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    Schock Labyrinth 3D
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Schock Labyrinth 3D
    Von Christoph Petersen

    Die Geistervilla und Fluch der Karibik haben es vorgemacht. Genau wie Takashi Shimizus „Schock Labyrinth 3D“ basieren auch sie auf einer Jahrmarktattraktion. Wo sich die amerikanischen Effektspektakel bei Fahrgeschäften aus den Disney-Freizeitparks bedienten, stand für den japanischen 3D-Grusler nun die größte Geisterbahn der Welt Pate. Das am Fuße des Berges Fuji gelegene Gruselkabinett nennt sich „Cho Senritsu Meikyu“ und es dauert stolze 50 Minuten, seine verschlungenen Gänge einmal zu durchqueren. Seit ihrer Eröffnung hält sich das Gerücht, dass die Geisterbahn früher tatsächlich eine echte Klinik gewesen sei, die erst nach ihrem Konkurs in den Park integriert wurde. Dies würde schließlich auch den Umstand erklären, warum alle medizinischen Gerätschaften in der Gruselausstellung echt sind. Das Management des Parks bestätigt die Gerüchte zwar nicht, hat ihnen bisher aber auch nicht widersprochen. Eine urbane Legende, wie geschaffen, um aus ihr eine Horrorgeschichte weiterzuspinnen. So dachte auch Produzent Masayuki Tanishima, als er das Gemäuer bereits im Jahr 2005 zum Schauplatz seines Films erkor. Allerdings hätten er und sein Regisseur ruhig noch ein wenig weiter spinnen sollen. Denn auch wenn die 3D-Effekte einige neue Nuancen des Genres ausloten, bleibt die handelsübliche Gruselstory doch arg dünn.

    Nach Jahren kehrt Ken (Yuya Yagira) in seine Heimatstadt zurück, wo seine Freunde aus Kindertagen, Motoki (Ryo Katsuji) und die blinde Rin (Ai Maeda), inzwischen als Paar zusammenleben. Die Clique hatte sich damals nach einem Vorfall in einem Freizeitpark zersprengt, als ihre Freundin Yuki (Misako Renbutsu) bei einem heimlichen Streifzug durch ein bereits geschlossenes Gruselkabinett einfach verschwand. Rin bereitet gerade das Abendessen vor, als eine durchnässte junge Frau an der Tür klingelt und behauptet, sie sei Yuki. Natürlich glauben die Freunde der Fremden nicht, aber als diese plötzlich in Ohnmacht fällt, bringen sie sie trotzdem in eine Klinik. Schnell stellt sich heraus, dass in diesem Krankenhaus schon längst keine Ärzte und Schwestern mehr ihren Dienst verrichten. Stattdessen erweisen sich die Klinikflure als Teil jenes Gruselkabinetts, in dem Yuki einst verschwand...

    Im Gegensatz zu My Bloody Valentine nutzt „Schock Labyrinth“ die 3D-Technik nicht, um seinem Publikum herausgerissene Eingeweide noch ekelerregender präsentieren zu können. Regisseur Takashi Shimizu setzt aber wie auch schon in seinen Filmen Ju On – The Curse und Ju On – The Curse 2 auf eine subtilere Art des Horros. Besonders gelungen ist dies, wenn er mit der Kamera behutsam an den abgewetzten Geisterbahninterieurs, etwa schön unappetitlich nachgestellten Operationen, vorbeischleicht. Da bleibt genügend Zeit, um diese herrlich altmodischen Gruselapparaturen zu genießen. Es gibt aber auch einige Totalaussetzer. Wenn etwa Yukis 3D-Häschenrucksack ebenso geisterhaft wie bedeutungsschwanger durch die Wände gleitet, ist das eher unfreiwillig komisch und wenig gruselig.

    Ein anderer inszenatorischer Einfall steht hingegen tatsächlich für 3D-Neuland. Im Stile des Akira-Kurosawa-Meisterwerks Rashomon gibt es Szenen, deren Details sich - je nachdem, aus der Perpektive wessen Protagonisten sie gerade erzählt werden – immer wieder verschieben. Dieser sehr klassische Ansatz, mit filmischen Wirklichkeiten zu jonglieren, erhält in der dritten Dimension, wo sich mit Perspektiven eben noch viel ausgelassener hantieren lässt, noch einmal ganz neuen Schwung.

    Leider geht dieser der Story selbst vollkommen ab. Die jungen Erwachsenen streifen durch die Gänge des Kabinetts, treffen dabei immer wieder auf ihre kindlichen Ichs, dass Freud seine wahre Freude daran gehabt hätte, aber insgesamt bleibt das alles doch arg beliebig. Takashi Shimizu reicht es nicht, seinen Protagonisten und damit auch seinem Publikum den einen oder anderen Schauer einzujagen, er will vielmehr, dass das titelgebende Schock Labyrinth das Innenleben der Figuren widerspiegelt. Ein lobenswerter Ansatz, der bei diesen Schauspielern aber von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Yuya Yagira ist zwar noch immer der jüngste Schauspieler, der jemals bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurde (für den großartigen Nobody Knows), doch hier fällt auch er dem weit verbreiteten Klo-Blick-Phänomen zum Opfer, das immer wieder nicht ganz so tolle Schauspieler trifft, wenn sie plötzlich erschrocken dreinschauen sollen. Auch die anderen Darsteller sind nur leidlich besser.

    Fazit: Höhen und Tiefen liegen bei „Schock Labyrinth 3D“ nah beieinander. Zwar trotzt Takashi Shimizu der 3D-Technik einige Schmankerl ab, aber die schwachen Schauspierleistungen verhindern, dass sein ambitioniertes Schuld-und-Sühne-Story-Konstrukt aufgeht. Nur für Fans des J-Horrors und für die auch nur in 3D.

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