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    Das Versprechen eines Lebens
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Das Versprechen eines Lebens
    Von Ulf Lepelmeier

    Die Schlacht von Gallipoli im Jahr 1915 gilt als die tragische militärische Feuertaufe Australiens, das erst acht Jahre zuvor vom britischen Empire in die Unabhängigkeit entlassen worden war. Regisseur Peter Weir („Die Truman Show“) thematisierte den Kampf der Entente-Mächte und ihrer Verbündeten gegen die türkischen Streitkräfte bereits 1981 in seinem eindringlichen Antikriegsdrama „Gallipoli“ mit Mel Gibson, in dem zwei junge Australier die Schrecken und die Grausamkeit des Krieges erfahren müssen. Oscar-Preisträger Russell Crowe („Gladiator“) widmet sich in seinem Regiedebüt „Das Versprechen eines Lebens“ nun den Nachwirkungen der Kämpfe um die türkische Halbinsel und erzählt von einem australischen Familienvater, der die Überreste seiner gefallenen Söhne auffinden und in die Heimat zurückführen möchte. Das emotional-kraftvolle Drama um den von Trauer beherrschten Joshua Connor (gespielt von Crowe selbst) im Zentrum des Films wird allerdings zuweilen von einigen weniger überzeugenden Nebenhandlungssträngen überlagert.

    1919: Im australischen Outback betrauert Farmer Joshua Connor (Russell Crowe) den Verlust seiner drei Söhne, die bei der Schlacht von Gallipoli umgekommen sein sollen. Zudem wirft ihm seine Frau Eliza (Jacqueline McKenzie) beständig vor, dass er zwar ein Gespür für das Aufspüren von Wasserquellen habe, aber nicht in der Lage sei, seine eigenen Jungs zu finden. Als sich deren vermeintlicher Todestag zum vierten Mal jährt, begeht Eliza Selbstmord. So beschließt Joshua in die Türkei aufzubrechen, um die Söhne neben ihrer Mutter beerdigen zu können – außerdem hat er die Hoffnung nie ganz aufgegeben, dass die Jungs vielleicht doch noch leben. In Konstantinopel checkt er in das Hotel der distanzierten Ayshe (Olga Kurylenko) ein und  macht sich auf die Suche: Während die britischen Militärs den hartnäckigen Familienvater nur als lästig abtun, unterstützt ausgerechnet der ehemalige türkische Oberbefehlshaber Major Hasan (Yilmaz Erdoğan) Joshua bei seinen Nachforschungen...

    Vom Ende der Kampfhandlungen um die Dardanellen macht Regisseur Russell Crowe bald nach Filmbeginn einen Sprung in das Jahr 1919 nach Australien zum Protagonisten Joshua. Dem über das Schicksal seiner Söhne verzweifelten Farmer gehören in diesem von einer pazifistisch-idealistischen Grundhaltung durchzogenen Film alle Sympathien. Die Trauer, die Hoffnung und die hartnäckige Suche eines liebenden Vaters nach seinen Kindern stehen im Mittelpunkt von „Das Versprechen eines Lebens“. Diese Haupthandlung wird allerdings nicht nur immer wieder durch Rückblenden zu den Kampfhandlungen im Gebiet des zerfallenden Osmanischen Reichs unterbrochen, bei denen in nur acht Monaten 1915/16 über 100.000 Soldaten ihr Leben lassen mussten, sondern auch mit Abenteuerfilmsequenzen und einer Liebesgeschichte angereichert. Diese Wechsel sorgen zwar für Abwechslung, aber das geht auf Kosten der erzählerischen Homogenität: So verläuft die Annäherung und Freundschaft zwischen Joshua und dem türkischen Major, der vor vier Jahren noch den Connor-Söhnen als Feind gegenüberstand, verblüffend konfliktarm und ist allzu idealtypisch auf die Völkerverständigungsbotschaft des Films zugeschnitten. Auch die sich langsam anbahnende Romanze des trauernden Fremden mit der stolzen und ebenfalls trauernden Witwe Ayshe wirkt sehr kalkuliert und außerdem rührselig.

    Kaffeesatzlesen, Wünschelruteneinsatz und der scheinbar sechste Sinn eines Vaters, der in Visionen Hinweise auf den Verbleib seiner verschollenen Söhne bekommt – ein gewisser Hang zur Esoterik ist hier nicht zu leugnen. Dass dies indes nicht überhandnimmt, ist dem leidenschaftlichen und zugleich wunderbar geerdeten Spiel des regieführenden Hauptdarstellers zu verdanken. Russell Crowe überzeugt mit einer bezwingenden Mischung aus Entschlossenheit, Verzweiflung und Trauer sowohl als Kämpfernatur als auch als fürsorglicher Vater: Er steht selbst gegen extreme Widerstände für seine Ideale ein und gibt auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht auf. Neben der gelungenen Inszenierung der exotischen Schauplätze – von den Weiten Australiens bis zum pulsierenden Leben in den Straßen Konstantinopels – ist es insbesondere Crowes berührende schauspielerische Darbietung, die „Das Versprechen eines Lebens“ trotz einiger Ungereimtheiten sehenswert macht.

    Fazit: Routiniert inszeniertes und etwas sentimenales Historiendrama mit einem hervorragenden Hauptdarsteller.

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