Normalerweise würde an dieser Stelle eine kurze Inhaltsangabe folgen. Zum einen lässt sich Nolan´s Film nur sehr schwer zusammenfassen, zum anderen, wäre jedes Wort zu viel! Wie eigentlich jeder seiner Filme, ist "Tenet" etwas ganz besonderes. Er ist nicht für Jedermann. Tenet ist extrem unzugänglich- aber auch gleichzeitig ein Sog voller bahnbrechender visueller Pracht- aus dem man auch gar nicht raus will! Es ist ein Film, den man nach den 150 Minuten wahrscheinlich nicht verstehen wird. In diesen 150 Minuten prasselt wahnsinnig viel auf einen ein. In regelmäßigen Abständen saß ich regungslos mit offenen Mund vor der Leinwand. Hätte mich jemand so aufgenommen, hätte ich wahrscheinlich in der Aufnahme nicht einmal geblinzelt.
Dies muss man erst einmal sacken lassen. Anschließend ein zweites und drittes Mal anschauen.
Was den Film so sehenswert macht ist soviel. Auf der einen Seite haben wir die Thematik. Sie prasselt wie ein Maschinengewehr auf einen ein. Wer da kurz aufs Handy schaut, ist für den Rest des Films verloren. So oft wollte ich auf die "Pause" Taste drücken, um über gewisse Handlungsstränge nachzudenken. Einfach meine Gedanken zu sortieren. So oft hatte ich das Gefühl "das Geheimnis" gelüftet zu haben. Ich fühlte mich schlau, doch Nolan lehrte mich eines besseren und lenkte die Handlung in einer völlig anderen Richtung. Häppchenweise erklärt er die Mechanik von "Tenet". Sehenswert ist unbedingt die visuelle Pracht. Zwar faltet er keine Stadt zusammen, wie Paris in "Inception"- dafür bietet Nolan uns erneut nie dawessene Bilder! Eine Verfolgungsjagd- die auf den ersten Blick wie aus einen typischen Bond-Film stammen könnte. Doch falsch gedacht! Dieser Szene werden etliche Facetten hinzugefügt, so viele Einstellungen- einfach nur wow! Selten habe ich mich während eines Films so oft die Frage gestellt "wie haben sie das nur gedreht!". Und das nicht nur auf diese Szene bezogen! Neben der oft sehr komplizierten Handlung in einen Nolan-Film, erschweren die hoch philosophischen Dialoge seine Filme, die Filme umso mehr. Doch bei Tenet schweift er davon ab. Die Dialoge sind sehr erfrischend und flüssig. Oft beendet eine Figur den Satz des anderen- oder man antwortet wunderbar bissig. Besonders die Figur von Washington sorgte immer wieder für Lacher- wenn er sich zum Beispiel nie mit dem Namen vorstellte. Oder, als er in einem londoner Restaurant darum bittet, dass man sein Essen einpackt und der Kellner trocken mit "ganz bestimmt nicht" antwortet.
Auch so weiß er mit seiner psychischen Präsenz sehr zu überzeugen. Allgemein sind die Darsteller gut aufgelegt. Brenagh flößt einen immer wieder Angst ein. Auch wenn er mit dem russischen Dialekt etwas übertreibt. Peterson ist ebenfalls sehr gut aufgelegt und ist so der heimliche Sympathisant. Auch wenn er bis zum Schluss sehr undurchsichtig bleibt.
Besonders Elizabeth Debicki (1,90m!!) sticht nur körperlich hervor, sondern, weil sie dem Film als einzige Figur etwas Emotionen verleiht. Viele Loblieder- doch warum nur 4 Sterne? Die erste Stunde ist sehr chaotisch. Ständiger Szenenwechsel, abruppte Schnitte und Figuren, die wichtig erscheinen, tauchen einfach so auf. Als wären sie selbstverständlich Teil des Films. Sprich: der Zugang zum Film ist recht spärlich. Tenet ist nicht nur wahnsinnig kompliziert- sondern legt auch ein enorm hohes Tempo auf! Und das ist so rasant, dass es einen nur sehr schwer fällt, den Faden nicht zu verlieren. Schon nach ca. 20 Minuten drückt Nolan sehr stark auf das Gaspedal. Und davon kommt er erst ganz am Ende runter. 2-3 Pausen dazwischen um seine Gedanken einzuordnen, wären sehr wünschenswert gewesen. Selbst die Aufklärungen erfolgen mitten im Kugelhagel. Erschwerend kommt die Musik hinzu. Zwar sind die elektronischen Klänge sehr erfrischend und wie immer Ohrwurm- doch sie spielt sie sich zu sehr in den Vordergrund. Leider so sehr, dass man die Dialoge kaum versteht. Oft fragt man sich auch, wieso dieses Stück, ausgerechnet in dieser Szene läuft. Die Kamera schwankt zwischen "Wow!" und "Oh je!". Meist schwer beeindruckend, wenn zum Beispiel eine Boing von unten gefilmt wird oder bestimmte Ereignisse so gefilmt werden, dass einem die Kinnlade runterfällt. Dann kommen aber die Kampfszenen und die Kamera ist viel zu dicht am Geschehen. So dicht, dass man gar nicht erkennt, was eigentlich passiert und wer die Oberhand hat.
FAZIT: Nolan dreht Filme für das Kino und sein Agenten-/ Actionstreifen ist auch definitiv für das Kino gemacht! Unfassbare Bilder, die man so noch nicht gesehen hat!