Mein Konto
    Wilde Zeiten - Neue Freunde neu gemischt!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Wilde Zeiten - Neue Freunde neu gemischt!
    Von Robert Cherkowski

    Erwachsen werden will heute Niemand mehr so wirklich. Lieber versucht eine ganze Generation von Dreißigern, die Sorglosigkeit der Jugend so lange wie möglich zu erhalten, sich die Nächte mit Party-Abenteuern um die Ohren zu schlagen und nicht an Morgen zu denken. Irgendwann später, wenn der Ernst des Lebens so richtig spürbar geworden ist, stellt sich dann die Frage, ob das wirklich schon alles gewesen sein soll oder ob man nicht doch noch den einen oder anderen Exzess mitnehmen sollte. Amerikanische Komödien wie „Hangover", das weibliches Pendant „Brautalarm" oder „Alles Erlaubt - eine Woche ohne Regeln" nahmen sich der spät-adoleszenten Lebensgier an und vergnügten ihr Publikum mit reichlich derben Scherzen. In diese Kerbe wollen nun auch Alex Gregory und Peter Huyck mit „A Good Old Fashioned Orgy" schlagen. Leider ist ihr prüder Film in puncto Humor und Erotik gleichermaßen eine Enttäuschung.

    Alltag stellt für die Clique um den junggebliebenen Eric (Jason Sudeikis) eine große Herausforderung dar. Während er sich im Büro langweilt, ist die Psychologin Kelly (Lake Bell) ebenso frustriert wie der Möchtegern-Rockstar Doug (Martin Starr), der Tagedieb Mike (Tyler Labine) oder die anderen Mitglieder ihrer vergnügungssüchtigen Crew. Ihre Highlights sind regelmäßige Motto-Partys in Erics Haus. Das gehört jedoch eigentlich seinem neureichen Vater (Don Johnson in einer Gastrolle). Als dieser das Haus verkauft, soll eine letzte Party stattfinden, eine Party, die den kleinen Freundeskreis auf ewig aneinander bindet: eine Sexorgie. Stößt die Idee anfangs noch auf Ablehnung, lassen sich dann doch immer mehr Cliquenmitglieder darauf ein. Und der große Tag rückt näher...

    Verantwortlich für das Misslingen der „guten alten Orgie" ist vor allem das kaum identifikationstaugliche Figurenensemble, das die Regisseure Alex Gregory und Peter Huyck hier versammeln. Eric und seine Mannschaft sind eine zwanghaft feierwütige Bande von unsympathischen Langweilern – da wirkt das Heilsversprechen vom Gruppensex schon reichlich grotesk. Die in mancherlei Hinsicht vergleichbaren „Hangover"-Filme verfügten zumindest noch über eine charismatische Besetzung. Hier wird lediglich das Who-is-Who aus der zweiten bis dritten Fernsehreihe durchs Bild gescheucht, um in einer Tour und ohne Sinn und Verstand das berühmt-berüchtigte F-Wort zu kreischen.

    Auch die Regie lässt jedes komödiantische Timing vermissen. Die meisten Gags sind echte Rohrkrepierer und fügen sich zu einer 98-minütigen Sketchparade zusammen, die viel zu lang geraten ist. Zu allem Überfluss ist der Sex-Ulk dann auch noch besonders spießig! Ständig wird hier über Sex geredet, man gibt sich wild und ist eigentlich doch äußerst prüde. Und so ist dieser Aspekt des Films auch inszeniert. Die einzig nennenswerten Sexszenen gibt es zur Halbzeit, wenn Eric und Mike einen Swingerclub aufsuchen, um sich Inspiration für die Orgie zu holen. Für einen kurzen Moment schwelgt das Regie-Duo dabei in regelrecht schmieriger Softcore-Ästhetik. Später verkommt dann aber auch die finale Orgie zu einer züchtigen Kuschelei ohne jede Erotik. „Freie Liebe", „unverkrampfte Sexualität" und „freundschaftliche Polygamie"? Hier gibt's die ganz sicher nicht.

    Fazit: Alex Gregorys und Peter Huycks lauwarme Sexklamotte „A Good Old Fashioned Orgy" ist oversexed and underfucked und damit meilenweit am Thema vorbei inszeniert.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top