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    John Q. - Verzweifelte Wut
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    John Q. - Verzweifelte Wut
    Von Morton Gudmonsdottir

    Fabrikarbeiter John Q. Archibald (Denzel Washington) liebt seine Frau Denise (Kimberly Elise) und seinen Sohn Michael (Daniel E. Smith) über alles. Als Michael schwer erkrankt und nur eine Herztransplantation ihm helfen kann, kommt die Krankenversicherung nicht für die Kosten auf. John Q. kann sich die Operation finanziell nicht leisten, doch er will alles Menschenmögliche tun, um seinen Sohn zu retten.

    Ihm bleibt allerdings wenig Zeit: In seiner Verzweiflung verschanzt er sich in der Notaufnahme des Krankenhauses und nimmt die Patienten und das Personal als Geiseln. Etliche der Patienten schweben selbst in Lebensgefahr – Johns Verhandlungen mit dem altgedienten Geiselnahme-Experten Lieutenant Frank Grimes (Robert Duvall) und dem jähzornigen Police Chief Monroe (Ray Liotta) stehen also unter extremem Zeitdruck…

    Die Idee ist keinesfalls schlecht. Regisseur und Schauspieler Nick Cassavetes, Sohn des legendären John Cassavetes, nimmt sich mit seinem Psycho-Drama „John Q.“ einen Schwachpunkt im US-System vor. Wer in den USA nicht krankenversichert ist, hat keine guten Karten. Das Problem bei dem bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzten Drama: Der soziale Ansatz ist nur ein Vorwand, den ganz großen Druck auf die Tränendrüse auszulösen. Und das tut Cassavetes mit einer Penetranz, die in ihrer Konsequenz nahezu unerträglich ist. Allein die starken Darsteller, die mit aller Kraft gegen das klischeebeladene Drehbuch ankämpfen, können „John Q.“ wenigstens zeitweise einen gewissen Unterhaltungswert einhauchen. Aber wenn sich am Ende alles wie durch ein göttliches Wunder in kollektives Wohlgefallen auflöst, ist „John Q.“ nicht mehr zu retten und die Grenze zur Albernheit überschritten.

    Dass die US-Amerikaner mit diesem praktizierten Hurra-Patriotismus und einer Extraportion Pathos prima klar kommen, beweisen die guten Einspielzahlen im Land der wehenden Flaggen. In Europa tut sich das Publikum traditionsgemäß ungleich schwerer und entlarvt „John Q.“ als das, was er ist: Ein plakativer, moralinsaurer Tränenzieher, der weit über’s Ziel hinausschießt und sich vor allem durch die emotionale Bevormundung als echtes Ärgernis herausstellt.

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