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    V8 - Du willst der Beste sein
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    V8 - Du willst der Beste sein
    Von Jörg Brandes

    Mit den fünf Filmen um „Die wilden Kerle“, die auf seiner eigenen Buchreihe basierten, hat sich Joachim Masannek als kommerziell erfolgreicher Regisseur etabliert. Seine Inszenierungen der Kicker-Gang trafen den Nerv des Zielpublikums. Dass sich nicht jeder erwachsene Kinokritiker dessen Begeisterung anschließen mochte, blieb für die Einspielergebnisse des Franchise ziemlich unerheblich. Mittlerweile liegt der letzte Auftritt der Kerle gut fünf Jahre zurück. Während dieser Zeit hat sich der umtriebige Masannek nicht etwa ausgeruht. Er schrieb weiter fleißig Bücher und tüftelte ein neues Leinwandprojekt aus, das ebenfalls in Serie gehen soll. Dafür wechselte er einfach die Sportart. Autorennen statt Fußball heißt nun die Devise. „V8 – Du willst der Beste sein“ erinnert deutlich an „Die wilden Kerle“ – im Guten, mehr aber noch im Schlechten.

    Formel-1-Fan David (Georg A. Sulzer) will unbedingt ein eigenes Kart. Dafür legt er sich mächtig ins Zeug – und nimmt in den Ferien jeden noch so doofen Job an. Leider macht ihm seine jüngere Schwester Luca (Heiner Lauterbachs Tochter Maya) mit einer dummen Aktion einen Strich durch die Rechnung. Davids Karriereziel Rennfahrer scheint danach erst einmal in weite Ferne gerückt. Da fällt dem Zehnjährigen eine mysteriöse Münze vor die Füße. Sie trägt das Logo der „Burg“, eines legendenumrankten geheimen Rennzirkus für Kinder. Auch Luca, die aus dem berüchtigten Stadtsüden stammende Kiki Lilou (Klara Merkel) und der Schnösel Robin (Samuel Jakob), der dank seines reichen Vaters (Heiner Lauterbach) längst ein Kart sein eigen nennt, kommen in den Besitz einer solchen Münze Die vier sind für Qualifikationsrennen auserwählt, die bei Erfolg in „Die Burg“ führen. Wie gut, dass Kiki Lilous Mutter Andalee (Mina Tander) einen Schrottplatz besitzt, auf dem sich viel Nützliches für den Rennwagenbau findet. Als Gegner des Quartetts, das sich „V8“ nennt, kristallisiert sich das ältere Team der Barakudas um den arroganten Hell GTI (Nick Romeo Reimann) heraus, das nicht nur mit fairen Mitteln kämpft.

    Wie „Die wilden Kerle“ führt auch Masanneks aktueller Film in eine kindliche Fantasiewelt. Die merkwürdigen Klamotten, die viele seiner Nachwuchsdarsteller tragen, sind zwar nicht immer geschmackssicher, aber zumindest einigermaßen originell. Das Produktionsdesign kann sich ebenfalls sehen lassen. Dem morbiden Charme von Andalees „Kathedrale des Schrotts“ etwa kann man sich kaum entziehen. Und die Szenerie des Qualifikationsrennens ist eine schöne Referenz an „Mad Max“. Die Anspielungen auf „The Fast & The Furious“ sind dagegen weniger gelungen. Die Barakuda-Mädel als laszive Boxenluder auftreten zu lassen, erscheint im Rahmen eines Kinderfilms etwas verfehlt. Aber das ist bei Masannek ja nichts Neues. Schon in einigen „Kerle“-Folgen steckte er Jungschauspielerinnen in Outfits, die mehr zeigten als verhüllten.

    Schade auch, dass es ziemlich lange dauert, bis der Streifen actionmäßig richtig in Fahrt kommt. Nichts gegen eine sorgfältige Einführung der Figuren. Aber hier erscheint einiges redundant. Dass David ein schwieriges Verhältnis zu seiner Schwester hat, ist bereits lange vor seinem dritten „Dafür bring’ ich dich um!“ klar. Und dass Robins Vater extrem hohe Anforderungen an das rennfahrerische Können seines Sohns stellt, hat man ebenfalls schnell kapiert. Trotzdem wird es immer wieder thematisiert. Im Mittelteil dominieren dann zu viele vorhersehbare teaminterne Zwistigkeiten das Geschehen, die von der gegnerischen Crew noch kräftig geschürt werden. Außerdem wird einiges an Zeit mit dem Rumschrauben an den zum Einsatz kommenden Boliden vertändelt.

    Offenbar hielt es der Regisseur auch für eine gute Idee, die meisten Mitglieder der Rennfahrer-Teams den Sprachduktus ihrer kickenden Vorgänger übernehmen zu lassen. Besonders bei David und seiner Schwester klingt fast jeder Satz wie ein rausgerotztes Statement. Zudem schleudern die beiden ganz in „Wilde Kerle“-Manier Begriffsungetüme wie „kolbengefressene Nitroeinspritzung“ und „dreifachgeölter Pavianpo“ in die Gegend. Die meisten erwachsenen Darsteller, darunter etwa noch Adam Bousdoukos („Soul Kitchen“) und Masanneks Lebensgefährtin Michelle Monballijn als Eltern von David und Luca, müssen sich dagegen nicht im Posing üben. Aber deren Leinwandzeit ist eh begrenzt. Außer für Heiner Lauterbach („Schutzengel“) fällt eigentlich nur für Christoph Maria Herbst („Stromberg“) eine etwas größere Nebenrolle ab. Und der schüttelt den maßvoll karikaturhaft angelegten Part eines Polizisten, der gegen die rasenden Kids stets das Nachsehen hat, locker aus dem Ärmel.

    Fazit: Es scheint, als seien die wilden Kicker-Kerle als Rennfahrer wiedergeboren worden. Ganz in diesem Sinne bietet „V8 – Du willst der Beste sein“ ansehnliche Schauwerte sowie vermeintlich cooles Gerede und Gepose, aber kein durchdachtes dramaturgisches Konzept. Der Auftakt zur neuen Filmreihe ist trotzdem gemacht: Bereits vor dem Kinostart starteten die Dreharbeiten zur Fortsetzung „V8² - Die Rache der Nitros“.

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