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    Warte, bis es dunkel wird
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Warte, bis es dunkel wird
    Von Christoph Petersen

    Mal kurz genau aufgepasst, denn gleich wird’s etwas kompliziert: Ab Februar 1946 tötete ein von der Presse Phantom Killer getaufter Serienmörder in der texanischen Stadt Texarkana acht Menschen – die Mordserie endete einige Monate später, der Täter wurde allerdings nie gefasst. 30 Jahre später verarbeitete der Produzent und Regisseur Charles B. Pierce die Verbrechen in seinem Real-Crime-Slasher „Der Umleger“ – ein Kultfilm war geboren, während die Oberen von Texarkana Klage einreichten, weil im Film angedeutet wird, dass der Killer noch immer in der Stadt weilen könnte. Inzwischen hat sich die Einstellung der Verantwortlichen jedoch gewandelt, seit 2003 veranstaltet das Parkamt der Stadt sogar jährlich zu Halloween ein Open-Air-Screening des Films. Und Achtung, jetzt wird’s „meta“: In Alfonso Gomez-Rejons „Warte, bis es dunkel wird“ spielen die realen Morde nun ebenso einen Part wie die Reaktionen auf „Der Umleger“ und die jährlichen Vorführungen in Texarkana. Damit ist der Film zugleich Fortsetzung (weil seine Handlung fast 70 Jahre nach der des Originals spielt), Remake (weil der Copycat-Killer bei seinen Morden genauso vorgeht wie der Täter in „Der Umleger“) und Meta-Spielerei (weil die Existenz des ersten Films in der Realität des zweiten Films eine bedeutende Rolle spielt). Damit ist auch klar, an wen sich „Warte, bis es dunkel wird“ in erster Linie richtet: nämlich an Horrorfans, die sich sowieso nicht mehr erschrecken, aber dafür an solchen Spielchen mit Zitaten und Querverweisen umso mehr Freude haben.

    Während der örtliche Pastor Cartwright (Edward Herrmann) mit anderen Gläubigen gegen die Vorführung protestiert, haben sich Jami (Addison Timlin) und Corey (Spencer Treat Clark) das jährliche Autokino-Screening von „Der Umleger“ für ihr erstes Date ausgesucht. Nach einer Weile haben die Teenager jedoch genug von dem Horrorfilm und fahren stattdessen zu einer nahegelegenen Lovers Lane, um sich dort anderweitig zu vergnügen. Aber da haben sie die Rechnung ohne den maskierten Phantom Killer gemacht: Der meuchelt nämlich nicht nur einige Kilometer entfernt auf der Kinoleinwand, sondern steht plötzlich auch leibhaftig vor ihnen! Corey wird mit zahllosen Messerstichen in den Rücken brutal niedergemetzelt, während Jami schwer verletzt überlebt. Natürlich fragen sich Sheriff Underwood (Ed Lauter) und der hinzugerufene Spezialermittler Lone Wolf Morales (Anthony Anderson) sofort, ob es sich womöglich um denselben Killer wie bei der ersten Mordserie handeln könnte, aber der müsste dann ja schon weit über 100 Jahre alt sein. Doch allzuviel Zeit zum Rumrätseln bleibt auch gar nicht, denn schon bald tauchen weitere Opfer auf – und der Killer scheint dabei exakt demselben Muster zu folgen wie der Mörder im Slasher-Film „Der Umleger“…

    Während in „Scream 2“ und „Scream 3“ auch jeweils die Geschehnisse des Vorgängers als Film-im-Film umgesetzt wurden (nämlich als fiktive „Stab“-Reihe unter anderem mit Heather Graham in der Casey-Rolle von Drew Barrymore), setzen Alfonso Gomez-Rejon („American Horror Story“) und sein Drehbuchautor Roberto Aguirre-Sacasa („Carrie“-Remake) nun noch einen drauf, denn den Film-im-Film und die originale Mordserie hat es hier ja tatsächlich gegeben. Dazu vermischen sie geschickt reale Ereignisse wie die jährlichen Kinovorführungen mit komplett Erfundenem: So spielt in „Warte, bis es dunkel wird“ etwa der fiktive Sohn (Denis O’Hare) des realen „Der Umleger“-Regisseurs Charles Pierce eine bedeutende Rolle. Die angemessen harten Slasher-Sequenzen sind dabei zudem deutlich effektiver umgesetzt als im schlecht gealterten Original, inklusive einer gelungenen Neuinterpretation der legendären Posaunen-Szene (siehe dazu die FILMSTARTS-Kritik zu „Der Umleger“). Leider haben die Macher aber nicht nur bei den Meta-Spielereien, sondern weit weniger erfolgreich auch bei der Enthüllung des Killers offensichtlich in Richtung der „Scream“-Reihe geschielt: Der finale Twist entpuppt sich nämlich als unbefriedigender Mix aus „Hat man mehr als nur geahnt!“ und „Hat man nicht geahnt, ist aber so bescheuert, dass es auch egal ist!“.

    Fazit: Effektiver Slasher für Fans von Meta-Spielereien – allerdings mit Abzügen in der B-Note für die wenig überzeugende Auflösung.

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