Mein Konto
    Der Umleger
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der Umleger
    Von Christoph Petersen

    „Der Umleger“ hat sich seinen Platz in der Horror-Historie vor allem als einer der ersten Slasher-Filme (er erschien zwei Jahre VOR „Halloween“) verdient. Aber darüber hinaus hat sich Regisseur Charles B. Pierce auch noch ein für das Genre – zumindest damals - ungewöhnliches Konzept einfallen lassen: „Der Umleger“ ist nämlich wie eine Real-Crime-Dokumentation aufgemacht, bei der ein Sprecher mit sachlich-ernster Stimme im „Aktenzeichen XY… ungelöst“-Stil die grausamen Geschehnisse kommentiert. Der Plot basiert dabei lose auf einer realen Mordserie in der Stadt Texarkana aus dem Jahr 1946, für die ein von der Presse Phantom Killer getaufter Täter verantwortlich war, der niemals gefasst wurde. In dieser Hinsicht erinnert der Film deshalb sogar weniger an Slasher-Kollegen wie „Halloween“ & Co. als vielmehr an David Finchers ebenfalls auf einem wahren Fall basierendes Serienkiller-Drama „Zodiac“ – nur dass „Der Umleger“ bei diesem Vergleich deutlich den Kürzeren zieht.

    Zum einen kommt das wahnhafte Reinsteigern der Ermittler in den Fall hier nicht halb so gut rüber wie bei Jake Gyllenhaal und Robert Downey Jr. in „Zodiac“ und zum anderen beweist David Fincher bei seinem Eröffnungsmord (der ebenso wie die meisten „Der Umleger“-Morde auf einer Lovers Lane stattfindet) mehr inszenatorische Finesse als Charles B. Pierce in allen Slasher-Szenen zusammen. Allerdings reicht ja speziell im Horrorgenre oft schon ein einziger (Tötungs-)Moment, um sich ins kollektive Gedächtnis der Fangemeinde einzubrennen – und zumindest in dieser Hinsicht enttäuscht „Der Umleger“ ganz sicher nicht: Bei einem seiner Morde befestigt der Phantom Killer ein Messer vorne am Stimmzug einer Posaune und immer, wenn er hinten in das Mundstück hineinpustet, rammt er seinem Opfer die Klinge in den Rücken: Das ist eine ähnlich geniale Metapher für die unterdrückte Sexualität des Killers wie das Kettensägenschwingen von Leatherface in der finalen Szene von „The Texas Chainsaw Massacre“.

    Fazit: Im Vergleich zu anderen Slasher-Klassikern der Ära wie „Black Christmas“ oder „Halloween“ eher schlecht gealterter Kultfilm, aus dem heutzutage abseits des dokumentarischen Ansatzes nur noch der Posaunen-Mord als etwas Besonderes heraussticht.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top