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    Der Wald ist wie die Berge
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Der Wald ist wie die Berge
    Von Michael Meyns

    Roma sind beliebt – zumindest im westlichen Kino, das spätestens seit dem EU-Beitritt etlicher osteuropäischer Länder und der damit verbundenen größeren Präsenz der Roma im westlichen Straßenbild immer wieder Spiel- und Dokumentarfilme über ihr Leben und besonders ihr Leiden hervorbringt. Wenn zwei junge Regisseure – die Deutsche Christiane Schmidt und ihr belgischer Lebens- und Arbeitspartner Didier Guillain – ihren Film dann auch noch betont poetisch „Der Wald ist wie die Berge“ nennen, könnte man Schlimmes befürchten. Doch weit gefehlt, denn obwohl das Duo seit Jahren ein enges Verhältnis zu der Roma-Familie pflegt, die im Mittelpunkt ihres Films steht, gelingt es ihm, ein unsentimentales, aber doch empathisches Bild vom Leben am Rand der westlichen Zivilisation zu zeigen. Hervorragend gefilmt und geschnitten, liefert die Dokumentation einen spannenden Einblick in eine Welt, die gleichermaßen idyllisch und vorsintflutlich wirkt.

    Schauplatz des Films ist ein kleines Dorf außerhalb von Sfantu Gheorghe, einer Kleinstadt im Herzen Rumäniens, inmitten einer von dichten Wäldern geprägten Landschaft. Hier lebt die Familie Lingurar, angeführt vom Patriarchen Aron, der im Dorf so etwas wie die Funktion eines Bürgermeisters ausübt. Ihn, seine Frau, zahlreiche Kinder und andere Verwandte lernten die Filmemacher vor gut zehn Jahren bei einem Besuch kennen, dem im Lauf der Zeit viele weitere folgten. Trotz der großen Nähe zur Dorfgemeinschaft, deren Bewohner den Gästen aus der Fremde offensichtlich vertrauen, erzählen Christiane Schmidt und Didier Guillain mit der nötigen Distanz. Ihnen geht es weniger um Rassismus und Diskriminierungen als um die schwierigen Lebensbedingungen einer Volksgruppe, die zwar innerhalb der EU lebt, aber in vielerlei Hinsicht doch nicht akzeptiert ist. Das besondere Verdienst der Filmemacher ist dabei, dass sie uns ohne erhobenen Zeigefinger und didaktische Kniffe die Menschen des Dorfes als Individuen zeigen.

    Fazit: In ihrer sehenswerten Dokumentation „Der Wald ist wie die Berge“ schildern Christiane Schmidt und Didier Guillain das Leben einer Gruppe von Roma, die am Rande Europas ein Leben führen, das ganz eigenen Gesetzen folgt.

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