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    Sharknado 4: The 4th Awakens
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Sharknado 4: The 4th Awakens
    Von Björn Becher

    In einem Interview mit dem Medienmagazin DWDL beklagten die TV-Entertainer Oliver Kalkofe und Peter Rutten, die sich in ihrer TV-Reihe „SchleFaZ“ den „schlechtesten Filmen aller Zeiten“ widmen, dass viele Trash-Filme heute „ganz genau kalkuliert“ seien und einem „der Trash förmlich ins Gesicht“ springe. Deswegen wollten sie eigentlich ursprünglich den vierten Teil der „Sharknado“-Reihe in Deutschland nicht mehr pushen, nachdem sie einen nicht unerheblichen Anteil am hiesigen Erfolg der ersten drei Filme der Hai-Tornado-Reihe hatten, was in einem Cameo in „Sharknado 3 – Oh Hell No!“ gipfelte. Auf „Sharknado: The 4th Awakens“ trifft ihr eingangs geschilderter Vorwurf auch perfekt zu: Die Filmemacher um Regisseur Anthony C. Ferrante tragen das Label „Trash-Film“ fast schon wie eine Monstranz vor sich her. Während sie im direkten Vorgänger und vor allem in „Sharknado 2“  noch sehr spielerisch mit der Idee des gewollt Schlechten umgingen und viel Selbstironie zeigten, nutzen sie ihren Status nun vor allem als Rechtfertigung für eine schlampige Cameo-Nummernrevue, in der nicht nur Dutzende amerikanischer „Promis“, sondern auch IT-Girls aus allen möglichen anderen Ländern (für Deutschland für wenige Sekunden am Start: „Dschungelcamp“-Star Sarah „Dingens“ Knappik) untergebracht werden. Daneben bleibt nur noch Platz für fast ebenso zahlreiche Produktplatzierungen, während die wenigen guten Einfälle gnadenlos untergehen.

    In „Sharknado: The 4th Awakens“ herrscht – wie uns eine Laufschrift im „Star Wars“-Stil verrät – Friede auf der ganzen Welt. Großen Anteil daran hat eine Erfindung von Milliardär Aston Reynolds (Tommy Davidson), die seit fünf Jahren erfolgreich verhindert, dass sich neue Hai-Tornados bilden. Doch als Fin Shepard (Ian Ziering), erprobter Held im Kampf gegen Haie, mit Teilen seiner Familie einen Kurzurlaub in Las Vegas macht, ist es vorbei mit der sharknadofreien Zeit: Ein Sandsturm erfasst Reynolds‘ neues Hotel. Weil die Glasfassade des Hochhauses voller Haie steckt, entsteht ein „Sandsharknado“. Auf diesen folgen in ganz Amerika weitere, sich immer wieder verändernde Stürme (in einer Fortsetzung muss es schließlich von allem etwas mehr geben). An Fins Seite kämpft so u. a. gegen einen „Elektrosharknado“ und ein „Feuersharknado“ erneut sein Vater Colonel Gilbert Shepard (David Hasselhoff) und gemeinsam begegnen sie zudem Fins eigentlich als tot geltender Frau April (Tara Reid). Deren verrückter Wissenschaftler-Daddy (Gary Busey) hat die körperlichen Überreste seiner Tochter in eine Art Terminator verwandelt. Die Fähigkeiten dieser Roboter-Kampfmaschine kommen im Kampf gegen die neue Dimension von Hai-Tornados gerade zur rechten Zeit…

    Auch in „Sharknado: The 4th Awakens“ bringt Drehbuchautor Thunder Levin einige abgefahrene Ideen unter. April kann zum Beispiel ihre Hand gegen eine Kettensäge oder ein „Star Wars“-Lichtschwert tauschen. Doch solche Einfälle gehen im C-Promi-Schaulaufen unter: Wenn Fin ein Casino betritt, werden in kurzer Abfolge über ein Dutzend Cameos in komplett irrelevanten Szenen abgefrühstückt, was darin gipfelt, dass unverhohlen für ein Produkt zur Sprachsteuerung von TV-Geräten geworben wird. Und wenn danach endlich die Action losgeht und Fin schließlich mit seinen Helfern auf einem Piratenschiff (!) gegen die Haie kämpft, schert sich Regisseur Ferrante einen Dreck um sinnvolle Schnittfolgen. Seine „Anschlussfehler“ haben aber keineswegs den Charme des Nicht-Gekonnten, sondern die Arroganz des Nicht-Gewollten: Personen wechseln ihre Standorte nach Belieben und immer wieder fragt man sich, ob man gerade etwa 15 Minuten zwischen Szene A und B verpasst hat. In den Vorgängern wurden solche Momente mit Selbstironie überspielt, nun häufen sie sich und wirken  nur noch wie das Ergebnis von mutwilliger Schlampigkeit nach dem Motto „Das ist ein Trash-Film, da ist das so!“. Zu allem Überfluss werden dann noch die guten Witze unnötig erklärt (gelbe Steine auf dem Weg nach Kansas) oder totgeritten, wie der gelungene Gag um eine - Horror-Fans nur zu gut bekannte - Familie, die in Texas ein Fachgeschäft für Kettensägen betreibt. Der Crossover-Moment mit dem Spinnen-Trash „Lavalantula“ wirkt da fast schon wie ein Hinweis darauf, dass es auch besser geht.

    Fazit: Mit dem vierten Teil entwickelt sich die „Sharknado“-Reihe zurück. Statt der eigenen Selbstironie einen weiteren Dreh zu geben oder die Rezeption des Popkultur-Phänomens zu kommentieren, wandelt man uninspiriert in ausgewalzten Sequel-Mustern und macht nebenbei so viel Werbung wie möglich.

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