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    Mindscape
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Mindscape
    Von Michael Meyns

    In den vergangenen Jahren entstanden in Spanien gleich mehrere interessante Genreproduktionen, vor allem (Horror-)Thriller wie die „[REC]“-Reihe oder „Orphan – Das Waisenkind“, letzterer inszeniert von Jaume Collet-Serra. Dieser ist nun als Produzent von „Mindscape“ (teilweise auch unter dem Titel „Anna“ vertrieben) verantwortlich, für den er Jorge Dorado – langjähriger Regie-Assistent bei Pedro Almodovar – mit der Inszenierung beauftragte. An die Qualität der besten iberischen Thriller kann der Langfilmdebütregisseur dabei zwar nicht anknüpfen, doch die Geschichte um einen Gedankenleser, der allzu tief in den Kopf einer jungen Frau hineinblickt, bietet dank gut besetzter Hauptdarsteller solide Unterhaltung.

    John (Mark Strong) hat eine besondere Gabe: Er kann in die Gedanken einer beliebigen Person, deren Hände er hält, eintauchen und die Erinnerungen der Person beobachten. Seit dem Tod seiner Frau macht John zwar Pause mit seinem ungewöhnlichen Beruf, doch nun bittet ihn sein ehemaliger Chef Sebastian (Brian Cox) um Hilfe: Er soll sich um Anna (Taissa Famiga), Tochter eines reichen Ehepaars, möglicherweise psychisch gestört und gerade mit einem Hungerstreik beschäftigt, kümmern. Schon die erste Sitzung offenbart Anzeichen einer düsteren Vergangenheit, von sexuellem Missbrauch, Mobbing in der Schule und blitzenden Messern. Immer tiefer wird John in die Gedankenwelt Annas hineingezogen und beginnt zu ermitteln: Ist das Mädchen tatsächlich eine manipulative Mörderin oder doch das Opfer einer schrecklichen Vergangenheit?

    Unweigerlich denkt man angesichts des Eintauchens in Gedankenwelten an Christopher Nolans „Inception“, der in dieser spanischen, aber in englischer Sprache gedrehten Produktion sichtbar Pate gestanden hat. Es soll zwar nicht verraten werden, welche Wendungen die verworrene und nicht immer schlüssige Geschichte von „Mindscape“ durchläuft, doch dass den Erinnerungen einer Figur wie Anna nicht zu trauen ist, wird schnell deutlich. Ist der Gedankendetektiv John anfangs noch misstrauisch, lässt er sich zunehmend auf die Seite des jungen Mädchens ziehen, forscht nicht nur in deren Gedankenwelt, sondern auch in der Realität nach Spuren, die allzu gut zusammenpassen.

    Geschickt wird dabei die leicht übernatürliche Ebene des Gedankenlesens mit einer geradezu klassischen Krimihandlung verwoben, bei der John sich von Hinweis zu Hinweis hangelt, hier alte Bekannte Annas besucht, dort in dunklen Archiven Akten aufstöbert. Das alles ist von Regiedebütant Jorge Dorado solide - wenn auch ohne bemerkenswerten Stil - in Szene gesetzt und hält vor allem dank der beiden Hauptdarsteller die Spannung. In ihren gemeinsamen Szenen stimmt die Chemie zwischen Mark Strong („Sherlock Holmes“, „Kick-Ass“) und Taissa Famiga („The Bling Ring“, „American Horror Story“) und es wird gekonnt eine Beziehung entwickelt, die irgendwo zwischen Arzt-Patient-Verhältnis und zunehmender emotionaler Anziehung angesiedelt ist.

    Das „Mindscape“ am Ende jedoch nicht mehr ist als ein solider Film für einen Abend auf der Couch, liegt an der Story, in der etliche Nebenschauplätze aufgemacht werden, die dann unterentwickelt bleiben und vor allem an der schwachen Auflösung. Der Wunsch, den Zuschauer mit einem besonderen Twist zu überraschen, ist zwar nachvollziehbar, führt hier jedoch zu einer Wendung, die allzu viele Fragen aufwirft. Angesichts etlicher ähnlich gearteter Filme ist das Finale zudem auch enttäuschend einfallslos. Allzu glatt und gefällig endet „Mindscape“, wodurch ein großer Teil des Potentials verschenkt wird.

    Fazit: Jorge Dorados „Mindscape“ ist ein solider Thriller mit übersinnlichen Story-Elementen, der dank seiner überzeugenden Hauptdarsteller über weite Strecken sein etwas zerfahrenes und am Ende unbefriedigendes Drehbuch vergessen lässt.

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