Mein Konto
    (Noch) Besser als Netflix' "Dahmer": Serienkiller-Highlight erscheint nach 6 Jahren (!) endlich fürs Heimkino
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Ein Disney-Channel-Star wird zum Serienkiller: In „Mein Freund Dahmer“ schlüpft „Teen Beach Movie“-Hauptdarsteller Ross Lynch in die Rolle des realen Massenmörders Jeffrey Dahmer, der kürzlich schon Thema einer Netflix-Hitserie war.

    Der Sexualstraftäter, Serienkiller und Kannibale Jeffrey Dahmer hinterließ große Spuren in der Populärkultur. So wurde er in zahlreichen Songs behandelt und diente als Inspirationsquelle für fiktive Mörder in Literatur, Film und Fernsehen. Im Herbst 2022 ist das öffentliche Interesse an dem Massenmörder noch einmal enorm angestiegen – Grund dafür war die Wellen schlagende Netflix-Serie „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“.

    Nun findet ein Film seinen Weg ins deutsche Heimkino, der noch vor dem Netflix-Erfolg entstanden ist und sogar bereits im Rahmen von Festivalaufführungen in den hiesigen Kinos lief: „Mein Freund Dahmer“, ein von der True-Crime-Norm abweichendes Psychodrama über Dahmers Jugendjahre und die Menschen, mit denen er in der Schule abhing. „Mein Freund Dahmer“ ist ab dem 4. August 2023 endlich auf DVD und Blu-ray erhältlich.

    Insbesondere für das Stammpublikum des Fantasy Filmfests endet somit eine lange Wartezeit: Dort lief „Mein Freund Dahmer“ nämlich vor rund sechs Jahren (!) und erntete im Rahmen dessen positive Kritiken, darunter auch von FILMSTARTS.

    "Mein Freund Dahmer": Eine tragische Teenagergeschichte

    USA in den 1970er-Jahren: Jeffrey Dahmer (Ross Lynch) sammelt Tierkadaver. Sein Vater Lionel (Dallas Roberts) verbringt mehr Zeit im Chemielabor als im Familienheim, seine Mutter Joyce (Anne Heche) wurde erst kürzlich aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen. In der High School wird Jeffrey zumeist als Außenseiter und Sonderling verachtet, doch in seinem Abschlussjahr gelingt es ihm, Freundschaften zu schließen. Vor allem der angehende Comiczeichner John „Derf“ Backderf („Hereditary“-Star Alex Wolff) ist von Jeffreys Eigenwilligkeit angetan. Er widmet ihm sogar einen Fanclub und stachelt ihn zu immer neuen Streichen an...

    „Mein Freund Dahmer“ basiert auf einer Graphic Novel des realen Backderf, der tatsächlich zu den Schulfreunden Dahmers zählte und diesen Umstand mit seiner preisgekrönten Publikation zu verarbeiten versucht hat. In jüngerer Vergangenheit wurde Backderfs Comicbuch in den USA zu einem Politikum, da es in vereinzelten, konservativ regierten Schulbezirken auf Verbotslisten gepackt wurde.

    Eine derartige Kontroverse blieb dem Film „Mein Freund Dahmer“ bisher erspart. Stattdessen genoss er ein positives Presseecho, das in der Breite auch deutlich wohlwollender ausfiel als später die Reaktionen der Fachpresse auf „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“. So erreichte der Film 86% bei RottenTomatoes, während die Netflix-Serie bloß 57% an positiven Kritiken generierte. Einer der Hauptgründe dafür ist der durch die Buchvorlage inspirierte, ungewöhnliche Blickwinkel, den Regisseur und Autor Marc Meyers im Film wählt.

    Da sich das Psychodrama streckenweise wie eine makabre Dekonstruktion von Coming-Of-Age-Geschichten präsentiert, stellt es zugleich True-Crime-Konventionen auf den Kopf. Dabei geht Meyers mit argumentativem Feingefühl vor, erzeugt eine nachhallende, verstörende Dramatik – und zieht seinem Publikum auch mit pechschwarzem Humor den Teppich unter den Füßen weg. Das gilt insbesondere für die Passagen rund um Dahmers Schulstreiche.

    Denn wie schon in der FILMSTARTS-Kritik steht, wird man während solcher Szenen „das merkwürdige Gefühl nicht los, dass dieser Jeffrey Dahmer im Jahr 2017 viel eher zum YouTube-Star als zum Serienmörder geworden wäre.“ Nicht zuletzt wegen dieser Szenen ist „Teen Beach Movie“-Darsteller Ross Lynch eine denkwürdige Besetzung:

    Der frühere Disney-Channel-Star, der außerdem in „Chilling Adventures Of Sabrina“ mitspielte, skizziert in seinem Spiel eine klare Trennlinie zwischen wahren, introvertierten Wesenskern und einem aufgesetzten, extrovertierten Handeln Dahmers. Sowie zwischen dem seltsamen Außenseiter, den die Leute in Dahmer sehen, und dem Monster, als das er sich letztlich herausstellt.

    Disney stellt den Verkauf von DVDs und Blu-rays in Australien ein – könnte bald auch der deutsche Markt betroffen sein?

    *Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top