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    Unfassbar: In William Friedkins Horror-Klassiker "Der Exorzist" spielt ein echter Killer mit – und es kam erst Jahre später raus!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Roman Polanski entfachte Pascals Leidenschaft für das Kino. Bevorzugt hält er sich in den 1970er-Jahren auf und fühlt sich in jedem Genre heimisch.

    „Der Exorzist“ gehört zu den größten Horror-Klassikern aller Zeiten. Was viele dennoch nicht wissen: In einer kleinen Nebenrolle ist ein Mann zu sehen, der Jahre nach dem Film (mindestens) einen echten Mord begannen hat...

    Warner Bros.

    Mit „Der Exorzist“ hat die gestern im Alter von 87 Jahren verstorbene Regielegende William Friedkin 1973 einen der besten Horrorfilme aller Zeiten in Szene gesetzt, der auch fast 50 Jahre nach seiner Uraufführung immer noch in der Lage ist, seinem Publikum einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Damit aber noch nicht genug: In einer kleinen Nebenrolle ist Paul Bateson zu sehen, der im Film einen radiologischen Technologen verkörpert. Der Name sagt euch nichts? Dann haltet euch fest, denn bei dem Mann handelt sich um einen echten Killer.

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    Im Jahre 1979 wurde Paul Bateson, der in „Der Exorzist“ nur einen kurzen Auftritt hat, des Mordes an dem Filmjournalisten Addison Verrill schuldig gesprochen und zu einer zwanzigjährigen Haftstrafe verurteilt. 2003 kam Bateson dann auf Bewährung wieder auf freien Fuß. Damit aber noch nicht genug: Bevor Bateson verurteilt wurde, verwickelten ihn die Polizei und die Staatsanwaltschaft in eine Reihe ungelöster Morde, mit denen Bateson Berichten zufolge im Gefängnis auch mehrfach prahlen sollte. Zu einer zusätzlichen Verurteilung kam es trotzdem nie. Aber was genau ist damals passiert?

    Wer ist Paul Bateson?

    Bei Paul Bateson handelt es sich um einen ehemaligen Soldaten, der während seiner Stationierung in Deutschland aufgrund extremer Langeweile dem Alkohol verfiel. Obwohl er nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten immer mal wieder mit dem Trinken aufhören sollte, wurde er jedes Mal aufs Neue vom Alkohol eingeholt. Nach seiner Ausbildung zum neurologischen Radiologietechniker zog er nach New York, wo er schließlich auch von William Friedkin entdeckt wurde, als dieser ihn für Vorbereitungen von „Der Exorzist“ bei einer sogenannten zerebralen Agiografie beobachtete. Diese durfte Bateson dann auch an Regan (Linda Blair) im Film als Assistent begleiten. Hier könnt ihr euch die Szene noch einmal anschauen (Batesons Gesicht ist erstmals ab 0:16 zu sehen):

    Bateson selbst gab an, dass sein Auftritt in „Der Exorzist“ eine Racheaktion an seinem Vater war. Dieser hat ihm als Kind verboten, in die Samstagsmatinées im örtlichen Kino zu gehen. Stattdessen musste er sich Operetten im Radio anhören. Doch mit „Der Exorzist“ nahmen auch die Probleme wieder zu, denn obgleich Bateson von seinen medizinischen Kolleg*innen geschätzt wurde und Friedkin sehr beeindruckt von dessen radiologischen Fähigkeiten gewesen ist, begann Bateson erneut, exzessiv zu trinken.

    Kurz darauf verlor er seinen Job im New York University Medical Center und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Zeitgleich besuchte er einige Treffen der anonymen Alkoholiker, konnte dem Ganzen aber nicht abschwören und trank mindestens einen Liter Wodka pro Tag. Wenn er nicht zu besoffen gewesen ist, hat er sich nach Einbruch der Dunkelheit in den Lederbars von New York in den 1970er-Jahren herumgetrieben. Laut einiger Aussage war Bateson hochgradig fasziniert von dieser Subkultur, nicht zuletzt, weil diese zu jener Zeit so verrufen gewesen ist.

    Paul Bateson wird zum Mörder

    Am 14. September 1977 fand man den Journalisten Addison Verrill tot in seiner Wohnung in der Horatio Street in New York. Er wurde verprügelt und daraufhin erstochen. Entwendet wurde aus der Wohnung von Verrill jedoch nichts, was die Polizei zu der Annahme führte, dass das Motiv des Mörders nichts mit einem Raubzug zu tun gehabt hätte. Zudem gab es auch keine Hinweise auf ein gewalttätiges Eindringen in die Wohnung, was darauf schließen ließ, dass Verrill den Mörder freiwillig in seine Wohnung gelassen hat.

    Daraufhin wurde vom Journalisten Arthur Bell, einem engen Vertrauten von Addison Verrill, ein Thema angestoßen, welches William Friedkin schließlich auch in „Cruising“ mit Al Pacino in den 1980er-Jahren bearbeitete: die Morde an schwulen Männern im New York der 1970er Jahre. Von der Polizei wurden derartige Vorkommnisse größtenteils nicht wirklich ernst genommen, die Medien sprachen zudem meistens von „misslungenen sexuellen Begegnungen“. Verrill selbst war Stammgast in diversen Lederbars.

    In diesem Horror-Klassiker sind echte (!) Leichen zu sehen – liegt deshalb ein Fluch auf dem Film?

    Seinen damaligen Artikel beendete Arthur Bell mit der Telefonnummer der New Yorker Mordkommission, um so an mögliche Hinweise zu gelangen. Acht Tage nach der Veröffentlichung erhielt Bell schließlich einen Anruf. Der Mann am anderen Ende der Leitung schilderte ihm detailliert, wie er Verrill in jener Nacht kennenlernte, mit ihm um die Häuser zog, Sex mit ihm hatte und wie er ihn am nächsten Morgen schließlich tötete. Ein weiterer Anrufer, der sich „Mitch“ nannte und bei mit Bateson einer Ausnüchterung im St. Vincent's Hospital kennenlernte, lieferte Bell dann schließlich auch den Namen des Mörders, den dieser bei seinem Telefonat zuvor noch nicht bekannt gegeben hatte.

    Bateson wurde kurz darauf, Anfang 1979, von der Polizei in seiner Wohnung verhaftet, wo er betrunken auf dem Boden herumlag. Als die Polizei ihn fragte, ob er wisse, warum er verhaftet wird, zeigte er mit dem Finger auf den Artikel von Arthur Bell. Bateson gab der Polizei schließlich ein handfestes Geständnis, welches vollkommen mit dem übereinstimmte, was er Bell am Telefon gesagt hatte. Auch Mitch musste sich einem Verhör unterziehen, wurde nach ein paar Stunden aber wieder entlassen. Bateson erhielt am am 5. März 1979 eine Freiheitsstrafe von mindestens 20 Jahren.

    Hat Bateson noch weitere Morde auf dem Konto?

    Da es zu jener Zeit zu einer ganzen Reihe von Morden an schwulen Männern gekommen ist, die nach einem ähnlichen Muster abliefen wie jener an Addison Verrill, stand Bateson schnell unter Verdacht. Dieser gestand die Morde auch gegenüber Richard Ryan, einem Freund, der im Prozess für ihn ausgesagt hatte. Vor Gericht allerdings stritt Bateson ab, in die weiteren Morde involviert gewesen zu sein.

    Obwohl Staatsanwalt William Hoyte der Überzeugung gewesen ist, dass Bateson die sechs ungelösten Morde verantwortet, gab es keine direkten Beweise. Der damalige Richter, Morris Goldman, verurteilte Bateson daher nur für den Mord an Addison Verrill, die Verbindung zu den weiteren Taten sei letztendlich nicht wasserfest genug gewesen. Bis heute ist damit ungeklärt, ob Bateson, der inzwischen 82 Jahre alt ist, nur einen Menschen umgebracht hat oder in Wahrheit doch ein Serienkiller ist.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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