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    Mit Netflix und Co.: Das steckt hinter dem "ersten Kino für die Hosentasche"

    Filme machen besonders im Kino Spaß. Doch nicht alles läuft dort zu jeder Zeit. Und manchmal ist nicht einmal ein guter Fernseher zur Hand. Da soll nun das „erste Kino für die Hosentasche mit Android TV“ Abhilfe schaffen. Doch was steckt dahinter?

    Anker Innovations

    Der Mini-Beamer Nebula Capsula II wird als das „erste Pocket Cinema mit Android TV“ angepriesen und soll so Unterhaltung revolutionieren. Als wir da zufällig drüber gestolpert sind, wurde sofort unser Interesse geweckt. Denn Filme und Serien mit einem großen Bild überall sehen zu können, hört sich schon ziemlich bombastisch an – auch wenn wir uns am allerliebsten in den abgedunkelten Welten eines Kinosaals unterhalten lassen.

    Noch gibt es den Mini-Beamer nicht auf dem Markt, sondern nur ein Vorgängermodell, das weit weniger kann, als nun versprochen wird. Aktuell sammelt der aus China stammende Hersteller Anker Innovations nämlich noch über die Crowdfounding-Plattform Kickstarter Geld für sein Konzept. Dabei wurde die eigentlich erhoffte Summe von 50.000 Dollar schon weit vor Ende der Kampagne um ein Vielfaches übertroffen (rund 1,5 Millionen Dollar sind bereits zusammengekommen).

    Da erst zum Jahreswechsel 2018/2019 die Produktion beginnen wird und ab Mai 2019 das Gerät erhältlich sein soll, konnten wir es natürlich noch nicht testen. Wir können euch aber schon einmal erklären, worum es überhaupt konkret geht und was versprochen wird.

    Netflix, Amazon und Spiele

    Der Mini-Beamer sieht aus wie ein kleiner runder tragbarer Lautsprecher (diese selbst sind übrigens integriert) und passt in die Tasche oder den Rucksack. Der Hersteller wirbt damit, dass man ihn überall mitnehmen kann und nur eine helle Wand braucht, auf die man das Bild projiziert. Solche Mini-Beamer gibt es schon, doch was ist nun das Besondere? Das erste richtige Kino für die Hosentasche ist die Nebula Capsule II, weil man sonst nichts weiter brauchen soll: Weitere Abspielgeräte, DVDs oder Blu-ray müssen nicht mitgeschleppt werden, man braucht nur eine gute gefüllte Watchlist bei einem kostenpflichtigen Streaminganbieter oder kann auf YouTube zugreifen, wo es ja auch viele Filmperlen kostenlos gibt. Denn das Gerät ist (im Gegensatz zum Vorgängermodell oder anderen Mini-Beamern) mit Android TV ausgestattet.

    Das bedeutet: Über den vorinstallierten Google Play Store habt ihr Zugriff auf über 3600 Apps. Darunter sind natürlich die Applikationen der Streaming- und sonstigen Videodienste wie Amazon Prime Video oder eben YouTube. Auch Netflix könnt ihr selbstständig installieren, die Anbieter weisen aber aktuell daraufhin, dass sie noch keine Zertifizierung für Netflix TV haben, was eine Wiedergabe in HD-Qualität ermöglicht. Daran werde aber gearbeitet und bis zur Markteinführung ist ja noch etwas Zeit. Netflix behält sich wohl vor, die Wiedergabequalität von Geräten selbst zu testen, bevor sie diese Freigabe erteilen.

    Online müsst ihr übrigens nicht immer sein. 8 Gigabyte stehen für den Download von Apps und dann natürlich auch von Filmen im Offline-Modus der jeweiligen Anbieter zur Verfügung – oder auch für Spiele. So gibt es die Möglichkeit ein passendes Gamepad zu erwerben. Zocken können soll man nicht nur die ganzen kleinen Games aus dem Android-Store, die ihr vielleicht auch auf dem Handy spielt, sondern es soll möglich sein, den Beamer mit Switch, PlayStation, und Xbox zu verbinden.

    Technische Fakten zur Bildqualität, Helligkeit und Anschlüssen

    Die Nebula Capsule II ist nicht nur Bluetooth-fähig, sondern verfügt auch über mehrere Anschlüsse (AUX, HDMI, USB-A und USB-C). Ihr könnt also neben den genannten Konsolen auch ganz klassisch wie bei anderen (Mini-)Beamern euren Laptop, eine TV Box, iOS-Geräte etc. oder sogar eine externe Festplatte anschließen, von der ihr auch Videos (oder auch Bilder und Musik) abspielen könnt. Unterstützt werden die gängigen Dateiformate *.mkv,*.wmv,*.mpg, *.mpeg, *.dat, *.avi, *.mov, *.iso, *.mp4, *.rm and *.jpg.

    Der USB-C-Anschluss ist nur zum Laden des mobilen Beamers gedacht. Es soll laut Angabe des Herstellers circa 2,5 Stunden dauern, bis das Gerät vollständig aufgeladen ist. Danach sei der Mini-Beamer für über drei Stunden einsatzfähig. Zudem kann man ihn natürlich parallel laden und benutzen. Die Glühbirne soll ungefähr 30.000 Stunden Licht abgeben bevor sie ausgewechselt werden muss. Der ANSI-Lumen-Wert liegt bei 200, was allerdings nicht sonderlich viel ist. Chip.de empfiehlt zum Beispiel mindestens 500 Lumen/m², damit das Bild auch im Hellen gut zu erkennen ist. Generell gilt die Faustregel für Beamer mit einem ANSI-Lumen-Wert unter 250, dass sie nur in sehr gut abgedunkelten Räumen wirklich überzeugende Leistung bringen.

    Der Mini-Beamer unterstützt Videos mit einer 4K-Bildauflösung, gibt diese aber auf einer hellen Fläche von 100 Zoll Diagonale „nur“ in einer Auflösung von 720p aus. Im Gegensatz zum Vorgängermodell werden also zwar HD-Videos ausgegeben, aber eben nur in der geringsten Auflösung, die noch als High Definition gilt.

    So könnt ihr die Nebula Capsule II erwerben

    Nach Markteinführung im Mai 2019 soll die Nebula Capsule II für einen Preis von 599 Dollar (ca. 530 Euro) erhältlich sein. Wer sich an der Crowfounding-Kampagne via Kickstarter beteiligt, kann sie billiger erwerben. Aktuell hat man noch rund drei Wochen Zeit, diese zu unterstützen, was theoretisch auch als Spende mit jeder Summe möglich ist. In verschiedenen Paketen ab ca. 306 €, die teilweise auch schon ausverkauft sind, kann man den Mini-Beamer und diverse zusätzliche Extras so jetzt schon kaufen. Ihr solltet ihn dann als einer der ersten mit der Auslieferung im Mai 2019 bekommen.

    Das halten wir vom Kino für die Hosentasche

    Wir geben zu: So ein tragbares Kino ist ziemlich reizvoll. So können die Abende im Campingurlaub mit einem Kinoerlebnis zusätzlich aufgewertet werden, wir können fast immer und überall spontan einen Kinoabend veranstalten oder, wenn wir unseren faulsten Tag haben, einfach im Bett liegen bleiben und unseren Lieblingsfilm auf die Decke projizieren. Das alles ersetzt natürlich nicht den richtigen Kinobesuch, erweitert aber die Möglichkeiten, Kino zu erleben.

    ABER: Lohnt es sich wirklich so viel Geld auszugeben? Die meisten dürften einen deutlich besseren TV, viele wohl auch einen 4K-Fernseher zu Hause haben, so dass der Mini-Beamer (abgesehen vom Im-Bett-an-die-Decke-Szenario) wirklich nur etwas für unterwegs ist. Doch braucht man einen Beamer für den Urlaub (wo meist ganz andere Aktivitäten anstehen als Filme schauen)? Oder wenn man in der Natur unterwegs ist (wo in der Pause einer Wandertour doch eher die Umwelt genossen als ein Film geschaut wird)? Der Beamer ist so absurderweise in Momenten am hilfreichsten, in denen es doch meist schöner ist, die Dinge selbst zu erleben, als „nur“ dabei zuzusehen – also in Momenten, in denen man ihn gar nicht braucht. Dazu kommt das Problem mit der Helligkeit (siehe oben), so dass sich der Beamer selbst in der Pause einer Wandertour nicht eignen dürfte.

    Auch die mit drei Stunden relativ geringe Laufzeit ohne Laden könnte ein Hindernis sein. Für die meisten Spielfilme reicht das, aber auch nicht für viel mehr. So bleibt vor allem die Möglichkeit, sich an einem faulen Sonntag für den Lieblingsfilm oder Netflix & Chill nicht aus dem Bett quälen zu müssen. Das Vorgängermodell wurde schließlich so von vielen Leuten eingesetzt.

    Die Nebula Capsule II als Beamer-Alternative?

    Ist die Nebula Capsule II also vielleicht die richtige Alternative für jeden, der sich sowieso einen Beamer für zu Hause anschaffen will und so die zusätzliche Möglichkeit bekommt, im Gegensatz zu festinstallierten oder großen Geräten zum Aufstellen, diese mitnehmen zu können? Am Ende muss es natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber wir sind – gerade, da aktuell noch kein Test des finalen Produktes möglich ist – skeptisch, ob sich das für diesen Preis lohnt.

    So gibt es bereits Mini-Beamer für kleineres Geld (um 100 Euro). Diese bieten vor allem meist eine bessere Bildauflösung und haben deutlich höhere Lumen-Werte (bis zu 2.400), so dass sie auch bei helleren Lichtverhältnissen noch nutzbar sind. Natürlich verfügen diese Mini-Beamer allesamt nicht über Android TV, brauchen also ein zusätzliches Abspielgerät, und sie benötigen meist auch Strom. Die Ortswahl ist bei den bereits im Markt erhältlichen Mini-Beamern eingeschränkt, sie sind kein „Kino für die Hosentasche“.

    Aber die meisten lassen sich an einen Laptop oder an ein Smartphone anschließen – und letzteres hat doch eigentlich jeder heutzutage immer in der Hosentasche (oder mindestens griffbereit). Und auch über das Smartphone kann Netflix in HD wiedergeben werden. Wir kämen zwar – im Gegensatz zum Social-Media-Team des Streamingdienstes – nie auf die Idee, Filme und Serien auf dem kleinen Handybildschirm zu schauen, aber das Handy eignet sich natürlich, um das Bild über einen Beamer zu projizieren. Nur der meistens bei einem Mini-Beamer benötigte Stromanschluss ist so noch ein kleiner Nachteil gegenüber der Nebula Capsule II.

    Hier könnt ihr euch das Video für die Crowdfunding-Kampagne von Anker nochmal ansehen und euch selbst ein Bild machen: 

     

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