Mein Konto
    "Sie sind beide Opfer": Laut Ridley Scott haben wir das Ende von "Gladiator" und die Figur von Joaquin Phoenix falsch verstanden
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Russell Crowe spielt in „Gladiator“ den Helden und Joaquin Phoenix ist der Bösewicht – oder? Wenn es nach Regisseur Ridley Scott geht, greift diese Lesart ein bisschen zu kurz.

    Seit rund einer Woche läuft „Gladiator II“ in den deutschen Kinos, mit dem Ridley Scott nach 24 Jahren einen seiner größten Erfolge fortsetzt. Die Reaktionen auf das Monumentalfilm-Sequel fallen durchwachsen aus – und so ist momentan nicht davon auszugehen, dass der „Alien“-Schöpfer seinen Triumph noch einmal genau so wiederholen kann.

    Denn „Gladiator“ sorgte im Jahr 2000 nicht nur für volle Kinosäle und eine Renaissance des totgesagten Sandalen-Epos. Mit zwölf Nominierungen und fünf Auszeichnungen (u.a. als Bester Film und für Hauptdarsteller Russell Crowe) ging er auch aus der Oscar-Verleihung als großer Sieger hervor. Für die FILMSTARTS-Community handelt es sich bei „Gladiator“ aus guten Gründen um das beste Historien-Abenteuer aller Zeiten.

    Im Mittelpunkt des Films steht bekanntlich der von Russell Crowe gespielte Maximus Decimus Meridius, der vom Feldherrn zum Sklaven und vom Sklaven zum Gladiator wird. Für sein Schicksal verantwortlich ist der schurkische Commodus (Joaquin Phoenix), der seinen Vater Marcus Aurelius tötet, Maximus' Ehefrau und Sohn ermorden lässt und sich daraufhin selbst zum Kaiser krönt.

    Ist Commodus in Wahrheit gar nicht der Bösewicht von "Gladiator"?

    Für die meisten Fans ist klar: Commodus ist der Bösewicht! Doch Ridley Scott sieht das Ganze ein bisschen anders, wie er im Interview mit Deadline verraten hat. „Ich sehe ihn als die empfindsamste aller Figuren [in ‚Gladiator‘]“, so der 86-Jährige. „Er war ein Produkt der totalen Vernachlässigung durch einen Vater, den er anbetete. Im Film sagt sein Vater schließlich zu ihm: Ich werde dich noch mehr vernachlässigen, du wirst nicht der Prinz von Rom werden. Und dann merkt [Marcus Aurelius] in seinem hohen Alter, dass er eine Form von Absolution braucht, also […] kniet er vor dem Jungen nieder und bittet um Vergebung. Das war fatal, denn der Junge hat seinen Vater noch nie um ein so intimes Gespräch bitten sehen. Also erwürgt er ihn. Von diesem Moment an war Joaquin für mich der bemitleidenswerteste Mensch in diesem Film. Was er getan hat und was danach passierte, […] war von seinem Vater geschaffen worden.“

    Laut dieser Interpretation wäre Marcus Aurelius der eigentliche Bösewicht des Films – und auch das Ende, in dem (Spoiler!) Commodus von Maximus in der Arena getötet wird, bevor dieser ebenfalls stirbt, sieht Scott ein bisschen anders als viele Fans.

    Ridley Scott über Maximus und Commodus: "Sie sind beide Opfer"

    „Maximus und Commodus [sind beide Opfer]“, so Scott. „Man darf nicht vergessen, dass Maximus derjenige ist, der [nicht Prinz von Rom werden wollte]. Als Marcus Aurelius ihn zum ersten Mal trifft, sagt er: ‚Ich möchte, dass du die Macht übernimmst.‘ Und Maximus sagt, er könne das nicht machen. Wegen seines Zuhauses, seiner Frau, seinem Kind. Und dann fängt er an zu erzählen, und was er eigentlich meint, ist der Himmel. Dort will er sein. […] Marcus sagt, das klinge nach einem Ort, für den es sich zu kämpfen lohnt.“

    Der „The Counselor“-Macher fährt fort: „Dann wird Marcus an diesem Tag von seinem Sohn getötet. Russells Figur erfährt davon und weiß, dass er dem Club nicht beitreten wird. Seine Frau und sein Sohn werden daraufhin getötet, und wir sehen, wie sie in dieser von Bäumen umgebenen Straße liegen. Wenn Russell stirbt und in den Himmel kommt, sehen wir dieselbe Frau und dasselbe Kind. Es ist der Ort, den er Marcus beschrieben hat.“

    Demnach habe Maximus durchaus einen Anteil an seinem Schicksal (im Gegensatz zu Commodus, der ein reines Opfer seiner Umstände ist), zum anderen bekomme er (anders als Commodus) am Ende in gewisser Weise doch, was er sich immer gewünscht hat – eine eigenwillige Interpretation, der sich vermutlich nicht alle Liebhaber*innen des Films anschließen werden.

    Wenn ihr wissen wollt, welches Verhalten von Joaquin Phoenix laut Russell Crowe „furchtbar unprofessionell“ war, dann lest auch den folgenden Artikel:

    "Furchtbar unprofessionell": Russell Crowe schimpfte über Joaquin Phoenix' Verhalten am "Gladiator"-Set

    Ein ähnlicher Artikel ist zuvor auf unserer spanischen Schwesternseite Espinof.com erschienen.

    *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top