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    Mit nur 34 Jahren: Regie-Genie von 5-Sterne-Meisterwerk tritt ab – weil wir seine Filme nicht schauen
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Auf Filmfestivals wird Xavier Dolan gefeiert, wurde als Wunderkind verehrt. Doch nun hat er die Schnauze voll. Mit einem Interview gibt er seinen Rücktritt bekannt und zeigt sich frustriert über die Reichweite seiner Filme und den Zustand der Welt.

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    Gerade einmal 19 Jahre alt war Xavier Dolan, als er mit „I Killed My Mother“ sein Regie-Debüt nach eigenem Drehbuch gab, in dem er sogar selbst die Hauptrolle spielte. Bei der Premiere auf dem weltgrößten Filmfestival in Cannes wurde das Drama gefeiert, schnell folgten weitere Filme von Dolan. Einen frühen Höhepunkt bildete „Laurence Anyways“. Das 2013 in den deutschen Kinos gestartete Liebesdrama bekam von uns die selten vergebene Höchstwertung von 5 Sternen.

    An dieses Meisterwerk konnte Dolan zwar nicht mehr anknüpfen, aber seine Filme waren weiter Gast bei den großen Festivals. Für „The Death And Life Of John F. Donovan“ arbeitete er mit internationalen Stars wie u. a. Natalie Portman, Susan Sarandon, Kathy Bates und Kit Harington zusammen. Zuletzt kam „Matthias & Maxime“ nach der Premiere in Cannes 2019 dann 2021 auch in die deutschen Kinos. Doch es soll der angeblich letzte Film des Regie-Genies sein, der zuletzt ein Musikvideo für Adele und eine Thriller-Mini-Serie für einen kanadischen VoD-Anbieter drehte. Dies gab Dolan nun bekannt.

    Keinen Bock 2 Jahre in einen Film zu stecken, den kaum jemand sieht

    Der spanischen Zeitung El Pais erklärte Dolan nun im Rahmen der Promo-Tour für die Mini-Serie „The Night Logan Woke Up“, dass er keine Filme mehr machen werde. Er wolle sich nicht mehr zwei Jahre an ein Projekt binden, das am Ende kaum jemand sehe, beklagt er die mangelnde Reichweite seiner Werke, die auf Festivals zwar groß präsentiert werden, dann in den regulären Kinos aber oft untergehen. „Ich habe weder Lust noch Kraft mehr, fast niemand sieht, was ich tue. Ich habe zu viele Enttäuschungen erlebt.“

    Er spricht auch über die Frustration, dass er bereits vor der Corona-Pandemie für den renommierten US-Pay-TV-Sender HBO („Game Of Thrones“) eine Serie entwickelt habe, die dann im Sande verlaufen sei.

    Nicht mehr die Welt, um Filme zu machen

    Im selben Interview deutet er aber an, dass auch die aktuelle Weltlage eine Rolle spiele. Er verstehe nicht, was es für einen Sinn habe, Geschichten zu erzählen, wenn um uns herum die Welt auseinanderfalle: Kunst sei nutzlos, sich selbst dem Kino zu verschreiben, eine Zeitverschwendung. Dolan präsentierte in seinen Filmen meist LGBTQ+-Themen, nun erklärte er, „Angst vor einem durch Intoleranz verursachten Bürgerkrieg“ zu haben.

    Zuletzt war Dolan auch wiederholt als Schauspieler außerhalb seiner eigenen Filme zu sehen – so zum Beispiel in den Hollywood-Produktionen „Bad Times At The El Royale“ und „ES: Kapitel 2“ sowie dem französischen Historiendrama „Verlorene Illusionen“. Ob er dies auch aufgibt oder nur seine Regie-Karriere beendet, verriet er nicht. Auch über seine Pläne für die Zukunft sprach er nicht.

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