entdeckten ihn zahlreiche Filmfans und Kritiker*innen wieder. Nicht wenige bezeichneten ihn aufgrund seines harmonischen Tonfalls und seines bittersüßen Umgangs mit Restriktionen als ultimativen Lockdown-Film. Ebenso gingen Versuche, das prächtige Sieben-Gänge-Mahl der Titelheldin nachzuahmen, viral.

    Einer der besten deutschen Filme aller Zeiten feiert diese Woche Heimkino-Comeback – mittlerweile gibt's sogar ein indisches (!) Remake

    Es sind sonderbare Umstände, die diesem einfühlsam gespielten und ebenso mit feiner Dramatik wie mit sanftem Witz erzählten Klassiker neue Fans einbrachten. Verdient hat er die unerwartet gestiegene Zuneigung allerdings zweifelsfrei:

    Regisseur und Autor Gabriel Axel nimmt die literarische Vorlage der Schriftstellerin Karen Blixen („Jenseits von Afrika“), und formt aus ihr eine entschleunigte, dennoch unentwegt bezaubernde Geschichte. Ausgewogen und unaufdringlich sinniert sie über den Reiz und die Stolperfallen von Entsagung sowie von Genuss – angereichert durch exquisite Bilder, die jetzt endlich auch im deutschen Heimkino gestochen scharf sind.

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    Interessantes Kuriosum: Der lebensbejahende Film hat es sogar bis in den Vatikan geschafft – und das sogleich zweimal! 1995 wurde das Drama in die 45 Titel lange „Filmliste des Vatikans“ aufgenommen, in der auch „Citizen Kane“ und „2001: Odyssee im Weltraum“ als Paradebeispiele für die künstlerischen Möglichkeiten des Mediums genannt werden. Und 2016 wurde „Babettes Fest“ namentlich in einem päpstlichen Lehrschreiben gelobt – das gelang keinem anderen Film zuvor!

    Das wird vielleicht nur einem Bruchteil unseres Publikums imponieren, soll aber bitte keine Menschenseele davon abhalten, „Babettes Fest“ (wieder) zu sehen. Denn das zeitlos köstliche, warmherzige Drama ist viel zu schön und erfüllend, um sich wegen Religionsfragen den Kopf einzuschlagen.

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