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    Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween

    Zumindest die Luftballon-Spinne macht richtig Spaß

    Von Christoph Petersen

    Die Gruselserie „Gänsehaut“ von R.L. Stine ist die zweiterfolgreichste Buchreihe aller Zeiten. Nur J.K. Rowlings „Harry Potter“-Romane wurden häufiger verkauft. Von den mehr als 200 Bänden, die seit 1992 erschienen sind, wanderten insgesamt mehr als 400 Millionen Exemplare über den Ladentisch. Da fragt man sich schon, warum es eigentlich bis 2015 gedauert hat, bis mit Rob LettermansGänsehaut“ erstmals ein Film zu der Reihe in die Kinos gekommen ist. Zumal sich der Erfolg der Bücher auch nahtlos an den Kinokassen fortgesetzt hat: Einem in Anbetracht des immensen CGI-Aufwands verhältnismäßig schmalen Budget von 58 Millionen Dollar steht ein weltweites Einspielergebnis von 150 Millionen Dollar gegenüber.

    Logisch, dass da eine Fortsetzung kommt. Im Vergleich zum Vorgänger schraubt Regisseur Ari Sandel in „Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween“ die Meta-Elemente allerdings deutlich zurück. Stattdessen präsentiert er ein durch und durch geradliniges, auf das Wesentliche reduziertes Grusel-Abenteuer mit einer riesigen Armee an Halloween-Monstern, die zumindest im Finale für ordentlich Schwung sorgen. Fans der Buchreihe könnte das sogar besser gefallen als der erste Teil, bei dem noch versucht wurde, über die betont simplen Grundschul-Geschichten der literarischen Vorlage hinauszugehen. Zugleich fühlt sich „Gänsehaut 2“ aber nun auch so an, als hätte man genau diesen Film seit den Hochzeiten des Genres in den 1980er Jahren schon x-fach gesehen.

    Die Schüler Sonny (Jeremy Ray Taylor) und Sam (Caleel Harris) betreiben mit ihrem Fahrradanhänger ein Entmüllungs-Unternehmen namens Junk Brothers. Beim Ausräumen einer halb verfallenen Villa stoßen sie auf einen versteckten Raum hinter dem Kamin, in dem eine Schatzkiste herumsteht. Doch die Enttäuschung ist groß. In der Kiste befinden sich nur ein altes Buch mit einem Schloss und der dazugehörige Schlüssel. Als die Kids aber ihre Entdeckung öffnen, erscheint aus dem Nichts die Bauchrednerpuppe Slappy (Stimme im Original diesmal Mick Wingert statt Jack Black). Zunächst hilft ihr neuer kleiner Freund den Jungs noch dabei, ihre Hausaufgaben zu erledigen und die brutalen Bullys aus ihrer Schule abzuwehren. Trotzdem wird recht schnell klar, dass Slappy in Wahrheit sehr viel düsterere Pläne verfolgt – und umsetzen will er sie natürlich an Halloween, das nur noch wenige Tage entfernt liegt...

    In „Gänsehaut“ werden die Kreaturen aus den vielen, vielen Geschichten von R.L. Stine plötzlich lebendig – und der im Film von Jack Black verkörperte Autor muss sich mit Hilfe der Nachbarskinder selbst darum kümmern, die Monster-Epidemie wieder einzudämmen. Auch im Sequel entspringt Slappy nun wieder einem Buch von R.L. Stine. Aber darüber hinaus werden die Meta-Elemente konsequent zurückgefahren. Stattdessen gibt es eine Figurenkonstellation, wie sie ausgelutschter kaum sein könnte: zwei Schulfreunde und eine ältere Schwester (Madison Iseman), die zum Babysitten verdonnert wurde, aber darauf so gar keinen Bock hat. Natürlich ist das irgendwie auch als nostalgische Rückbesinnung auf die Einfachheit der 1980er Jahre gemeint. Ziemlich einfallslos bleibt es aber dennoch.

    So liegt es zunächst an den erwachsenen Nebendarstellern, für den nötigen Schwung zu sorgen. Nur ist den Verantwortlichen beim Casting ein folgenschwerer Denkfehler unterlaufen: Mit Wendi McLendon-Covey („Brautalarm“), Ken Jeong („Hangover“) und Chris Parnell („21 Jump Street“) haben sie ausgerechnet drei angesagte Comedy-Stars besetzt, deren trocken-überdrehter Humor normalerweise allerdings so gar nicht familientauglich ist. Deshalb agieren sie hier nun derart offensichtlich mit voll angezogener Handbremse, dass ihnen auf dem Weg zur Pointe jede Energie flöten geht. Sowieso tut sich Rob Lieber („Peter Hase“) diesmal gerade mit dem Humor schwer: Nicht nur sind Slappys absichtlich schlechte Kalauer deutlich weniger clever als im Vorgänger, auch sonst werden Gags oft zu Tode erklärt. Bestes Beispiel: der Bitcoins-in-der-Schatztruhe-Gag, bei dem einmal Augenverdrehen völlig gereicht hätte, nun aber Sonny seinem Kumpel ewig lang zu erklären versucht, warum seine Bemerkung Unfug war.

    So verbringt man die erste Stunde des Films vor allem damit, nach links und rechts an den Fahrbahnrand zu schauen und so seine eigene Vorfreude auf das anstehende Monster-Fest zu steigern: Schließlich ist schon sehr früh klar, dass all die Halloween-Dekorationen, die dort in den Vorgärten herumstehen, im Finale des Films zum Leben erwachen werden. Und da finden sich dann tatsächlich einige echte Highlights: Neben Rückkehrern wie dem Schneemenschen ist besonders der Auftritt der bissigen Gummibärchen gelungen (vor allem das Ende der Szene, wenn ein klassischer Action-Blockbuster-Moment mit einem Gummibärchen nachgestellt wird). Und der feiertagsverrückte Mr. Chu (Ken Jeong) hat nicht nur seinen ganzen Garten mit Mumien und Monstern zugestellt. Was so richtig was hermacht, ist vor allem die gewaltige Luftballon-Spinne, die so groß ist, dass sie quasi sein ganzes Haus in ihren Fängen hält. Wie gesagt: Zumindest das vollgestopfte Gruselfinale macht schon Laune.

    Fazit: Solides Schauer-Sequel für die ganze Familie, das im Gegensatz zum ersten Teil aber ohne jede erzählerische Ambition daherkommt.

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