"Assassin's Creed" von Justin Kurzel war der erste Film, den ich dieses Jahr im Kino gesehen habe, und gleich ein Volltreffer ... als Kandidat für den schlechtesten Film des Jahres. Dass er überhaupt ein halbes Sternchen bekommt, ist dem Umstand geschuldet, dass man nicht null Sterne vergeben kann, und dass Optik und Effekte ganz OK sind. Der Rest aber ist Schrott. Aber der Reihe nach: Die Geschichte allein ist schon vollkommen hanebüchen und an den Haaren herbeigezogen. Aus unerfindlichen Gründen wollen Mitglieder des Templerordens die Weltherrschaft an sich reißen und die Menschheit versklaven (was sie mit ihrer Zeit anfangen, wenn sie dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt haben, bleibt indes ungeklärt). Zu diesem Zweck benötigen sie den Apfel Edens, also die Frucht vom Baum der Erkenntnis, den Eva gepflückt hat. Allein das Wort "Apfel" ist schon derart profan, dass das Ganze völlig lächerlich wirkt. Noch alberner wird es, als man das gammelige Obst zu Gesicht bekommt und klar wird: die laufen alle hinter einer dämlichen Boccia-Kugel hinterher.
Jedenfalls, in dieser Boccia-Kugel ist irgendwie der DNA-Code-Dingens für den Freien Willen des Menschen drinne, und wenn man den Apfel in die Hand nimmt, fängt er an zu leuchten und man kann die Gedanken aller Menschen kontrollieren. Wie dem auch sei, die Tempelritter sind hinter dem Zauberbällchen her, was den sogenannten Assassinen nicht in den Kram passt. Die haben nämlich ein Kredo. Das besagt, dass sie frei sind und alles dürfen und nichts dagegen haben, dafür zu sterben. Und sie können gut kämpfen und auf Dächern cool herumposen wie die Ringeltauben.
Nun hätte man ja aus diesem Ansatz mit dem Freien Willen einen spannenden philosophischen Überbau schaffen können. Hat man aber nicht. Die Boccia-Kugel ist nichts weiter als ein Hitchcockscher McGuffin, ein Vorwand, um zwei gegnerische Parteien aufeinander losgehen zu lassen. Das ist aber noch nicht die einzige vertane Chance. Callum Lynch, die Hauptfigur, gespielt von einem heillos unterforderten Michael Fassbender, hat als Kind mit angesehen, wie sein Vater seine Mutter tötete, und wurde darob selbst zum Gewalttäter. Später wird er dann hingerichtet, in Wahrheit lebt er aber noch und kommt in die Forschungseinrichtung von Dr. Sophia Rikkin, gespielt von der wirklich überbewerteten Marion Cottillard. Dort hat er dann reichlich Gelegenheit, seinen durchtrainierten Prachtoberkörper pittoresk zu präsentieren. Die Ärztin erklärt, dass sie erforschen will, wie Aggression und Gewalt entstehen und wie sie sich verhindern ließen. Hochinteressant, wie gern hätte ich dazu ein paar Theorien, Gedankenspiele und Anregungen erfahren.
Aber nein, auch das bleibt bloße Behauptung und Vorwand, damit die Tempelritter und Assassinen sich gegenseitig zünftig die Fresse polieren können. Überhaupt spielt Marion Cottillard ihre Sophia auch unterirdisch schlecht. Bedeutungsschwanger hält sie ihre Smokey Eyes und perfekt geschminkten Lippen in die Kamera, trägt ihre eleganten Seidenblusen spazieren und sondert gelegentlich einen Satz ab, den sie jeglicher Bedeutung beraubt. Ihre Figur ist zudem mies konzipiert, ihre Motivation wird überhaupt nicht klar. Erst heißt es, sie lebe für die Forschung und wolle alles daran setzen, ihr Projekt zu verwirklichen und den Kern der Gewalt zu entschlüsseln. Und dann braucht es nur einen abgrundtief dummen Schlussdialog, und sie wirft alle ihre Ideale über den Haufen. "Du weißt, was jetzt passiert." "Ich kann das nicht." "Doch, du kannst." - Dö-döm! (Und auf dem Niveau waren ALLE Dialoge
Zwischendurch wird auch das Thema Generationenkonflikt gestreift, doch das bleibt ebenfalls ohne Folgen, ohne Bedeutung. Ansonsten rennen und hopsen die Assassinen munter durch die Gegend und werden von den Tempelrittern dabei verfolgt, die reichlich angepisst sind, weil ihnen jemand ihre Weltherrschaftspläne zu vereiteln gedenkt. Dass das Ganze in unterschiedlichen Zeit- und Bewusstseinsebenen spielt, hätte spannend werden können, ist aber auch völlig egal.
Fazit: Was. Für. Ein. Scheiß. Kann man sich sowas von sparen! Der war noch nicht einmal unfreiwillig komisch, wie "Ben Hur", sondern einfach schlecht. Fast genauso mies wie "Jupiter Ascending" - und das will was heißen.