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    Heimweh nach St. Louis
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    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

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    4,5
    Veröffentlicht am 20. November 2023
    "We could be happy anywhere as long as we're together."

    Selten können mich Musicals wirklich rühren oder unterhalten. Auch viele der alten Klassiker geben mir nur wenig, weil sie meistens auch wenig zu bieten haben. Klar die Choreografien sind toll, der Gesang stark, aber das war´s meistens auch. „Meet Me in St. Louis“ (im Deutschen auch als „Heimweh nach St. Louis“ bekannt) ist jedoch anders. Es gibt relativ wenige Songs und noch weniger aufwendige Choreos, dafür aber umso mehr Herz.
    Das Werk von 1944 gilt schon lange als Meilenstein der amerikanischen Musicals, aber auch international feiert der Film viel Ansehen. Gerade Judy Garland konnte sich hiermit nach „Der Zauberer von Oz“ einen Namen machen und war ein Jahr später (1945) sogar mit dem Regisseur Vincente Minelli verheiratet (beide bekamen wieder ein Jahr später ihre Tochter Liza Minelli, die ebenfalls ein Musical- und Filmstar wurde). „Meet Me in St. Louis“ war für mehrere große Oscars nominiert, konnte aber keinen gewinnen. Nur die junge Margaret O´Brien erhielt einen Juvenile Award (quasi einen Mini Oscar) für ihre starke Leistung. Doch den Einfluss, den der Film bis heute hat, ist deutlich größer als jede Auszeichnung. Und in meinen Augen ist dieser Einfluss auch gerechtfertigt, denn das Werk ist erstaunlich charmant und witzig, vor allem für einen Film, der fast 80 Jahre alt ist!

    Die Geschichte spielt natürlich in St. Louis im Jahre 1903 und zieht sich über ein ganzes Jahr. Wir sehen das Leben der Familie Smith. Tochter Esther verliebt sich in den adretten Nachbarn, doch ihr Glück scheint zu zerbrechen als der Vater der Smiths einen Job in New York bekommt: Die ganze Familie soll mit ihm in die Großstadt ziehen und St. Louis zurücklassen…

    In vielen dieser alten Filme sind die dramatischen Ereignisse der Story sehr konstruiert und aus heutiger Sicht eher lachhaft, da es sich meistens um konservative Liebesprobleme handelt. Und die gibt es auch in „Meet Me in St. Louis“, doch hier konnte ich den emotionalen Konflikt deutlich ernster nehmen. Woran liegt das? In erster Linie vermute ich an den großartigen darstellerischen Leistungen. Viele der Schauspieler geben wirklich alles und wirken erstaunlich echt. Viele der ruhigen, emotionalen Momente haben mich wirklich gerührt, in Folge dessen kann ich eine recht simple Liebesstory deutlich wohlwollender akzeptieren.

    Gleichzeitig hat der Film durch seine episodische Erzählstruktur (Sommer, Herbst und Winter) eine sehr angenehme und unaufgeregte Atmosphäre. Viele der Songs sind eher ruhig und selbst wenn ein Lied mal etwas turbulenter ist (wie der berühmte „Trolley Song“), dann gibt es keine großen Tänze mit Wow-Effekt: Die Figuren mit ihren Wünschen stehen im Vordergrund. Judy Garland singt toll, aber sie kann ihre Lieder auch mit schauspielerischen Qualitäten unterfüttern. Die damals noch junge Margaret O´Brien singt in dem Film gar nicht so großartig, aber das muss sie auch nicht, denn sie ist ein Kind. Und ihre Energie und ihre Lebenslust machen ihre Performance umso glaubhafter und charmanter.

    „Meet Me in St. Louis“ ist ein Wohlfühlfilm, aber einer, der trotzdem viel Substanz hat. Das wird vor allem in dem wunderschönen Song „Have Yourself a Merry Little Christmas“ deutlich, dessen Text sich mir nun mithilfe dieses Films deutlich mehr erschließt. Ein wundervoller Moment, in dem einer der schönsten Weihnachtssongs aller Zeiten geboren wurde! Und ja, „Meet Me in St. Louis“ ist für mich in vielerlei Hinsicht ein Weihnachtsfilm, der aber durch seine Halloweenthematik auch perfekt für den November geeignet ist. Aber im Grunde kann man diesen Film zu jeder Zeit im Jahr sehen.

    Das Werk ist aber neben vielen Dingen auch unfassbar witzig! Ich hätte nicht gedacht, wie viel ich über manche Witze lachen muss, was natürlich auch wieder an den großartigen Darstellern liegt, die mit ihrem Timing viele der Witze perfekt rüber bringen. Der Film hat generell einen sehr humoristischen Ton, wechselt aber immer wieder gekonnt zu romantischen, gefühlvollen und sogar ein paar gruseligen Momenten.

    Trotzdem darf man nicht vergessen, dass der Film aus einer anderen Welt stammt. Einige Ansichten der Figuren sind aus heutiger Sicht absolut nicht mehr zeitgemäß, andere hingegen haben sich ganz gut gehalten. Und wer mit Kitsch nichts anfangen kann, wird hier sicherlich auch nicht viel Freude haben. „Meet Me in St. Louis“ zeigt aber in meinen Augen wie Kitsch richtig gemacht wird.

    Wie schon erwähnt, leisten die Schauspieler ein großartige Arbeit. Judy Garland ist wahrlich fantastisch und die kleine Margaret O´Brien liefert eine der besten Leistungen als Kind in einem Film ab, gerade für die Zeit. Wenn sie in der Story weint, dann weint sie wirklich und man leidet richtig mit ihr mit. Mir gefielen aber auch vor allem die Eltern, Anna und Alonzo Smith, gespielt von Mary Astor und Leon Armes.

    Ebenfalls erwähnenswert ist der Look des Films, denn nur wenige Filme damals waren in Technicolor. Vor allem fängt der Film auch die herbstliche und weihnachtliche Jahreszeit sehr gut ein mit seinen Bildern.

    Und dann haben wir natürlich noch die Musik von Hugh Martin und Ralph Blane (Orchestration: Roger Edens): Diese ist ikonisch und wirklich umwerfend. „The Trolley Song“ war auch für den Oscar nominiert, aber mein Favorit bleibt das unfassbar schöne „Have Yourself a Merry Little Christmas“!

    Fazit: „Meet Me in St. Louis“ ist ein wundervoller Film. Man muss ihn mit etwas Abstand betrachten, aber die emotionalen Momente könne wirklich zu Herzen gehen. Die witzigen Szenen können einen wirklich zum Lachen bringen. Und ein Happy End kann auch tatsächlich ein gutes und belebendes Gefühl in einem auslösen. Mit grandiosen Darstellern und wundervoller Musik schafft dieser Film sich unsterblich zu machen und hat das auch vollkommen verdient!
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