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    Cirque du Soleil - Traumwelten
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Cirque du Soleil - Traumwelten
    Von Christoph Petersen

    Der 1984 von zwei mittellosen Straßenkünstlern im kanadischen Quebec gegründete Cirque du Soleil hat sich längst zu einem weltweit erfolgreichen Unterhaltungs-Unternehmen mit Milliardenwert gemausert. Was die Gründer einst als Mischung aus Zirkuskunst und Straßenunterhaltung beschrieben wurde schnell zur Erfolgsgeschichte: Inzwischen gibt es etwa 20 verschiedene Cirqu-du-Soleil-Shows mit insgesamt mehr als 5000 Artisten, die in über 300 Städten zu sehen sind und einen Umsatz jenseits der 800-Millionen-Dollar-Grenze generieren. Kein Wunder also, dass der Cirque du Soleil nach einigen kleineren Filmen, die hauptsächlich im TV und auf DVD zu sehen waren, nun auch seinen Weg ins Kino findet. Und dabei erhält er prominente Unterstützung: Mit Regisseur Andrew Adamson („Shrek") und Produzent James Cameron („Avatar") stehen zwei namhafte Hollywood-Größen hinter dem aufwändig produzierten 3D-Spektakel „Cirque du Soleil – Traumwelten". Doch trotz der vielversprechenden Besetzung hinter der Kamera gelingt es nicht, die unvergleichliche Faszination des Cirque du Soleil auch einem Kinopublikum zu vermitteln.

    „Cirque du Soleil – Traumwelten" sind Elemente aus den sieben Las-Vegas-Live-Shows „O" (beheimatet im Hotel Bellagio), „KÀ" (MGM Grand), „Mystère" (Treasure Island), „Viva Elvis" (Aria Casino), „Criss Angle Believe" (Luxor), „Zumanity" (New York-New York) und „The Beatles Love" (The Mirage) vereint. Verbunden werden die einzelnen Nummern durch eine extra für den Film erfundene Rahmenhandlung: Mia (die frühere Cirque-du-Soleil-Künstlerin Erica Linz) erspäht auf einem Jahrmarkt den Trapezkünstler The Aerialist (Igor Zaripov). Es ist Liebe auf den ersten Blick. Als der Akrobat kurz darauf bei einem Trapezsprung abstürzt, folgt Mia ihm durch den in sich zusammenfallenden Boden der Manege hindurch in eine magische Welt. Auf der Suche nach ihrem Geliebten stößt sie dort auf eine Reihe von Zirkuszelten, in denen allerlei Akrobaten ihrer atemberaubenden Kunst nachgehen...

    Einige der Nummern – von den asiatischen Kletterkünstlern an einer beweglichen Steilwand bis hin zu den Comichelden mit ihren waghalsigen Trampolinsaltos - lassen das Publikum auch im Kino staunen. Aber insgesamt strahlt das bunte Leinwandtreiben nur einen Bruchteil der Faszination der Live-Shows aus. Jetzt könnte man natürlich einwerfen, dass dem doch immer so wäre und dass das Medium Kino dem Live-Erlebnis automatisch etwas wegnähme. Aber das stimmt nicht! Da muss man sich nur einen Film wie Wim Wenders‘ meisterhafte Tanz-Doku „Pina" anschauen, um zu sehen, dass das Kino der Live-Kunst auch etwas ganz eigenes hinzufügen kann. Aber diese Chance hat Andrew Adamson, der als Regisseur der ersten beiden „Die Chroniken von Narnia"-Teile bereits Erfahrungen mit dem Erschaffen einer magischen Welt gesammelt hat, leider verpasst.

    Die vom Regisseur selbst geschriebene Rahmenhandlung hat weder Überzeugungskraft noch Eigenständigkeit. Mias Abstieg ins Totenreich und ihre dortige Suche nach dem Trapezkünstler ist so offensichtlich nur ein Mittel zum Zweck, dass die auf dem Papier eigentlich hochdramatische Liebesgeschichte keinerlei Emotionen im Zuschauer auslöst. Das gelingt lediglich den musicalhaften akrobatischen Einlagen mit ihren kreativen Kostümen und aufwändigen Kulissen. Allerdings beschränkt sich Andrew Adamson nicht darauf, die Show-Ausschnitte einfach nur abzufilmen, stattdessen reichert er sie mit filmischen Mitteln wie hastigen Schnitten oder Zeitlupen an. Diese Tricksereien hätten die Künstler indes überhaupt nicht nötig gehabt, ganz im Gegenteil: Sie lenken oft so stark ab, dass kaum noch zu erahnen ist, was die Akrobaten da tatsächlich gerade für unmenschliche Meisterleistungen vollbringen.

    Selbst in den ruhigeren, potentiell traumhaft schönen Momenten, etwa wenn ein einsames rotes Dreirad mit gelben Gummistiefeln fahrerlos über die Bühne rollt, bleiben die großen Emotionen irgendwo auf dem Weg von der Leinwand zum Zuschauer stecken. So funktioniert „Traumwelten" als eigenständiger Film gar nicht und als „Best of Cirque du Soleil" nur streckenweise. Auch der 3D-Einsatz sorgt nicht für entscheidende Bonuspunkte. Wie zuletzt bei dem auch von ihm produzierten Höhlen-Thriller „Sanctum" hat sich James Cameron vor allen Dingen in 3D-technischen Fragen eingebracht und tatsächlich ist „Cirque du Soleil – Traumwelten" in dieser Hinsicht makellos. Allerdings gelingt es Andrew Adamson auch hier kaum, aus der Technik einen ästhetischen oder erzählerischen Mehrwert herauszuschlagen. Mit Ausnahme von zwei, drei der Nummern spielt der 3D-Effekt sogar fast gar keine Rolle.

    Fazit: Andrew Adamsons 3D-Zirkus-Spektakel macht definitiv Lust, sich die Shows einmal live anzuschauen – als Werbeformat hat „Cirque du Soleil - Traumwelten" seine Schuldigkeit also getan. Aber für sich genommen lässt der Film sein Publikum trotz der atemberaubenden Akrobatik-Nummern überraschend kalt.

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