Fast 30 Jahre hat es gedauert, bis wir wieder die einzigartige Tron-Optik im Kino sehen dürfen. Mit modernster Computertechnik schafft es Tron Legacy zwar bildgewaltig zu beeindrucken, aber auch das kann leider nicht komplett über die Schwächen in der Storyline hinwegtäuschen. Dennoch weiß das "Vermächtnis" auf seine eigene Art und Weise zu überzeugen.
Bild aus Tron Legacy Komplett in 3D gefilmt und dennoch mit 2D- und sogar Schwarz-Weiß-Sequenzen ausgestattet ist Tron Legacy der vermutlich erste Film, bei dem 3D endlich so eingesetzt wird, wie es eigentlich sein sollte. Denn der Effekt ist nicht nur dazu da, um zeigen zu können, dass man es kann, sondern er transportiert eine Nachricht. So sind alle Szenen, die im Grid spielen in 3D und alles in der realen Welt in 2D. Das mutet fast schon philosophisch an, wenn man sich vor Augen hält, dass das reale 3D ausgerechnet für die virtuelle Welt genutzt wird.
Darüber hinaus präsentiert sich das Disney-Team wieder in bester Manier und zeigt, dass man definitiv zur Weltspitze gehört, wenn es um spektakuläre Computeranimationen geht. Nahtlos fügen sich die Darsteller in die optisch eindrucksvolle Computerwelt ein, die einige kreative Ideen zu bieten hat. Highlight ist hier natürlich das Lightcycle-Race, welches in Anlehnung an Tron bereits in den Trailern ansatzweise zu sehen war.
Die Optik kann allerdings nicht vollständig darüber hinwegtäuschen, dass es in der Geschichte einige Schwachstellen gibt, die vor allem den Fans des ersten Teils auffallen und bitter aufstoßen werden. Darüber hinaus fehlt in Tron Legacy ein wenig die Vision, die den ersten Teil - zumindest im nachhinein - zum Kult machte und heute nicht mehr so unmöglich scheint. Hier lassen die Macher ein wenig den Spirit vermissen, den man für ein solches Projekt als Zuschauer erwarten können muss. Ebenso unverständlich ist es, warum man den Charakter Kevin Flynn so farblos lässt, obwohl man die Chance hätte nutzen können, um ihm deutlich mehr Tiefe zu verleihen.
Von diesen Feinheiten, die sicherlich nur eingefleischte Fans wirklich stören werden, abgesehen, präsentiert sich Tron Legacy aber seinem Vorgänger sehr ähnlich. Denn optisch anspruchsvoll und perfekt in Szene gesetzt bietet er genau das, was man sich von diesem Streifen vorab erwartet hat. Im Unterschied zum ersten Teil ist man aber jetzt - verständlicherweise - deutlich mehr auf den Mainstream ausgelegt und verlässt sich zunehmend auf Actioninszenierungen.
Tron Legacy wird zweifelsohne viele Menschen begeistern. Vor allem die junge Zielgruppe, die das Original überhaupt nicht kennt, wird ein in sich abgeschlossener Film präsentiert, der kaum Vorkenntnisse erwartet. Genau dieser Punkt wird von den Tron-Fans aber sicherlich negativ aufgefasst, hätte man doch mehr draus machen können, wenn man verschiedene Aspekte von früher energischer aufgegriffen hätte. Als Fazit ist der Film aber definitiv ein Must-See, denn Tron Legacy muss man im Kino gesehen haben und sollte nicht auf die Couchpotatoe-Variante warten, denn diese wird einiges an Flair und Stimmung vermissen lassen!