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    Bastille Day
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Bastille Day
    Von Andre Kummer

    Der Terrorismus ist inzwischen auch in Europa allgegenwärtig. Verheerende Anschläge wie in Paris am 13. November 2015 oder am 22. März 2016 in Brüssel haben unser Leben verändert und bei vielen Menschen Angstgefühle verstärkt oder neu aufkommen lassen. Bereits lange vor den genannten Attentaten entstand das Drehbuch zu „Bastille Day“, in dem ausgerechnet ein geplanter Bombenanschlag mitten in der französischen Hauptstadt die Ausgangssituation bildet. Dadurch bekommt der hervorragend inszenierte Agenten-Thriller von James Watkins einen durchaus brisanten realistischen Unterton, auch mit Themen wie Polizeigewalt, soziale Ungerechtigkeit, Korruption und Manipulation durch die Medien ist der Film nah dran an der Wirklichkeit und ihren Krisen. In erster Linie überzeugt „Bastille Day“ jedoch als handfeste, temporeiche Action-Unterhaltung mit einem großartigen Idris Elba in der Hauptrolle.

    Der kleinkriminelle US-Amerikaner Michael Mason (Richard Madden) hat seiner Heimat den Rücken gekehrt und schlägt sich seitdem in Paris mit Taschendiebstählen durch. Er hat darin eine wahre Meisterschaft entwickelt, doch eines Tages sucht er sich das falsche Opfer aus: Mason entwendet der jungen Zoe (Charlotte Le Bon) die Handtasche, ohne zu ahnen, dass darin eine Bombe versteckt ist. Er wirft die für ihn uninteressante Tasche in den Müll. Kurz darauf kommt es zu einer folgenschweren Explosion und Mason gerät plötzlich als vermeintlicher Terrorist ins Visier der Geheimdienste. Die CIA schickt den knallharten Agenten Sean Briar (Idris Elba), der die brisante Angelegenheit möglichst vor seinen französischen Kollegen in den Griff bekommen soll. Tatsächlich gelingt es Briar, Mason zu schnappen. Jedoch ist ihm schnell klar, dass sich der hoch brisante Fall viel komplizierter gestaltet als gedacht.

    Dritter Film, drittes Genre: Nach seinem brutalen Survival-Horror „Eden Lake“ und dem gediegenen Gothic-Grusel „Die Frau in Schwarz“ versucht sich Regisseur James Watkins nun an einem Agenten-Thriller der alten Schule mit moderner Note und Gegenwartsbezug. Herausgekommen ist dabei ein Film irgendwo zwischen „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“, der Jason-Bourne-Reihe und Euro-Action à la Luc Besson. Anders als beim betont langsamen „Die Frau in Schwarz“ tritt Watkins bei „Bastille Day“ von der ersten Minute an auf das Gaspedal: In halsbrecherischem Tempo entwickelt sich eine wendungsreiche und bei allem Realismus sehr unterhaltsame Verschwörungsgeschichte. Die Originalschauplätze werden bei dieser Odyssee durch die französische Metropole gekonnt zur Geltung gebracht, die größtenteils handgemachten, extrem physischen Actionsequenzen wirken dank der agilen Handkameraarbeit erfrischend rau und ungeschliffen. Ein Prunkstück ist auch die spektakuläre Verfolgungsjagd zwischen Sean Briar und Michael Mason auf den Dächern der Stadt – ein früher Höhepunkt des Films.

    Nicht nur bei der Actioninszenierung, auch bei der Figurenzeichnung bieten uns James Watkins und seine Mitstreiter Überdurchschnittliches: Die drei Hauptfiguren sind auf anregende Weise ambivalent und treffend besetzt. So enttäuschen „Game of Thrones“-Mime Richard Madden und die Französin Charlotte Le Bon („The Walk“) keineswegs, aber es ist Idris Elba („Beasts Of No Nation“), der dem Film eine besondere Note aufdrückt. Er besticht mit enormer körperlicher Präsenz und verleiht seiner Figur des getriebenen und von einer dunklen Vergangenheit belasteten CIA-Agenten mit subtil-nuanciertem Spiel eine beeindruckende Tiefe. Es liegt nicht an Elba und seinen Schauspielerkollegen, dass das hohe Anfangsniveau des Films nicht durchgängig gehalten werden kann. Die diversen Handlungswendungen sind gegen Ende zunehmend vorhersehbar, die Motive der Terroristen spielen letztlich kaum eine Rolle und auch der vermeintliche Showdown fällt vergleichsweise unspektakulär aus.

    Fazit: Schnell, schnörkellos und spannend – in „Bastille Day“ werden gekonnt klassische Motive des Agenten-Thrillers mit den Schauwerten moderner Action-Blockbuster vereint. Auf der Zielgeraden geht der rasanten Hatz allerdings etwas die Puste aus.

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