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    Violet & Daisy
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Violet & Daisy
    Von Christian Horn

    Eine überraschendere Richtung hätte Geoffrey Fletcher, der 2010 für sein Drehbuch zu „Precious" den Oscar gewann, mit seinem Regiedebüt „Violet & Daisy" kaum einschlagen können. Sein eigenwilliger Film - ein Highlight des Fantasy Filmfests 2012 - ist ein überaus ideenreiches Action-Drama voll schwarzen Humors, das nur sehr wenig mit dem Sozialdrama „Precious" gemein hat. Fletcher bricht wiederholt mit den Erwartungen des Publikums und zeigt mit „Violet & Daisy" nicht nur ein weiteres Mal sein Talent als Autor, sondern erweist sich auch als origineller Regisseur, der gleich mit seinem Erstling ein filmisches Kleinod mit Kultpotenzial vorlegt.

    Violet (Alexis Bledel) und Daisy (Saoirse Ronan) sind nicht nur beste Freundinnen und große Fans der Popsängerin Barbie Sunday, sondern auch Auftragskillerinnen. Ihren nächsten Job nehmen die jungen Frauen vor allem deswegen an, um sich das neue Outfit aus der Kollektion ihres Idols leisten zu können. Doch dieses Mal gerät die Situation außer Kontrolle: Violet und Daisy treffen mit Michael (James Gandolfini) auf ein Opfer, das keinerlei Gegenwehr zeigt und die schönen Killerinnen bereitwillig in seiner Wohnung aufnimmt. Die jungen Frauen sind hochgradig irritiert über diese Wendung, schließlich haben sie noch nie zuvor eines ihrer Opfer persönlich kennengelernt. Derweil rückt ein Trupp weiterer Attentäter an, um den Job auszuführen...

    Gleich vom ersten Moment an wird deutlich, dass „Violet & Daisy" alles andere als ein gewöhnlicher Erstlingsfilm ist: In Nonnenkostümen schießen Alexis Bledel und Saoirse Ronan eine Horde Männer über den Haufen – ein Auftakt voller Gewalt, Stil und Coolness. So lässig ist das inszeniert, dass man sich in einem Film von Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez wähnt und nicht im Werk eines Debütanten. Dabei erscheint „Violet & Daisy" nie wie ein Abklatsch oder gar ein Plagiat berühmter Vorbilder, ganz im Gegenteil: Geoffrey Fletcher nutzt die durch den Oscargewinn gewonnene Freiheit, schert sich keinen Deut um Konventionen und wählt eine Erzählweise, die den Fortgang der Ereignisse nie erahnen lässt.

    Neben dem erfrischend unvorhersehbaren Handlungsverlauf und einer Fülle an absurden Situationen tragen insbesondere die beiden Hauptdarstellerinnen zum Gelingen des Films bei. Die 18-jährige Saoirse Ronan („Abbitte"), die sich durch ihre Hauptrolle im Coming-of-Age-Actionthriller „Wer ist Hanna?" für die Rolle der Daisy empfohlen hat, und Alexis Bledel („Gilmore Girls", „Sin City") sind in ihrer Mischung aus Kindlichkeit, Erotik und Kaltblütigkeit ideal besetzt und ergänzen sich hervorragend. Der betont resigniert spielende James Gandolfini („Die Sopranos", „Willkommen bei den Rileys") sorgt unterdessen dafür, dass selbst ausgefallene Drehbuchwendungen glaubwürdig erscheinen. So entfaltet dann auch der dramatische Kern des Films - Michael und Daisy werden füreinander zu Ersatzvater und –tochter - trotz der künstlichen Oberfläche einige Wirkung und erhält durch die einfühlsamen Darsteller ein emotionales Fundament.

    Fazit: Mit zwei hinreißenden Hauptdarstellerinnen, einer unkonventionellen Erzählweise und jeder Menge absurder Situationen ist „Violet & Daisy" von der ersten bis zur letzten Minute beste Unterhaltung.

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