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    Road To Heaven
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Road To Heaven
    Von Asokan Nirmalarajah

    Der Grazer Dokumentarfilmer Walter Größbauer kommt nicht los von Indien. Bereits zum dritten Mal zieht es den unabhängigen Filmemacher und Fotografen in die ehemalige britische Kolonie, um eine Momentaufnahme des heutigen, modernen Indiens zu machen, die weit fernab des glamourösen Bollywood-Bombasts liegt. Nach „Next Exit Nirvana“ (2010) und „Indian Dreams“ (2012) schließt Größbauer als Regisseur, Autor, Kameramann und Co-Produzent in Personalunion nun mit „Road to Heaven“ (2014) eine Trilogie mit dem übergreifenden Titel „Ach, Indien“ ab. Was 2009 bei seiner ersten Recherchereise auf den Subkontinent als Idee zu einem Essayfilm über ein zwiegespaltenes Land zwischen Tradition und Moderne begann, nahm rasch die Konturen eines Dreiteilers an. Der Österreicher erkundete entlang des Flusses (Teil 1), der Schienen (Teil 2) und diesmal entlang der Straßen Gegensätze und Widersprüche. „Road to Heaven“ ist ein echtes Road Movie mit dem sprechenden Untertitel „2000 km quer durch Indien“: Größbauer begleitet einen jungen Inder auf der Suche nach seiner Identität zwischen Familie, Religion und Gesellschaft. Dabei entstanden einige bemerkenswerte Aufnahmen indischer Realität, insgesamt ist der immer wieder die Grenzen zwischen Dokumentation und Spielfilm überschreitende halb spirituelle, halb sozialkritische Reisebericht allerdings extrem episodenhaft und zerfahren.

    Die Autofahrt des jungen Sikh Rajan führt von Kolkata im Osten Indiens nach Amritsar im Westen, wo sich mit dem Goldenen Tempel das religiöse Zentrum der Sikhs befindet. Doch die Pilgerreise, die durch die ruinösen, chaotischen Ballungsräume von Varanasi, Allahabad und Neu-Delhi führt, wird begleitet von den Krankheiten der indischen Gesellschaft: Korruption, Armut und Gewalt gegen Frauen. Anders als bei „Next Exit Nirvana“ und „Indian Dreams“, wo der örtliche und zeitliche Fokus jeweils klar gesetzt war (ein Pilgerfest am Ganges, eine Bahnfahrt), wird „Road to Heaven“ von den mal zufälligen, mal arrangierten Bekanntschaften diktiert, die der Protagonist auf seinem Weg macht: wütende Anwälte, die indische Politiker für ungebildet halten, Frauenrechtlerinnen, die sich gegen alte kulturelle Normen verteidigen müssen, oder Polizisten, die grundlos Reisende anhalten, nur um sich schmieren zu lassen. Die eher reizlose Persönlichkeit Rajans taugt dabei nicht als robuster roter Faden und so verliert man als Zuschauer schon mal den Überblick, wenn Größbauer kommentarlos von einem erschütternden Schicksal zum nächsten wechselt - nur unterbrochen von einem vage ironischen wiederkehrenden Titelsong und wenig aussagekräftigen Montagesequenzen zur Überbrückung.

    Fazit: Stellenweise klug argumentierte und erhellend gefilmte, aber auch mit belanglosen und überflüssigen Szenen gefüllte Dokumentation über das moderne Indien abseits von Bollywood-Überhöhung.

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