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    The Iceman
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Iceman
    Von Ulf Lepelmeier

    Nach außen erfolgreicher Geschäftsmann und Familienmensch, zugleich Auftragskiller der Mafia: Das war Richard Kuklinski, der von den 60er bis Mitte der 80er Jahre über 100 Menschen ermordete und nun im Mittelpunkt von Ariel Vromens dritter Regiearbeit „The Iceman“ steht. Seinen Spitznamen erhielt der Killer, weil er seine Opfer oft über Wochen in Tiefkühltruhen aufbewahrte, um ihren Todeszeitpunkt zu verschleiern. Basierend auf Anthony Brunos Buch „Der Iceman - Die Jagd auf Amerikas brutalsten Killer“ und James Thebauts HBO-Dokumentation „The Iceman Tapes: Conversations With a Killer“ inszeniert Vromen ein unaufgeregt- distanziert erzähltes Gangster-Drama. In der der Hauptrolle überzeugt Michael Shannon („Man Of Steel“) als kaltblütiger Killer, der bis zum etwas überhasteten Ende des Films ein Mysterium bleibt.

    In den frühen 60er Jahren trifft der stoische Richard Kuklinski (Michael Shannon) auf Mafiaboss Roy Demeo (Ray Liotta), der beeindruckt von seiner Kaltblütigkeit ist. Fortan führt der liebevolle Ehemann und Vater ein Doppelleben und verrichtet blutige Aufträge für die Gambino-Familie. Doch als ein Kleinkrieg zwischen Roy und einem anderen Mafiaboss droht, wird Richard bis auf weiteres von seinem lukrativen Job entbunden. Um seiner ahnungslosen Frau Deborah (Winona Ryder) auch weiterhin einen gehobenen Lebensstandart bieten zu können geht Kuklinski eine Zusammenarbeit mit dem Killer-Kollegen Mr. Freezy (Chris Evans) ein, der für unterschiedlichste Auftraggeber Menschen beseitigt. Doch lange kann er seine blutige Profession nicht geheim halten….

    Nach einem ersten Date zwischen dem sich schüchtern gebenden Koloss Richard Kuklinski und seiner späteren Ehefrau Deborah Pellicotti geht es bei „The Iceman“ gleich in die Vollen: In einer düsteren Bar wird Kuklinski beim Billardspielen beleidigt und reagiert auf seine Weise: Er schlitzt seinem Gegner routiniert die Kehle durch und verlässt seelenruhig den Tatort. Von Anfang an sind somit zwei Dinge über den Hünen mit polnisch-irischen Eltern klar: Er hat Erfahrung im Töten und ist in der Lage ohne Emotion oder Gewissensbisse zu morden.

    Was folgt sind zwei Jahrzehnte im Leben eines Killers, die zwischen Familiendasein und Auftragsmorden wechseln. Rückblenden geben Einblicke in die von Missbrauch gezeichnete Kindheit Kuklinskis und seinen übertriebenen Beschützerinstinkt in Bezug auf seine Familie, doch im Grunde bleibt der Auftragskiller ein Mysterium. Richard Kuklinski scheint von einer nie versiegenden inneren Wut getrieben, die bei Gelegenheit explodiert und ihn zur erbarmungslosen Tötungsmaschine werden lässt. Nicht nur das Geld reizt ihn, auch das Morden an sich scheint Kuklinski förmlich als Katalysator für seine brodelnde Aggressivität zu benötigen.

    Michael Shannon verleiht dem eiskalten Killer Richard Kuklinski eine Aura der Unnahbarkeit und Emotionslosigkeit, die sein undurchschaubares Wesen unterstreicht. Doch immer wieder lässt er das Brodeln im Hintergrund des meist stoisch dreinblickenden Kuklinski aufblitzen, deutet die Abgründe an, die sich immer wieder in Gewaltausbrüchen entladen. Doch auch wenn Shannons Spiel beeindruckt, erscheint die Figur nicht ganz konsequent ausgearbeitet. Zu einseitig wird Kuklinski als gänzlich emotionsloser Mann gezeichnet, der einzig seiner Familie gegenüber zu Gefühlsregungen fähig ist. Wie es der Auftragskiller schafft, sein Aggressionspotential im Umkreis seiner Familie über einen langen Zeitraum so stark zu zügeln, dass diese nichts von seinen Gewaltausbrüchen mitbekommt, bleibt unerklärt.

    Doch Shannon macht das Beste aus seiner nicht ganz runden Figur, ebenso wie Winona Ryder als zunehmend desillusionierte Ehefrau. Friends-Star David Schwimmer („Der Zufallslover“) sowie Chris Evans („Captain America – The First Avenger“) sind kaum wieder zu erkennen und nutzen die Möglichkeit, in für sie untypischen Rollen zu überzeugen, während Ray Liotta („GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“, „Killing Them Softly“) einmal mehr den schmierigen Gangsterboss mimt und James Franco („Die fantastische Welt von Oz“) einen viel zu frühen Leinwandtod stirbt.

    Fazit: „The Iceman“ ist ein traditioneller Gangsterfilm dem es trotz prominenter Darstellerriege und dem eindrucksvoll zwischen unterkühlter Emotionslosigkeit und impulsiven Aggressionsausbrüchen changierenden Michael Shannon etwas an Dynamik und Tiefe fehlt.

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