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    Storm Warning
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Storm Warning
    Von Carsten Baumgardt

    Mit Filmen gehen in der Regel auch oft - mal mehr und mal weniger intelligente - Botschaften einher. Dies trifft auch auf Jamies Blanks Horror-Thriller „Storm Warning“ zu. Die offensichtliche: Auch in Australien, wo der Film spielt, gibt es geistesgestörte Rednecks, die der Filmfreund für gemein hin im amerikanischen Hinterland vermutet. Die versteckte Message: Selbst im Land am anderen Ende der Welt können schlechte Filme produziert werden, die auf hiesigen Leinwänden das Licht erblicken. „Storm Warning“, der beim FantasyFilmFest 2007 einem größeren Publikum präsentiert wurde und sich dieser Aufmerksamkeit nicht würdig erwies, gehört stattdessen in die hinteren Ecken der Videotheken.

    Anwalt Rob (Robert Taylor) und seine hübsche Frau Pia (Nadia Farès) werden bei einem Bootsausflug in der australischen Provinz vom Wetter kalt erwischt. Ein Regensturm zieht auf und dazu verirren sich die beiden Stadt-Yuppies im Dickicht der Mangrovenwälder. Ihr Boot müssen sie zurücklassen, um auf dem Land Unterschlupf zu finden. Nach einiger Zeit erreichen sie triefnass und frierend ein abgelegenes Farmhaus. Doch es ist niemand zuhause. Deshalb verschaffen sich Rob und Pia Zutritt zu der verwahrlosten Bruchbude. Ein großer Fehler, wie sich alsbald herausstellt. Die Hausherren, die wenig später anrücken, sind keine sonderlich geselligen Typen. Brett (Mathew Wilkinson) und sein debiler Halbbruder Jimmy (David Lions) bedrängen das Paar heftig und würden am liebsten gleich über Pia herfallen. Und auch wenn von dem garstigen Poppy (John Brumpton) noch gar nicht soviel zu sehen ist, so jagt er immerhin seinen Söhnen schon eine Heidenangst ein... Währenddessen werden Rob und Pia ihrer Sachen beraubt und in die Scheune gesperrt, weil sie die Marihuanaplantage der Sippe entdeckt haben, welche diese sicherlich noch für ein paar Extrajahre in den Knast bringen dürfte...

    Jamie Blanks ist kein No-Name-Regisseur. Mit seinem Langfilmdebüt „Düstere Legenden“ (1998) landete der ehemalige Filmkomponist einen kleinen Überraschungshit und sein Nachfolger „Schrei, wenn du kannst“ (2001) schaffte es immerhin ins Kinos ohne dort Verlust zu machen. Doch dann wurde es ruhig um Blanks. Das wird sich wohl auch nach „Storm Warning“ nicht ändern. Sicherlich ist neben der romantischen Komödie kein Genre derart ausgelutscht und von Konventionen gebrandmarkt wie das Horror-Genre, aber selbst das Verwenden von Klischees und sattsam bekannten Versatzstücken ist nicht der Untergang dieses Films - das machen schließlich viele Horrorproduktionen. Die Probleme liegen tiefer: Ein zweitklassiges Drehbuch, zweitklassige Schauspieler, drittklassige Produktionswerte und unsympathische Charaktere verwandeln „Storm Warning“ in einen Langweiler ohne emotionale Bindung.

    Dem auf Digi-Cam gedrehten Horror-Kammerspiel wird das Format zum Verhängnis, bei schnellen Kameraschwenks sind die Bilder verpixelt, was nicht unbedingt dem Filmgenuss förderlich ist. Eine großartige Charaktereinführung findet nicht statt, deswegen wird sich der Zuschauer schwer tun, eine Verbindung zu den Protagonisten aufzubauen. Am besten gelingt dies noch der Französin Nadia Farès (Die purpurnen Flüsse), die nicht nur in der Hierarchie des geplagten Paares die Führung übernimmt, sondern auch schauspielerisch am meisten zu bieten hat. Farès kann zumindest eine Kino-würdige Darstellung anbieten, die ihre Kollegen nicht abliefern. Robert Taylor bleibt als Volvo-Fahrer verhöhnter Schlappschwanz völlig blass und das Redneck-Bruderpaar Mathew Wilkinson (Ghost Rider, Stealth) und David Lions nervt mit seiner unangenehmen Art und Weise einfach nur - anstatt Furcht einzuflößen. Der auf B-Movies und Fernseharbeiten abonnierte Drehbuch-Veteran Everett De Roche erschuf mit Redneck-Psycho Brett einen der dumpfesten Charaktere der letzten Zeit - mehr Klischee geht nicht.

    Der Gorefaktor hält sich zumeist im Rahmen, lediglich im Finale gibt Regisseur Blanks eine Extraportion Blutsülze hinzu. Die Darstellung expliziter Gewalt, die sich bis dato sehr in Grenzen hält, setzt am Ende deutlich zu. Ein Bluthund darf sich zum Beispiel ausgiebig an Eingeweiden laben und auch die Psychopathen-Sippe muss ihren Blutzoll entrichten. Dennoch kommt kaum Spannung auf, zu klar sind die Grundfesten des Films abgesteckt. Dem Fakt, dass eine mögliche Vergewaltigung über die gesamte Spielzeit drohend im Raum steht, kann Blanks auch nichts abgewinnen, da seiner Inszenierung unzweifelhaft anzumerken ist, dass es dazu nicht kommen wird. Auch der einen halben Film lang zur Spannungsförderung versteckte, mutmaßlich furchteinflößende Poppy kann seinen Drehbuchauftrag nicht erfüllen. Dieser Typ war einfach ein paar Tausend Mal zu oft auf der Leinwand zu sehen, als dass eine minderwertige Ausführung noch für Aufsehen sorgen könnte.

    Fazit: „Storm Warning“ ist mäßiger B-Movie-Horror, der auf kaum einer Ebene überzeugen kann und sich allgemein als überflüssig erweist. Eine Kinoauswertung erscheint utopisch. Was sich in der Inhaltsangabe zumindest noch durchaus interessant anhört, stellt sich in der Praxis als Zeitverschwendung heraus.

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