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    Netflix-Tipp: Dieses extrem blutige Horror-Remake ist besser als sein Ruf
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Ob "Rosemaries Baby", "Halloween", "Cannibal Holocaust" oder "Scream": Pascal liebt das Horrorkino in seiner ganzen verstörenden Schönheit.

    Bei seiner Veröffentlichung musste das von Michael Bay produzierte Horror-Remake „Texas Chainsaw Massacre“ viel Kritik einstecken. Für FILMSTARTS-Redakteur Pascal ist der blutige Reißer mit Jessica Biel aber deutlich besser als sein Ruf.

    Constantin Film / Netflix

    +++ Meinung +++

    Acht Filme, diverse Zeitlinien und immer wieder der Versuch, eine Neuausrichtung zu forcieren: Das „Texas Chainsaw Massacre“-Franchise um Horror-Ikone und Teilzeitmetzger Leatherface hat schon einiges ertragen müssen – darunter auch reichlich Schelte. „Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre“ aus dem Jahre 2003 musste zum Kinostart ebenfalls viel Gegenwind über sich ergehen lassen.

    Zu Unrecht, wie ich finde, denn die verdammt geradlinige Neuauflage des 1970er-Jahre-Klassikers von Tobe Hooper funktioniert als stimmungsvoller Terror-Hammer so richtig, richtig gut. Wer den Film bisher noch nicht gesehen hat, kann dies momentan auf Netflix nachholen. Aber Obacht, denn ab dem 16. September verschwindet der blutige Schocker aus dem Programm des Streamingdienstes.

    Darum geht es in "Texas Chainsaw Massacre"

    Noch ist die Stimmung unter den Teenagern Erin (Jessica Biel), Morgan (Jonathan Tucker), Pepper (Erica Leerhsen), Andy (Mike Vogel) und Kemper (Eric Balfour) ausgelassen, nachdem sie sich gerade Marihuana in New Mexiko beschafft haben und nun auf dem Weg zu einem Konzert von Lynyrd Skynyrd sind. Es kommt jedoch alles anders als geplant.

    Als die Gruppe die verstörte Henrietta (Heather Kafka) am Straßenrand aufliest, beginnt der Schrecken. Nicht nur, weil diese sich im Auto durch einen Kopfschuss umbringt, sondern weil es hier im tiefsten Texas eine Hinterwäldler-Familie gibt, in deren Keller ein maskierter Hüne haust, dessen liebstes Spielzeug eine Kettensäge ist…

    Hier geht es nur um Ästhetik, Tempo und Härte

    Auch in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik wurde „Texas Chainsaw Massacre“ damals ordentlich verrissen und mit einer desaströsen Wertung von 1 von 5 Sternen abgestraft. Dem kann ich so gar nicht zustimmen, denn im Gegensatz zu anderen Remakes und Reboots (z. B. „The Fog“ oder „Nightmare on Elm Street“) weiß das Kettensägenmassaker von Marcus Nispel sehr genau, was es ist und wo es sich hinbewegen möchte.

    Losgelöst von der gesellschaftspolitischen Agenda des Originals, das sich um ein im Herzen zerrissenes Land drehte, geht es Marcus Nispel vor allem um Ästhetik, Tempo und Drastik. Man merkt dem Regisseur an, dass er sein Geld ursprünglich mit Musikvideos verdient hat, was nicht bedeuten soll, dass „Texas Chainsaw Massacre“ steriles Hochglanz-Kino ist: Hier wird noch gespuckt, geblutet und gelitten.

    Stattdessen ist „Texas Chainsaw Massacre“ vielmehr hervorragend geschnitten und fotografiert. Was Tobe Hooper an inhaltlichen Qualitäten vorzuweisen hatte, ist in der Neuauflage an Form vorhanden. Marcus Nispel weiß, wie er Gewalt in Szene setzen und Bewegungsabläufe (zum Beispiel in Verfolgungsjagden) rhythmisieren muss, um diesen ganz normalen Sommer-Nachmittag in einen unvorstellbaren Alptraum zu verwandeln.

    Zwei Szenen sorgen in "Texas Chainsaw Massacre" für Gänsehaut

    Der im Found-Footage-Stil gehaltenen Prolog und der Epilog, die den angeblich wahren Kern der Geschichte herauskehren sollen und Polizisten dabei zeigen, wie sie den Tatort noch einmal begehen, haben es auf jeden Fall in sich und erweisen sich in Sachen atmosphärischer Wirkungsmacht als ungemein effektiv (obgleich das Ganze mit der Person des echten Serienkillers Ed Gein, der „Texas Chainsaw Massacre“ schon in den 1970er-Jahren inspiriert hat, nichts mehr zu tun hat).

    Darüber hinaus muss man als Anhänger*in des Originals ein dickes Fell mitbringen, denn der reflektierte Hintersinn, mit dem Tobe Hooper seinen (Befindlichkeits-)Film einst aufgeladen hat, wird in Marcus Nispels Vision vollkommen auf den rauen Oberflächenreiz reduziert, was Leatherface selber jegliche tragische Dimension raubt, um ihn zum brachialen Schreckgespenst zu erklären.

    Das ist alles nicht clever, aber als schwitzig-schmutziges Horror-Klopper ungemein packend, weil Marcus Nispel keine Zeit verliert und von Beginn an aufs Gas tritt, um dadurch eine unvermittelte Grausamkeit zu entfesseln. So ist „Texas Chainsaw Massacre“ über seine Laufzeit von etwas mehr als 90 Minuten stets auf das Wesentliche konzentriert. In diesem Sinne: Hier geht es nicht darum, Diskussionen anzuregen, sondern die Nerven zu kitzeln – und das funktioniert.

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