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    Sommer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Sommer
    Von Christoph Petersen

    Vom Kinderstar zum Teenieschwarm – seit seinem ersten Auftritt als Leon im Nachwuchskicker-Franchise Die Wilden Kerle vor fünf Jahren reitet Jimi Blue Ochsenknecht auf einer anhaltenden Erfolgswelle. Auch wenn er in den Fortsetzungen Die Wilden Kerle 2, Die Wilden Kerle 3 und Die Wilden Kerle 4 keine schauspielerischen Glanzleistungen ablieferte, lockte doch jeder Teil mehr Zuschauer als sein Vorgänger in die Kinos. Nur Die Wilden Kerle 5 blieb ein wenig hinter den Erwartungen zurück, aber in diesem hatte Jimi ja auch nur noch einen Kurzauftritt. Seitdem er im Oktober 2007 seine Debütsingle „I‘m Lovin‘… (l.r.h.p.)“ veröffentlichte, bastelt Jimi zusätzlich an einer Musikerkarriere. Im November folgte mit „Mission Blue“ dann das dazugehörige Album, das seitdem mit gutem Erfolg über die Ladentische wandert. Nun, wo Jimi auf dem bisherigen Höhepunkt seines Ruhms angelangt ist, sind die Produzenten Ewa Karlström und Andreas Ulmke-Smeaton das Wagnis eingegangen, mit „Sommer“ einen Film zu finanzieren, der sich voll und ganz auf den Starrummel um seinen Hauptdarsteller verlässt. Ob sich dieses Risiko an den Kinokassen auszahlen wird, steht in den Sternen. Aber zumindest künstlerisch ist die seifige Teenie-Romanze von Regisseur Mike Marzuk ( Weißt was geil wär…?!) nicht mehr als beliebige Dutzendware.

    Achtung: Da es sich bei „Sommer“ ganz offensichtlich um ein „O.C., California“-Rip-Off handelt, stehen hinter den Rollen diesmal nicht die Namen der Schauspieler, sondern die der entsprechenden O.C.-Charaktere:

    Weil sein Vater, ein Bundeswehr-Pilot, mal wieder versetzt wird, muss der 15-jährige Tim (Ryan Atwood) von Berlin Abschied nehmen und zu seiner Oma auf eine kleine Nordseeinsel ziehen. Kaum auf dem beschaulichen Eiland angekommen, gerät er auch schon mit den einheimischen Richkids um Anführer Lars (Luke Ward) aneinander. Außerdem verguckt sich Tim in die blonde Inselschönheit Vic (Marissa Cooper), die sich dummerweise ausgerechnet als Lars‘ Freundin entpuppt. Allerdings hat Vic mittlerweile genug von den oberflächlichen High-Society-Surfern, was auch mit der Situation ihrer Eltern zu tun hat: Während sich ihr Vater (Jimmy Cooper) beim Bau eines Schwimmbads heftig verspekuliert hat, ist ihre Mutter (Julie Cooper) vor allem auf den äußeren Schein des Wohlstands bedacht. So kommt Vic der neue Junge, der so ganz anders ist als all die Schickie-Mickie-Typen, die sie sonst so kennt, gerade recht. Natürlich lässt Lars die Niederlage gegen irgend so einen dahergelaufenen Berliner Mittelschicht-Rebellen nicht so einfach auf sich sitzen – gemeinsam mit seinen hörigen Kumpels macht er Tim fortan das Leben schwer…

    Ein rebellischer, aber eigentlich doch herzensguter Teenager muss sich plötzlich in der oberflächlichen, verlogenen Welt der Reichen und Schönen zurechtfinden – inhaltlich präsentiert sich „Sommer“ als Leinwand-Variation der Hit-Soap „O.C., California“. Aber Jimi Blue ist nun mal kein Benjamin McKenzie und die kleine Nordseeinsel ist kein Orange County – so ist hier alles mindestens zwei Nummern kleiner/schwächer als beim US-Vorbild. Die Story arbeitet sich an den üblichen Teen-Soap-Bausteinen ab, ohne dabei jemals richtig in Fahrt zu kommen: Die Liebesgeschichte zwischen Tim und Vic wirkt wenig glaubhaft, die Konkurrenz zwischen Tim und Lars hingegen arg konstruiert – vor allem mit dem abschließenden Wettschwimmen (zu dem Tim passenderweise auch noch mit einer dümmlich begründeten Wasserphobie ausgestattet wird) hat sich das Autoren-Duo Peer Klehmet und Sebastian Wehlings (Kleinruppin Forever) ein Eigentor geschossen: Der „dramatische“ Showdown möchte gerne großes Kino sein, entpuppt sich jedoch als Provinzposse.

    Im Vergleich zu seinen Auftritten in den Die Wilden Kerle-Filmen leistet sich Jimi Blue in „Sommer“ bedeutend weniger Schauspiel-Ausrutscher. Dies liegt vor allem daran, dass die Rolle des Tim nicht allzu weit von Jimis eigenem Image entfernt liegt – ein rebellisches Streetkid mit Skateboard, Baseball-Cap und cooler Lederjacke. So steht man bei Jimi-Blue-Fans auf der sicheren Seite. Die weiteren jugendlichen Schauspieler Sonja Gerhardt (bekannt aus der Sat.1-Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“) und Jannis Niewöhner (Der Schatz der weißen Falken, TKKG – Das Geheimnis der rätselhaften Mind-Machine) sind dem Hauptdarsteller deutlich überlegen und reißen ihre Klischeerollen locker runter. Nur Julian Vincenz Krüger als pummelig-peinlicher Sidekick Eric ist eine glatte Fehlbesetzung. Vervollständig wird das Ensemble von den Routiniers Eva Mannschott (Leroy), Tim Wilde Ossi´s Eleven), Ingeborg Westphal (Elementarteilchen, Der rote Kakadu) und Uwe Ochsenknecht (Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken), der hier mal wieder – ganz originell - den Vater seines Sohnes spielt.

    Fazit: „Sommer“ ist von vorne bis hinten auf Jimi-Blue-Fans zugeschnitten. Alle anderen Kinobesucher durchleben 104 mehr oder weniger belanglose Minuten, die weder Kinoformat aufweisen noch an das offensichtliche TV-Vorbild „O.C., California“ heranreichen.

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