„Germany's Next Topmodel by Heidi Klum“ begeisterte Woche für Woche ein Millionenpublikum, doch diese Zeit ist längst vorbei. Als Fan wünsche ich mir inzwischen nur noch eins: ProSieben, bitte lasst die Show endlich in Frieden ruhen.
GNTM war problematisch, aber Kult
Es gab eine Zeit, da war „Germany's Next Topmodel“ mehr als nur eine Show – sondern ein echtes TV-Spektakel: Jeden Donnerstag schalteten wir bei ProSieben ein und sahen dabei zu, wie Heidi Klum blutjungen Nachwuchs-Models das Leben zur Hölle machte. Am nächsten Tag diskutierte ganz Deutschland darüber, ob die Falsche rausgeflogen ist, wer zur Oberzicke der Woche erkoren wurde und ob das Shooting nicht eigentlich total unfair abgelaufen ist. Junge Frauen wurden an den Rand des Wahnsinns getrieben, auf ihren Körper reduziert und zu glamourösen Witzfiguren gemacht. Und wir? Wir haben's unkritisch geschluckt, schadenfroh darüber gelacht und mitgefiebert.
GNTM war absoluter Trash, aber die Show traf den Nerv der Zeit wie kaum eine andere. Kult-Kandidatinnen wie Gina-Lisa Lohfink und Gisele Oppermann wurden als Ikonen verehrt – und selbst wenn wir vor Fremdscham im Boden versanken, konnten wir nicht wegschauen. Ohne Zweifel: Die Castingshow wusste damals genau, was sie liefern wollte: Drama und Eskalation pur, während Heidi als eiskalte Modelqueen das Zepter in der Hand hielt.
ProSieben
"Germany's Next Topmodel" hat keine Seele mehr
Doch das ist lange her. Längst hat sich verändert, was wir als Gesellschaft unterhaltsam finden. Junge Mädchen vor laufender Kamera zu terrorisieren, gehört zum Glück nicht mehr dazu. GNTM versucht deshalb seit Jahren, sich einen neuen Anstrich zu geben: netter, diverser und moderner. Und tatsächlich hat der öffentliche Druck Wirkung gezeigt: Heute wird weniger gelästert und künstliches Drama wurde weitestgehend verbannt.
Doch dabei gibt es ein Riesenproblem: Wenn man zwischenmenschliche Dramen aus GNTM streicht, bleibt nichts mehr übrig, was die Show interessant machen könnte. Schon damals wurde die Suche nach dem nächsten Topmodel endlos in die Länge gezogen, doch damals bemerkten wir zwischen Heulkrämpfen, Streitereien und Psychoterror nicht, wie wenig Substanz wirklich vorhanden war. Dies wird heute umso deutlicher: Bis auf absurde Challenges, quälend langweilige Entscheidungswalks und unauthentische Castings, die rein gar nichts mit echtem Modeln zu tun haben, hat GNTM einfach nichts zu bieten. Die Show wirkt formelhaft, blutleer und folgt einer immer gleichen Erzählstruktur, die schon vor Jahren niemanden mehr überraschen konnte. Selbst ich als eingefleischter Fan muss beschämt anerkennen, dass GNTM immer wieder auf Altbewährtes setzt, das schon vor 10 Jahren Staub angesetzt hatte.
ProSieben/Max Montgomery
ProSieben, es wird Zeit für ein Ende mit Würde
Auch Heidi scheint immer weniger Lust auf die Show zu haben. Meist sitzt sie teilnahmslos auf ihrem Jurystuhl und lächelt gewohnt charmant vor sich hin, während sich die Nachwuchsmodels vor ihr abrackern. Selbst eine Wachsfigur hat mehr Charisma als Klum im Jahr 2025. Und wer kann es ihr verübeln, dass sie nach 20 immergleichen Staffeln keine Lust mehr hat, mehr als das Nötigste zu liefern? Selbst Promi-Gäste wie Naomi Campbell, die Teilnahme von Männermodels und immer noch schrillere Shootings konnten da keine Abhilfe mehr schaffen.
Denn im Grunde liegt das Problem viel tiefer: GNTM wusste noch nie, was es abseits von Reality-TV-Drama eigentlich erzählen will. Seitdem nach anhaltenden Shitstorms immer mehr darauf geachtet wird, dass die Models nicht zu Witzfiguren degradiert werden, steckt die Show in einer waschechten Identitätskrise. Denn ums Modeln ist es noch nie gegangen. Leider ist das Bild deshalb heute umso erschreckender: Germany's Next Topmodel wirkt müde, ziellos und wie aus der Zeit gefallen. Die Strahlkraft von früher und Heidis Hollywood-Glamour können die Show vielleicht noch ein paar Staffeln weitertragen. Aber wie lange kann das noch gut gehen? Als Fan kann ich mir deshalb nur eines wünschen: ProSieben, bitte lasst GNTM endlich in Würde sterben.