Traumhafte Strände, malerische Wanderrouten, erhabene Weingüter und eine Handvoll modischer Szeneviertel, die vor Kultur und Lebensfreude vibrieren. Ja, Kapstadt ist seit einigen Jahren eines der beliebtesten Reiseziele überhaupt. Allerdings hat die größte südafrikanische Metropole auch ein anderes Gesicht: In den Townships gedeiht die Kriminalität nach wie vor. Drogen-, Waffen- und Menschenhandel stehen hier an der Tagesordnung.
Ein Ergebnis, das eng mit der Apartheid zusammenhängt, der politischen Rassentrennung zwischen Schwarz und Weiß. Noch heute ist unklar, wie viele Angehörige der schwarzen Bevölkerung in dem wohl dunkelsten Kapitel der südafrikanischen Geschichte wirklich ums Leben gekommen sind. 1994 fanden zwar die ersten freien Wahlen in Südafrika statt, dennoch steigt die Verbrechensrate jedes Jahr auf einen neuen Höchststand.
In diesem Klima der Gewalt des „modernen“ Kapstadt ist „Zulu“ angesiedelt. An den Kinokassen ging der brutale Action-Thriller sang- und klanglos unter – völlig unverdient, wie ich finde. Denn wer ein Faible für dreckig-hartes Genre-Kino hat, kommt mit dem Film voll auf seine Kosten. Gegen einen überschaubaren Aufpreis könnt ihr ihn heute Abend bei Amazon Prime Video leihen oder kaufen. Alternativ steht der Film auch beim Prime-Video-Channel FlimmerkisteTV zum Abruf. Diesen könnt ihr sieben Tage kostenlos testen, danach fallen 3,99 Euro monatlich an.
Darum geht's in "Zulu":
Ali (Forest Whitaker) ist als Kind zusammen mit seiner Mutter nur knapp den Inkatha-Miliz entkommen. Der Rest der Familie überlebte die grausamen Tumulte nicht. Bis heute wirken die Schrecken in Ali, die er als Kind erleben musste, nach. Inzwischen ist Ali Chef der Mordkommission in Kapstadt.
Als im Botanischen Garten eine Frauenleiche gefunden wird, nehmen sich Ali und sein Kollege Brian Epkeen (Orlando Bloom) dem Fall an. Ihre Ermittlungsarbeiten führen tief in die Townships, die von Armut und Ganggewalt geprägt sind. Hier werden sie schließlich auf eine neue Designerdroge aufmerksam, deren Hintergründe bis in die Apartheid zurückreichen...
Grimmiges Genre-Kino der alten Schule
Natürlich, die Charakterprofile sind nicht gerade subtil gezeichnet. Stattdessen bekommen wir es hier, gerade im Falle von Forest Whitaker (Oscar für seine Performance in „Der letzte König von Schottland“) und „Flucht der Karibik“-Star Orlando Bloom, mit echten Stereotypen des Crime-Kinos zu tun. Besonders platt gestaltet sich dabei ein Abendessen, bei dem alle Figuren noch einmal ihre Position zur Apartheid deutlich machen und pflichtschuldig die Gefühlspalette von Vergebung bis Wut abdecken.
Das allerdings sind für mich nur Schönheitsfehler, die nicht weiter ins Gewicht fallen. Denn „Zulu“ möchte gar nicht mit komplexen Figuren glänzen, sondern versteht sich über seine knapp zweistündige Laufzeit als düsteres Genre-Kino, das auf Tempo, Härte und Atmosphäre setzt. Dabei erweist sich der Umstand, dass größtenteils wirklich in Kapstadt gedreht wurde, als echter Stimmungsgarant. Der Kontrast aus einem Meer von Blechhütten und pittoresken Traumständen ist einfach faszinierend.
Regisseur Jerome Salle („Becoming Karl Lagerfeld“) der hier zusammen mit Julien Rappeneau den gleichnamigen Roman von Caryl Ferey adaptiert hat, orientiert sich am Polizeifilm der 1970er-Jahre und verschreibt sich – im besten Sinne – den klassischen Konventionen des Crime-Kinos. Ermittlungsarbeit, Verfolgungsjagden, Schusswechsel, eruptive Gewalt und ein Cop-Duo, das unterschiedlicher kaum sein könnte, aber genau deswegen so perfekt zusammenpasst – all das versteht sich auch als Hommage.
Natürlich kann man „Zulu“ auch vorwerfen, dass er die Befindlichkeiten des Post-Apartheid-Kapstadts ausnutzt, um blutiges Spannungskino zu entwerfen. Allerdings ist „Zulu“ eben letztlich kein politischer Thriller, sondern höchstens vor einem politischen Hintergrund angesiedelt. Im Vordergrund steht der Nervenkitzel – und der funktioniert meiner Meinung nach richtig, richtig gut!
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