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    G.B.F.
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    G.B.F.
    Von Ulf Lepelmeier

    „The trend is your friend“ – so heißt es an der Börse oft. Dass die oft bemühte Weisheit sich zuweilen auch in anderen Bereichen bewahrheiten kann, illustriert Regisseur Darren Stein („Der zuckersüße Tod“) mit seiner Teenager-Komödie „G.B.F.“. Aber zunächst zeigt er die Mechanismen einer Mediengesellschaft auf, in der Stars, Blogger und Magazine vorgeben, was hip und angesagt ist. Sein Szenario - mit einem Mal ist es ein absolutes „Must“ für die Frau von heute, einen schwulen besten Freund zu haben (daher der Titel, der für „Gay Best Friend“ steht) – ist zugleich glaubwürdig und willkürlich. Wenn all die coolen Highschool-Grazien förmlich das Coming Out eines Mitschülers herbeisehnen, um endlich auch dem Trend folgen zu können, dann ist das eine der feinsinnigsten Pointe in dieser ansonsten recht unterhaltsamen, aber auch recht zahmen Komödie.

    Der unauffällige Nerd Tanner (Michael J. Willett) gehört einer verschworenen Außenseitergruppe der North Gateway High School an. Genauso wie sein bester Freund Brent (Paul Iacono) ist er schwul und hat sich bisher noch nicht geoutet. Als die Magazine den ‚Gay best friend’ als trendigen Kumpanen ausrufen, den jede Frau an ihrer Seite haben sollte, fasst Brent den Entschluss, sich den drei Schulköniginnen zu offenbaren, um sich mit ihnen anzufreunden. Doch es kommt anders als geplant, Tanner wird ungewollt zum ersten Homosexuellen der Schule und damit zum umschwärmten Liebling des Grazien-Trios. Die plötzliche Aufmerksamkeit der wohlhabenden Fawcett (Sasha Pieterse), der Mormonin 'Shley (Andrea Bowen) und der afroamerikanische Diva Caprice (Xosha Roquemore), die ständig um ihn buhlen, führt auch dazu, dass Tanner seine bisherige Clique und insbesondere seinen einstmaligen Freund Brent vernachlässigt, der über die neuesten Entwicklungen alles andere als erfreut ist...

    Das Highschool-Leben kann mit seinen ungerechten Hierarchien, den fiesen Sprüchen und den ersten Liebesnöten hart und deprimierend sein, insbesondere für homosexuelle Jugendliche, die Anfeindungen und Mobbingattacken fürchten müssen. Da ist es ein netter Kniff, einen Trend zu erfinden, der aus den Schwulen auf einmal eine der im Sozialleben der Schule besonders begehrten Gruppen macht. So sieht die Schulwelt für sie in dieser bonbonbunten Komödie gleich um einiges rosiger und vielversprechender aus – und aus „G.B.F.“ wird eine Teenager-Komödie mit einem Touch Andersartigkeit. Stein bietet ein fröhliches Abbild der bekannten Genreklischees, spaßig und von einem hippen Soundtrack umspielt. Dass er bei der Zeichnung von Figuren und Situationen nicht gerade subtil vorgeht, schmälert das Vergnügen allerdings ein wenig, denn seine überspitzten Gags und sonstigen Übertreibungen treffen längst nicht immer ins Schwarze.

    Während Hauptdarsteller Michael J. Willett („Taras Welten“) seine Sache als  sich im Highschool-Rampenlicht verändernder ehemaliger Comic-Nerd Tanner ordentlich macht, sind es die dick aufgetragenen Darbietungen seiner Partnerinnen in den Rollen der drei angesagtesten Mädchen der Schule, die neben Brents übereifriger Mom (gespielt von „Will & Grace“-Star Megan Mullally) die meisten Lacher für sich verbuchen können. So decken Xosha Roquemore („Nurse Jackie“) als musikalische Diva Caprice, Andrea Bowen („Girl, Positive“) als leicht dümmliche, naiv-gläubige Mormonin 'Shley und Sasha Pieterse („Küssen bis zum Happy End“) als schlagfertiges blondes Fashion-Baby Fawcett unterschiedlichste Klischees von Aspirantinnen auf den Abschlussballthron ab. Dabei steckt hinter den coolen Fassaden der drei bewunderten Highschool-Schönheiten auch ein sympathischer Kern – im Zweifelsfall entscheidet sich Regisseur Stein für harmonische Töne und gegen satirischen Biss.

    Fazit: Darren Steins „G.B.F.“ ist eine frech-fröhliche, aber etwas zahme und nicht immer treffsichere queere Highschool-Komödie.

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