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    Hacked - Kein Leben ist sicher
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Hacked - Kein Leben ist sicher
    Von Christoph Petersen

    Wenn der charismatische Firmenlenker Mike Regan (so gut wie lange nicht mehr: Pierce Brosnan), leger-cool gekleidet mit Fliegerbrille und Pilotenjacke, seine Privatjet-Miet-App als „Uber für Milliardäre“ anpreist, dann spricht er vor Presse und Investoren nicht über Software-Spezifikationen oder anderen technischen Schnickschnack, sondern über die Faszination am Fliegen. Er ist ein Cowboy in einer zunehmend digitalen Welt, der zwar ein supermodernes SmartHome besitzt, aber darin ohne die Hilfe seiner Frau Rose (Anna Friel) nicht einmal die Kaffeemaschine bedienen kann. In seinem Hochglanz-Thriller „Hacked - Kein Leben ist sicher“ findet John Moore immer wieder spannende Bilder, um den Widerstreit zwischen analoger Nostalgie und digitaler Zukunft zu illustrieren. Nur die Figur des geisteskranken Antagonisten gerät dem „Stirb langsam 5“-Regisseur arg klischeehaft, da hätte dem Film mehr Mut zur Ambivalenz gutgetan.

    Der Börsengang steht kurz bevor, als bei einer wichtigen Präsentation plötzlich der Computerbildschirm einfriert. Während die firmeneigenen Techniker mit der Situation heillos überfordert sind, kriegt Aushilfskraft Ed Porter (James Frecheville) das Problem zum Glück schnell wieder in den Griff. Mike besitzt als extrem erfolgreicher Geschäftsmann natürlich ein Blick für Talente – und so lässt er seinen Angestellten nicht nur bei sich zu Hause das langsame WiFi auf Vordermann bringen, sondern lädt ihn anschließend auch noch ein, zu einem Barbecue mit der Familie dazubleiben. Ed versteht die geschäftliche Höflichkeit jedoch völlig falsch und hält sich selbst schon für den neuen besten Freund seines Chefs. Als dieser den zunehmend aufdringlichen IT-Experten daraufhin erst aus seiner Privatsphäre verbannt und schließlich sogar feuert, nutzt Ed seine Hacker-Fähigkeiten, um seinem Ex-Boss und dessen Familie das Leben zur Hölle zu machen…

    Mike:Das Internet macht das Leben von niemandem besser.

    Ed:Das kommt ganz darauf an, was für ein Leben man vorher gehabt hat.

    Die zentrale Metapher des Films ist das Haus der Regans. Nicht nur die Formen sind zu Beginn allesamt klar und funktional, sondern auch die geradlinigen Kamerafahrten, mit denen Moore das moderne Anwesen wie in einem Hochglanz-Werbespot in Szene setzt. Im Laufe des Films wird das Haus dann nicht entkernt, sondern entsmartet - mit Hilfe des angeheuerten Anti-Hacker-Experten Henrik („Mission: Impossible – Phantom Protokoll“-Bösewicht Michael Nyqvist) reißt Mike mit roher Gewalt die gesamte Verkabelung aus den Wänden. Da hängen dann an jeder Ecke offen die Drähte heraus und es klaffen überall längliche Löcher in den Wänden – nicht schön anzusehen, aber trotzdem entwickelt das zuvor so sterile Gebäude in diesem Moment erstmals so etwas wie eine Persönlichkeit. Im analogen Faustkampffinale stürmt und regnet es dann sogar herein, von der Schläue der schönen neuen Wohnwelt ist da längst nichts mehr übrig – aber nur in dieser Umgebung hat Mike eine Chance gegen seinen digital überlegenen 2.0-Widersacher.

    Weit weniger spannend als die inszenatorischen Nuancen der erzwungenen Rückkehr in eine analoge Ära ist die Figur des Hackers aus der Hölle. Wenn er in seiner abgedunkelten Wohnung vor seinen zahlreichen, schwach grünlich leuchtenden Computermonitoren hockt, dann erinnert seine Nerd-Höhle weniger an den Arbeitsplatz eines effektiven Spezialisten, als vielmehr an die Behausung eines wahnsinnigen Killers à la Buffalo Bill aus „Das Schweigen der Lämmer“. Damit sind dann auch die Sympathien von Beginn an klar verteilt: Old-School-Mike ist der Gute, New-School-Ed ist der Böse. Dabei wäre es viel spannender, wenn man als Zuschauer nicht augenblicklich wüsste, wem man eigentlich die Daumen drücken soll. Zum Beispiel hätte Mike, der sich nun den ganzen Film über allen anderen gegenüber megakorrekt verhält, ja seinen Angestellten auch unfair behandeln können, woraufhin sich dieser dann eben auf seine Art rächt. Aber da fast von der ersten Sekunde an klar herausgestellt wird, dass Mike ein strahlender Held und Ed ein kranker Irrer ist, schleicht sich durch die arg einseitige Zeichnung der Figuren zugleich auch eine platte Technikfeindlichkeit ein, die im Jahr 2016 einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

    Fazit: Stilsicher inszenierter Cowboy-vs.-Hacker-Thriller mit einem starken Pierce Brosnan – nur die allzu klischeehafte Charakterzeichnung des durchgeknallten Computernerds stört erheblich.

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