Platz 29
„Armee im Schatten“
Jean-Pierre Melville, Frankreich / Italien 1969
Ausweglosigkeit, Gefühlskälte und Stoizismus waren die großen Steckenpferde im Schaffen des französischen Meisterregisseurs Jean-Pierre Melville. In seinem 1969 entstandenen Résistance-Drama „Armee im Schatten“ destillierte er seine Themen zu einem existenzialistischen Blick auf die „Conditio Humana“, der frösteln lässt. Wenn Lino Ventura, Simone Signoret und Jean-Pierre Cassel als desillusionierte Widerstandskämpfer ums Überleben ringen, hat das wenig Heldenhaftes. Melville filmt den Einsatz der zusammengewürfelten Widerständler mit der gleichen emotionslosen Eiseskälte, mit der er zuvor den „Eiskalten Engel“ und später die „Vier im roten Kreis“ einfing. Die Helden haben offenbar schon lange vor Filmbeginn ihre Seele zusammen mit jeder Hoffnung aufgegeben.
Von Anfang an scheint den Protagonisten klar zu sein, dass ihre Taten nicht nur unbesungen bleiben werden, sondern dass ihr Engagement auch mit ziemlicher Sicherheit im Tod enden wird. Dass der fast schon fatalistische Opfergang dennoch emotional mitnimmt ist zum einen den großartigen Darstellern zu verdanken und zum anderen der rigorosen Regie Melvilles, der mit ruhiger Hand und sachlichem Blick die Fäden zieht. Ganz nebenbei gelingen ihm dabei wundervolle Szenen subtilen Spannungsaufbaus, die mit minimalen Mitteln spektakuläre Wirkung erzielen. Ein bitterkaltes Meisterwerk in Grau.
