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    Lava
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Lava
    Von Thomas Vorwerk

    Die Geschichte der Pixar-Studios hängt unzertrennlich mit dem Format des animierten Kurzfilms zusammen, mit dem die Riege um John Lasseter einst ihre ersten Oscars gewann und auch das Firmenmaskottchen „Luxo jr.“ etablierte - eine  ausdrucksstarke Stehlampe. Regelmäßig werden die „großen“ Produktionen seither durch kurze Vorfilme begleitet, eine filmhistorisch wichtige Praxis, die mittlerweile auch der Mutterkonzern Disney bei den Nicht-Pixar-Filmen wieder aufnahm. Zur Einstimmung auf den neuesten Animationshit „Alles steht Kopf“ läuft nun James Ford Murphys geologische Liebesgeschichte „Lava“.  In ihr wird wie einst bei der von Bobby McFerrin musikalisch animierten Schneekugel in „Knick Knack“ (1989) von einer kindgerechten Sehnsucht eines eigentlich seelenlosen Objekt nach einem weiblichen Pendant (und etwas Wärme) erzählt.

    Die Vulkaninsel Uku (Gesangsstimme: Kuana Torres Kahele) ragt allein aus dem Pazifik und beobachtet, wie umher nahezu jedes Element der natürlichen Vielfalt in Zweisamkeit schwelgt. Selbst die Wolken sind bevorzugt in Paaren unterwegs. Nur das für sein feuriges Innenleben recht gelassen auftretende Naturphänomen ist seit Jahrmillionen allein und schildert sein Leid in einem hawaiianisch angehauchten Liebeslied, dessen Geschichte (falls man dem englischen Songtext nicht folgen kann) der Film aber auch rein visuell erzählt. Während Uku langsam im Meer zu versinken droht (die Handlung des kurzen Films zieht sich über Äonen hinweg), lauscht unter der Meeresoberfläche der sehr weiblich wirkende, langsam wachsende Vulkan Lele (Gesangstimme: Napua Greig) dieser wehmütigen Melodie.

    Wie eine Ode an die Natur, die Schönheit und harmonische Zweisamkeit wirkt dieser inhaltsarme Film, zu dem der schon seit 20 Jahren in Pixars Diensten stehende Regisseur von seinen Flitterwochen auf Hawaii und dem Mash-Up-Hit „Someway over the Rainbow/What a Wonderful World“ des gewichtigen Israel Kamawawilo'ole inspiriert wurde. James Ford Murphy schrieb selbst den Titelsong, der seinen Film tragen sollte - und lernte sogar Ukulele zu spielen, um seine Vision eigenhändig vor Pixar-Chef Lasseter zu „pitchen“. Das Resultat ist animationstechnisch nicht der allergrößte Wurf und die Lovestory mit dem filmhistorisch wohl eklatantesten Altersunterschied kann mit wenigen Worten zusammengefasst werden, wo andere Pixar-Shorts vor Ideen nur so übersprudeln, herrscht hier größte Schlichtheit, aber der Film hat sein Herz am richtigen Fleck - unter einer grünen Vegetation, die der alte Vulkan wie eine bunte Weste trägt.

    Fazit: Der Pixar-Kurzfilm „Lava“ stützt sich etwas deutlich auf einen eher schlichten Wortwitz (einfach im Filmtitel die beiden As durch andere Vokale ersetzen), aber der sehnsuchtsvolle Titelsong und die universelle Geschichte lassen so manche emotionale Saite anklingen.

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