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    Von Donald Trump gelobter Action-Thriller versetzt Hollywood in Aufruhr: Plötzlich erfolgreicher als "Indiana Jones 5" – oder alles nur erschummelt?
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Rechte Internetportale jubilieren, „Indiana Jones 5“ sei an den Kinokassen geschlagen worden - und selbst Donald Trump preist den Film. Doch was steckt hinter dem Action-Thriller „Sound Of Freedom“ mit Jim Caviezel, der gerade für Schlagzeilen sorgt?

    Angel Studios

    Als den „Nummer-Eins-Film in Amerika“ feiern nicht nur die Macher von „Sound Of Freedom“ ihren Action-Thriller, sondern auch viele rechte und konservative Meinungsmacher in den USA bis hin zu Ex-Präsident Donald Trump. Denn „Sound Of Freedom“ hat sich zum Start am 4. Juli, also pünktlich zum Amerikanischen Unabhängigkeitstag, mit 14,2 Millionen Dollar an die Spitze der Kinocharts gesetzt – noch vor „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ mit 11,7 Millionen Dollar.

    Es war zwar nur die Spitzenposition für einen Tag, bevor dann am 5. Juli wieder Harrison Fords Archäologe den ersten Rang übernahm. Aber gerade für einen derart unbekannten Film sind die Einnahmen dennoch bemerkenswert – selbst wenn diese wohl nicht nur auf dem üblichen Weg zustande gekommen sind...

    Einordnung der Zahlen für "Sound Of Freedom"

    Die auf christliche Erbauungsfilme spezialisierten Angel Studios nutzen nämlich einen besonderen Kniff, um mehr Einnahmen zu erzielen: Wer für den Film ins Kino geht, wird aufgefordert, sich noch weitere zusätzliche Kinotickets über eine Website zu kaufen (quasi als eine Art Spende). Am Ende des Films wendet sich Hauptdarsteller Jim Caviezel dafür sogar persönlich ans Publikum, das mit einem QR-Code direkt Taten folgen lassen kann. Von diesen Tickets sollen später Menschen profitieren, welche sich den Kinobesuch nicht leisten können. Werden die Tickets nicht in Anspruch genommen, fließe das Geld u.a. in künftige Produktionen des Studios.

    Knapp 2,7 Millionen der 14,2 Millionen Dollar stammen nach Auskunft von Angel Studios selbst aus diesen zusätzlich gekauften Tickets für mögliche spätere Kinobesuche, wurden also gar nicht am Nummer-1-Tag 4. Juli in Anspruch genommen. Während von traditionellen Studios Kinoticket-Einnahmen für den Tag verbucht werden, an dem das Ticket eingelöst wird, also der Kinogang erfolgt, rechnet Angel Studios diese ungewöhnlichen Irgendwann-Tickets alle auf den Starttag und hat so die Einnahmen für diesen künstlich erhöht.

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    Dazu wurden sehr viele Tickets in großen Paketen verkauft. Insbesondere Kirchen sollen gleich Dutzende Tickets für Vorführungen am 4. Juli aufgekauft haben, um diese dann in ihrer Gemeinde zu verteilen. Ob die Leute die für sie freien Kinokarten dann immer in Anspruch genommen haben, lässt sich nicht überprüfen. Auch Marketingkampagnen baten das Zielpublikum, für den Starttag möglichst viele Tickets zu kaufen – auch wenn dann nicht alle genutzt würden. Übrigens wurde auch die Marketingkampagne selbst via Crowdfounding finanziert.

    Dass wirklich so viele Menschen im Kino waren, wie die beeindruckenden Starteinnahmen zeigen, darf also bezweifelt werden. Trotzdem waren die Kinos gut gefüllt und sind die Einnahmen für den rund 15 Millionen teuren Action-Thriller beeindruckend. Das dahinter stehende Geschäftsmodell sorgt für viel Aufsehen, auch wenn es von den traditionellen Hollywood-Studios sicher nicht adaptiert wird. Angel Studios ist auch in der Lage, diesen ungewöhnlichen Weg zu gehen, weil das Studio über 100.000 Kleininvestor*innen hinter sich hat – viele davon wahrscheinlich in einflussreichen Positionen in Kirchenräten etc., wo sie die Werbetrommel rühren konnten, um die angesprochenen Ticketpakete zu verkaufen.

    Der umstrittene Action-Thriller "Sound Of Freedom" erklärt

    „Sound Of Freedom“ wurde bereits 2018 gedreht und sollte eigentlich bei Fox erscheinen, was nach der Übernahme durch Disney aber ins Wasser fiel. So landete das „als wahre Geschichte“ beschriebene Projekt schließlich bei Angel Studios. Im Mittelpunkt steht der von Jim Caviezel („Person Of Interest“) verkörperte Tim Ballard, der bei einem Einsatz in Kolumbien seinen Job als Special Agent bei den US-Einwanderungs- und Sicherheitsbehörden frustriert hinschmeißt, weil seiner Meinung nach nicht genug gegen die Entführung von Kindern durch Pädophile, Menschenhändler und Drogenkartelle gemacht wird. Er setzt auf eigene Faust die Mission fort, die Kinder zu retten.

    „Sound Of Freedom“ steht aus vielen Gründen in der Kritik. Dass die Geschichte wahr ist, wird bezweifelt, Ballard wird vielmehr vorgeworfen, seine Beteiligung an dem portraitierten Einsatz erfunden zu haben. Beweise gibt es keine, nur Ballards Erzählungen. Zudem steht die von Ballard im Anschluss an die Ereignisse gegründete Organisation gegen Sexhandel von Kindern immer wieder in der Kritik. Ob sie wirklich Behörden hilfreich bei der Aufklärung von Verbrechen zur Seite steht oder nicht doch eher diese in einzelnen Fällen sogar behindert, wird ausführlich diskutiert.

    Moment! Der Bösewicht in "Indiana Jones 5"... ist gar keiner?!

    Vor allem steht man aber Qanon-Verschwörungserzählungen sehr nahe, dass reiche Eliten Kinder entführen – nicht nur für Sex, sondern um deren Blut zu trinken. Ballard hat sich davon auch nie distanziert. In „Sound Of Freedom“ spielen die Verschwörungserzählungen nun zwar explizit keine Rolle, aber Hauptdarsteller Jim Caviezel hat sie im Rahmen der Promotion zum Film mehrfach befeuert.

    Eine andere Hollywood-Größe hält das ebenfalls nicht davon ab, den Film zu unterstützten. Auch Mel Gibson, der Jim Caviezel einst in „Die Passion Christi“ inszenierte, lobte „Sound Of Freedom“ bereits öffentlich. Gibson selbst arbeitet übrigens an einer vierteiligen Dokumentation über Ballard. Wann die erscheinen soll, ist genauso wenig bekannt wie ein mögliches deutsches Startdatum von „Sound Of Freedom“.

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