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    Osterspaziergang
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    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

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    2,5
    Veröffentlicht am 30. März 2024
    Wenn Hollywood sich selbst feiert!

    „Osterspaziergang“ von 1948 hat tatsächlich nichts mit Goethes Gedicht zu tun, sondern ist ein klassischer Musicalfilm mit Judy Garland und Fred Astaire in den Hauptrollen. Er gilt als ein Klassiker des Genres, nicht zuletzt weil Irving Berlin die ikonischen Songs zum Film schrieb. Das Werk erhielt einen Oscar und wird unter Musical-Fans sicherlich jedes Jahr zu Ostern geschaut. Dies ist so ziemlich der erste richtige Osterfilm, den ich bisher gesehen habe (vielleicht schau ich mir irgendwann mal die „Peter Hase“-Filme an, wer weiß) und ich war gespannt, ob dieser Klassiker auch heute noch nach über 75 Jahren überzeugen kann. Tja, leider kann er das in meinen Augen nicht. „Osterspaziergang“ ist für mich das Paradebeispiel eines nichtssagenden Musicals, das zwar mit großen Nummern aufwartet, aber daneben keine Substanz bietet.

    New York, 1912: Der berühmte Tänzer Don Hewes sucht eine neue Tanzpartnerin, weil die alte eine Solokarriere anstrebt. Er sucht sich die arme, nervöse Hannah Brown aus, die er in einer Bar tanzen sieht. Zunächst kommen beide nur schwer miteinander aus, später aber entwickelt sich eine romantische Liebe zwischen den beiden und der Ruhm ist zum Greifen nahe…

    Keine Frage: Fred Astaire und Judy Garland sind wunderbare Sänger und auch wunderbare Tänzer, vor allem Astaire! Was beide hier musikalisch und tänzerisch bieten, ist zum Niederknien. Die Songs sind toll und alles ist wunderbar choreografiert. Doch warum lässt mich das alles emotional kalt?

    Nun, weil es eben ein klassisches Hollywood-Musical ohne Anspruch ist. Ich möchte in meinen Musicals mehr als nur eine 0815-Story, um von einem Song zum nächsten zu kommen. Ich mag auch einfachere Musicals wie „Hair“, die trotzdem eine Message und eine wunderbare Atmosphäre bieten. Aber das hier… das ist einfach nichts. Vor allem aus heutiger Sicht. Und ich schaue mir ältere Filme gern unter dem Aspekt an, wie gut sie sich gehalten haben. Und „Osterspaziergang“ ist in meinen Augen sehr angestaubt. Wer hübsche Kostüme und tolle Nummern sehen will, der wird hier Spaß haben, aber sucht man nach einer Geschichte, die berührt oder spannende Figuren bietet, wird man hier wahrscheinlich enttäuscht.

    Das größte Problem ist die ausgelutschte und einfallslose Geschichte: Ein großer Star sucht neue Partnerin, die auch ein großer Star werden will. Beide verlieben sich, es gibt unnötiges Drama und am Ende sind sie doch Stars und beide zusammen. Dabei schwingt bei dem Ganzen etwas unangenehm Narzisstisches mit. „Osterspaziergang“ ist ein Film von Stars für Stars. Er wirkt wie eine große Selbstbeweihräucherung, was ich auch bei vielen anderen Musicals dieser Zeit empfinde (zum Beispiel „Funny Girl“ mit Barbara Streisand). Auch die Figuren sind allesamt Abziehbilder von heutigen Klischees. Bei manchen Filmen dieser Zeit hat das einen gewissen Charme, hier aber hatte ich für keine Figur wirkliche Sympathie, denn alle sind nur hinter dem Ruhm her. Die Story täuscht darüber hinweg, in dem es eine konstruierte Liebesgeschichte gibt (mit unnötigem Drama im dritten Akt). Aber am Ende geht es allen Figuren nur um Ruhm und Reichtum. Solche Figuren sind heutzutage oftmals die klischeehaften Bösewichte, damals sollte man sie als Protagonisten anhimmeln.

    All das macht den Film zu einem biederen Werk, das optisch und technisch beeindruckt, aber ansonsten nur heiße Luft bietet, frei nach dem Motto: Mehr Schein als Sein. Es geht um die Show-Acts und die nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch als die zwischenmenschlichen Szenen.

    Fazit: Immer mehr entwickle ich eine Abneigung gegen diese klassischen Hollywood-Musicals. Es gibt einige wunderbare Ausnahmen („Cabaret“ oder auch „Meet Me in St. Louis“), aber viele dieser Filme machen immer dasselbe, sie versuchen mit viel Show darüber hinweg zu täuschen, dass sie eigentlich nichts zu zeigen haben. Ja, die Nummern sind einzeln gesehen sehr fantastisch und vielleicht bin ich auch einfach nicht der Typ für klassische Musicals, aber dennoch empfinde ich eine Abneigung gegen diese vorgetäuschte Welt. Wo sind die Schattenseiten des Ruhms? Wo die Schattenseiten einer Liebesbeziehung? Alles Fragen, auf die der Film keine Antwort hat. Und nicht jeder Film oder jedes Musical müssen diese Fragen unbedingt beantworten. Es gibt Vertreter, die mit einfachen Geschichten dennoch viel erzählen können. Doch dazu gehört „Osterspaziergang“ definitiv nicht. Wenn überhaupt kann man sich die einzelnen Nummern anschauen und die Story-bezogenen Szenen skippen, dann hat man sicherlich ein paar unterhaltsame Stunden.
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