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    Die Legende des Zorro
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Legende des Zorro
    Von Björn Helbig

    Seit 1920 galoppiert er über die Leinwand. Seine Peitsche ist mitunter so lang, wie der Schwanz vom Marsupilami. Sein Degen so schnell und präzise, wie die Türen auf dem Todesstern in Krieg der Sterne. Seine Maske schwarz wie Deutschlands Süden. Er ist der Robin Hood des Wilden Westens, Rächer der Entrechteten – und sein Name ist: Zorro. 1998 versuchte sich Regisseur Martin Campbell an diesem Stoff („Die Maske des Zorro”), damals mit Antonio Banderas, Catherine Zeta-Jones und Anthony Hopkins in den Hauptrollen. Und hier kommt nun der Nachfolger „Die Legende des Zorro“. Wieder unter der Regie von Martin Campbell und wieder mit Antonio Banderas und Catherine Zeta-Jones und wieder geht es um – eigentlich gar nichts.

    Erstmals wurde die Figur des Zorros 1919 in dem Magazin All-Story Weekly unter dem Titel „The Curse Of Capistrano“ vorstellig. Die Geschichte spielt im Kalifornien des späten 19. Jahrhunderts, als das Land noch zu Mexiko gehörte. Erfunden von Johnston McCulley, wurde der Roman nach 1920 von Fred Niblo unter dem Titel „The Mark Of Zorro“ mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle verfilmt. Es folgten etliche weitere Filme, eine Fernsehserie und eine Comic-Reihe aus dem Hause Disney. Zorro (spanisch für „Fuchs“) darf als erster amerikanischer Superheld gelten, dessen Doppelidentität – tags der feige Landadelsmann Don de la Vega, nachts der maskierte Rächer Zorro – als Vorlage für zahlreiche weitere Superhelden wie z. B. Rob Kanes Batman gedient haben dürfte.

    Knapp acht echte Jahre und zehn Filmjahre sind vergangen, seitdem Antonio Banderas alias Don Alejandro de la Vega das erste Mal unter der Regie von Martin Campbell seine Maske anlegte, um fortan den einfachen Leuten in Kalifornien beizustehen. In Campbells erster Zorro-Adaption kam Don Alejandro der schönen Elena (Catherine Zeta-Jones) näher. Nun sind sie verheiratet und haben einen Sohn namens Joaquin (Adrian Alonso). Diese Familienkonstellation dient auch als Entree des Films. Denn Alejandro kann von seinen Heldentaten und seinem Zorro-Dasein zum Leidweisen seiner Frau, die sich einen fürsorglichen Familienvater und Ehemann wünscht, nicht lassen. Irgendwann eskaliert der Konflikt und Elena lässt sich (nicht ganz freiwillig) scheiden. Fortan wird sie von dem reichen Armand (gespielt von Rufus Sewell, bekannt u.a. aus „Dark City“ und Ritter aus Leidenschaft) umgarnt, einem französischen Adeligen, der vorgibt Wein anzubauen, doch in Wirklichkeit ganz andere Absichten hat. Während Zorro den korrupten, gewalttätigen McGivens (Nick Chinlund) stoppen und seinen kalifornischen Landsleuten beistehen muss, damit diese zu Bürgern der Vereinigten Staaten von Amerika werden können, muss er sich nebenher ebenfalls um die Zurückeroberung seiner Frau kümmern. Aber auch Elena und Zorros Sohn Joaquin, die dem Geheimnis von Armand auf die Schliche kommen, haben alle Hände voll zu tun…

    Wie hier schon anklingt, ist „Die Legende des Zorro“ kein reiner Actionfilm. Er nimmt sich Zeit, die Beziehung zwischen Herr und Frau de la Vega sowie ihre Probleme und Konflikte vorzustellen. Leider tut er das auf eine sehr oberflächliche, holzschnittartige Weise, welche die wenigsten Zuschauer dazu anregen dürfte, sich von den Emotionen der Protagonisten rühren zu lassen. Regisseur Campbell lässt uns wissen: „Liebesgeschichten sind immer dann am besten, wenn ihr Status quo offen ist.“ Aber genau das ist das Problem des emotionalen Teils von „Die Legende des Zorro“. Der Zuschauer zweifelt keinen Moment daran, dass Alejandro und Elena wieder zusammen finden – schlimmer noch, man nimmt ihnen ihr Auseinander nicht wirklich ab. Ebenso simpel kommen leider die Schurken des Films daher. Sie haben wenig bis gar keine Facetten und ihre (bösen) Pläne sind für die Tonne. Nick Chinlund (Riddick, Training Day) hat zwar das Potential zu Höherem, aber leider darf er nur abwechselnd doof und irre gucken. Dass man während des Films niemals einen anderen als einen guten Ausgang der Geschichte für möglich hält, ist ein Grund, warum „Die Legende des Zorro“ nicht wirklich spannend wird.

    Aber man erwartet wohl bei Campbell-Filmen auch kaum ein Charakterdrama, sondern Action. Und wirklich – im Gegensatz zu den etwas trägen Stunts und einfallslosen Choreographien des Vorgängers „Die Maske des Zorro“, gibt es hier zum Glück wirklich Action-Momente, die in ihrer maßlosen Übertriebenheit überzeugen können. Alles gipfelt in einem wahnwitzigen Ritt auf dem Dach eines mit Nitroglycerin beladenen Zuges am Rande einer Schlucht. Martin Campbell („Flucht aus Absolom“, Vertical Limit, „James Bond 007 - GoldenEye“) war schon ein Vertreter der „Mehr-ist-Mehr“-Fraktion. Allerdings setzt er wie in seinen bisherigen Werken auch hier zu sehr auf den Bombast, der alleine eben noch kein Garant für spannende Unterhaltung ist. Zugegeben: Mitunter – kurzzeitig – reißt einen das Treiben auf der Leinwand mit, doch größtenteils fehlt den Sequenzen genau wie dem Vorgängerfilm Schwung und Originalität.

    Warum der Film trotzdem nicht völlig uninteressant ist, liegt (neben den bereits erwähnten, Actionsequenzen) vor allem an seinem selbstironischen Unterton und an den guten Schauspielern, die durch ihr Charisma selbst ihren einfachen Rollen einiges an Leben einhauchen können. Allen voran Banderas („Desperado“, Spy Kids, Irgendwann in Mexico, Ballistic), der seine Sache recht gut macht. Sein Zorro wirkt angenehm selbstverliebt und scheint sich am wohlsten zu fühlen, wenn er durch eine jubelnde Menge reiten darf. Von der einem Fuchs nachgesagten Schläue ist allerdings recht wenig zu sehen. Aber auch Zeta-Jones (Chicago, Traffic, Ein (un)möglicher Härtefall) ist es zu verdanken, dass die komödiantischen Einlagen des Films mitunter gelingen. Bei solchen Scherzen, die dem erwachsenen Zuschauer die Stirn runzeln lassen dürften (z. B. Zorros Perd, das Pfeife raucht und auch dem Teufel Alkohol nicht abgeneigt ist), wird sich wahrscheinlich das Kinderpublikum vor Lachen krümmen. Schön jedenfalls, dass es Banderas trotzdem irgendwie gelingt, mit Maske und schwarzer Kluft, nicht völlig albern zu wirken.

    Aber warum heißt der Film eigentlich die „Legende des Zorro“ und nicht „Die Familie des Zorro“? Denn Zorros Gattin darf ordentlich mitmischen und in bester Geheimagentenmanier durchs Haus des Bösewichts schleichen, um Spuren für dessen perfiden Plan zu sammeln. Auch Zorros Sohn, selbst schon ein halber „Fuchs“, ist immer mit von der Partie. Mit Salti rückwärts und allerlei Sperenzchen, stellt er nicht nur seinen Lehrer (und den guten Willen des Zuschauers) auf die Probe, sondern auch die Schurken vor ernste Probleme. Wenn man allerdings bedenkt, dass „Die Legende des Zorro“ eher etwas für die jüngeren Zuschauer ist, geht diese pädagogische Message wohl in Ordnung. Vielleicht klappt’s und der Film wird einige Kinder mit dem Glauben an sich selbst erfüllen. Oder zumindest die Hoffnung, dass ihr Vater ein Superheld ist, nähren. Der gebürtige Mexikaner Adrian Alonso hat zu Drehbeginn übrigens kein Wort Englisch gesprochen und seine Dialoge rein phonetisch auswendig gelernt. Insofern ist die Leistung des Jungen schon wieder bemerkenswert und auch sein Schauspiel fällt nicht negativ auf. Für Catherine Zeta-Jones’ Prognose, dass wir in dem jungen Adrian Alonso einen neuen Marlon Brando vor uns haben, gibt es allerdings bisher aber keine Indizien.

    „Die Legende des Zorro“ ist ein familientauglicher Abenteuerfilm, der zwar die üblichen Hollywoodschwächen der eindimensionalen Charaktere und primitiven Geschichten aufweist, der aber dank seiner gut gelaunten Darsteller, dem ein oder anderen gelungenen Scherz und reichlich mittelmäßiger bis starker Action punkten kann. Falls der Film genug Geld nach Hause bringt, ist es nicht auszuschließen, dass de la Vega seine Maske dem Sohnemann weitergeben wird. Wer „Die Maske des Zorro“ einigermaßen unbeschadet überstanden und es vielleicht sogar geschafft hat, trotzdem Zorro-Fan zu bleiben, dürfte auch mit dieser Fortsetzung nicht schlecht bedient sein.

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