Wer als Künstler ein bestimmtes Thema aufgreift, von dem wird gemeinhin erwartet, dass er sich zu diesem in irgendeiner Weise positioniert. Wobei natürlich auch die bewusst gesetzte Ambivalenz, die Offenheit, die weise oder trotzige Enthaltung einen Standpunkt beschreibt. Doch auch die Neutralität, die angeblich pure Beschreibung oder nüchterne Darstellung sollte als politische oder ästhetische Entscheidung begreiflich werden. Mit „Das bessere Leben" hat Malgorzata Szumowska erst kürzlich einen sehr stimmigen, fein beobachteten Film über moderne Prostitution gemacht, der mehr Fragen aufwirft als er beantwortet. Bertrand Bonello („Der Pornograph") hingegen gelingt dies mit seinem Sittendrama „Haus der Sünde" nicht. Er hat stattdessen ein filmisches Mosaik geschaffen, in dem die Steinchen kein Gesamtbild ergeben – trotz eindrucksvoller Ausstattung und Schauspielleistungen.
Die Tage des...
Die ganze Kritik lesen