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    Au Revoir Taipeh
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Au Revoir Taipeh
    Von Björn Becher

    Bis heute prägt die Nouvelle Vague zahlreiche junge Regisseure, darunter offenbar auch den in den USA aufgewachsenen, aus Taiwan stammenden Arvin Chen. Seine Liebeserklärung an die Heimatstadt seiner Eltern „Au revoir, Taipeh" orientiert sich an der beswingten Leichtigkeit, mit der einst auch schon die „Außenseiterbande" durch Paris zog. Allerdings legen solche Vorbilder die Messlatte hoch und die erreicht Chen nicht immer. Denn auch wenn die von Wim Wenders co-produzierte Romantikkomödie frei von jeglichem Ernst immerzu eine heiter-amüsante Grundstimmung hält, gereichen ihr die Vielzahl an Figuren und das damit einhergehenden Überangebot an Handlungsepisoden nicht immer zum Vorteil.

    Kai (Jack Yao) hat Liebeskummer, denn seine Freundin ist von Taipeh nach Paris gezogen. So sitzt er Nacht für Nacht auf dem Boden einer Buchhandlung und paukt französische Vokabeln, um anschließend der Angebeteten, die ihn nie zurückruft, Nachrichten auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen. Dabei übersieht er die nette Buchverkäuferin Suzie (Amber Kuo), die unbeholfen versucht, mit ihm zu flirten. Als seine Freundin per Telefon Schluss macht, beschließt Kai, nach Paris zu reisen. Um an das nötige Geld zu kommen, bittet er den netten „Bruder" Bao (Frankie Gao) um Hilfe, der allerdings einen Botengang als Gegenleistung fordert. Bao ist ein Gangster, der sich zur Ruhe setzen will - und so nimmt die Übergabe des kleinen Päckchens einen turbulenten Verlauf. Als Kai erst Suzie wiedertrifft und dann plötzlich ein paar Jungganoven und ein ebenfalls mit Beziehungsproblemen konfrontierter Polizist (Joseph Chang) hinter ihnen und dem Päckchen her sind, hat eine völlig verrückte Nacht gerade erst ihren Anfang genommen...

    Nachdem in einer längeren Exposition die vielen Figuren endlich vorgestellt sind, konzentriert sich die eigentliche Handlung von „Au revoir, Taipeh" auf das turbulente Treiben einer Nacht. Für Arvin Chen, der mit seinem Kurzfilm „Mei" 2006 den Silbernen Bären der Berlinale gewann, steht dabei stets die Leichtigkeit und nie der Ernst im Vordergrund. Die jugendlichen Gangster haben zwar eine Knarre, sind aber viel zu trottelig, um furchteinflößend zu sein. Der Polizist bricht in einer brenzligen Situation die Verfolgung ab, weil er seine Frau mit einem anderen Typen sieht. Eine richtige Geschichte erzählt Chen nicht, das Päckchen ist ein MacGuffin, der Inhalt wertlos. Spannend ist „Au revoir, Taipeh" deshalb nicht, vielmehr plätschert die Handlung vor sich hin. Trotzdem ist der Film unterhaltsam, was vor allem daran liegt, dass Chen das Tempo hochhält, immer neue absurde Situationen kreiert und ständig die Schauplätze wechselt.

    Zwischen all den Turbulenzen durch die sie stolpern, kommen sich Kai und Suzie auf bezaubernde Weise näher. Die romantische Geschichte ist einer der Pfründe des Films, auch wenn es oft nur kurze Szenen sind. Die Erlebnisse der zahlreichen Nebenfiguren werden hingegen oft überflüssig breit erzählt, nur einige wenige bereichern das Geschehen wirklich. Da wird Kais schüchterner bester Freund Gao (Paul Chiang) von den immerzu in grellen orangenen Anzügen gekleideten Junggangstern entführt, um sie anschließend die halbe Nacht beim Mahjongg abzuzocken und sich von ihnen verköstigen zu lassen. Visuell orientiert sich Chen an Wong Kar-Wai und findet ähnlich starke Bilder, wie dieser in Filmen wie etwa „Chungking Express" für Hongkong, nun auch für Taipeh.

    Fazit: Eine von Jazz-Klängen untermalte Liebeserklärung an Taipeh, ein romantisches Märchen und abstrus-komische Massentanzszenen - Arvin Chens Spielfilmdebüt hat viele Stärken. Allerdings wäre eine Konzentration auf weniger Figuren von Vorteil gewesen und der mangelnde Ernst der Erzählung schadet bisweilen. So ist „Au revoir Taipeh" vor allem eine Fingerübung, die mehr für die Zukunft verspricht.

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