In höchstem Maße unzufrieden sein mit einem Film, in dem man selbst mitgespielt hat – sich aber gleichzeitig in die Person verlieben, die dafür verantwortlich ist, dass besagter Film zur Enttäuschung geworden ist: Das ist wohl ein Dilemma, das nur die wenigsten Schauspieler*innen in ihrer Karriere erleben müssen – doch Kurt Russell ist genau das passiert! Aber von vorn:
Im Jahr 1984 stand der „Die Klapperschlange“- und „Fast & Furious“-Star für die romantische Tragikomödie „Swing Shift – Liebe auf Zeit“ vor der Kamera. Diese dreht sich um Kay Walsh (Goldie Hawn), deren Ehemann Jack (Ed Harris) nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg in die United States Navy eingezogen wird.
Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und die Soldaten aus der Ferne zu unterstützen, nimmt Kay einen Job in der Rüstungsindustrie an. In der Fabrik trifft sie auf den attraktiven Lucky Lockhart (Russell), der sich nicht nur als ihr Vorgesetzter entpuppt, sondern ihr schon bald Avancen macht – denen sie mit Verweis auf ihren Ehering zunächst widersteht. Doch je länger der Krieg und damit auch das Warten andauert, desto mehr fühlt sich Kay zu dem Hobby-Trompeter hingezogen...
Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 6,6 Millionen US-Dollar konnte „Swing Shift“ nicht einmal die Hälfte seines Budgets von 15 Millionen erwirtschaften. Doch schon bevor es zum Leinwand-Flop wurde, stand das Projekt unter keinem guten Stern, denn hinter den Kulissen kriselte es gewaltig. Der Grund: Goldie Hawn war nicht nur die Hauptdarstellerin, sondern auch die ausführende Produzentin von „Swing Shift“ …
… und ihren Einfluss nutzte die Oscar-Preisträgerin („Die Kaktusblüte“), um stark in den Film einzugreifen. Unter anderem beauftragte sie den renommierten Drehbuchautoren Robert Towne („Chinatown“) damit, neue Szenen zu schreiben, die ihre Screentime erhöhen sollten – auf Kosten von Christine Lahti, die als Kays Freundin und Nachbarin Hazel in einer Nebenrolle zu sehen ist (und trotz Hawns Intervention für einen Academy Award nominiert wurde!).
Durch diese Änderungen wurde das Budget immer höher, während der Kinostart mehrmals verschoben werden musste. Am Schlimmsten aber: Regisseur Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“) distanzierte sich von der finalen Version – und versuchte sogar, seinen Namen aus Vor- und Abspann zurückzuziehen. Damit hatte er keinen Erfolg – im Gegensatz zu Nancy Dowd, der ursprünglichen Drehbuchautorin. Die war ebenfalls unzufrieden mit dem Ergebnis und bestand darauf, in den Credits unter dem Pseudonym „Rob Morton“ gelistet zu werden.

Demme formulierte es damals im Interview mit der New York Times diplomatisch: „Ein Teil des neuen Materials hat mir nicht gefallen, und ich wollte es nicht drehen – aber ich habe es trotzdem getan. Ich bin nicht der Typ, der herumläuft und ruft: ‚Sie haben mein Werk zerstört!‘ Und ich behaupte auch nicht, dass die ursprüngliche Version besser war. Ich sage nur, dass sie mir gefallen hat und dass ich lieber hinter dieser Version gestanden hätte.“
Russell scheint das ähnlich zu sehen: Entertainment Weekly zitierte den „Backdraft“-Star im Jahr 1991 mit einem knappen „Hat mir nicht gefallen.“ Pikant dabei: Nachdem sie bereits als Jugendliche in dem Disney-Musical „The One And Only, Genuine, Original Family Band“ gemeinsam zu sehen waren, kamen Hawn und Russell während der Dreharbeiten zu „Swing Shift“ zusammen. Bis heute sind die beiden Hollywood-Stars ein Paar. Für Russell war der Film also im wahrsten Sinne des Wortes lebensverändernd – und vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass er sich mit öffentlicher Kritik an den Änderungen zurückhielt...
Apropos lebensverändernd: Wenn ihr wissen wollt, welche ikonische Sci-Fi-Rolle Kurt Russell abgesagt hat, dann lest auch den nachfolgenden Artikel:
"Mein Leben und meine Karriere wären vielleicht anders verlaufen": Kurt Russell hat einen der größten Sci-Fi-Filme aller Zeiten abgelehnt*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.