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    Neu im Heimkino: Drei Stunden WTF-Kino, das man unbedingt gesehen haben muss – pure Fantasie und reinster Horror!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Existenzielle Ängste, heftige Panikattacken und mächtige Komplexe: Joaquin Phoenix ist Beau. Beau ist ein Versager, ein Ritter von der traurigen Gestalt. Und Horror-Darling Ari Aster versetzt uns mit „Beau Is Afraid“ in Beaus kaputte Schuhe.

    Mit bloß zwei Langfilmen mauserte sich Ari Aster zu einem angesehenen Namen im anspruchsvollen Horror-Kino: Der mit Twists und grausigen Anblicken gespickte „Hereditary“ und der traumatisch-bitterkomische „Midsommar“ haben jeweils eine eingeschworene Fangemeinde und gehören zu den größten Hits der Indie-Schmiede A24. Dieses Jahr bewies Aster, dass er derzeit kein Interesse hat, diesen Status auszunutzen, um eine geradlinige, risikoarme Karriere anzuberaumen.

    Denn mit „Beau Is Afraid“ lieferte er stattdessen ein regelrechtes Mindfuck-Epos ab! Egal, ob ihr es lieben oder hassen werdet, erlebt haben sollte man es als Filmfan zweifelsohne. „Beau Is Afraid“ ist ab dem 25. August 2023 im Heimkino erhältlich – etwa als limitiertes 4K-Mediabook:

    Diese Edition enthält den Film außerdem auf Blu-ray und umfasst ein Booklet mit Hintergründen zu „Beau Is Afraid“. Darüber hinaus erscheint die surreale Mischung aus Horror, Tragödie und Komödie in Standard-Aufmachung auf DVD*, Blu-ray* und als 4K-Disc*. Zudem ist der Film als VoD erhältlich, etwa via Prime Video*.

    "Beau Is Afraid": Ein Schelmenroman als Film über ein nervliches Wrack

    Beau Wasserman (Joaquin Phoenix) ist paranoid und hat Mutterkomplexe: Er hat Angst vor seiner Mutter, hasst sie womöglich – und doch ist ihm nichts wichtiger, als von ihr Liebe zu erfahren. Daher ist er völlig panisch, als er sie besuchen soll – und noch panischer, als er den Besuch abblasen muss, weil ihm kurz vor dem Abflug sein Wohnungsschlüssel gestohlen wurde. Und das mitten in einem Problemviertel!

    „Schlimmer kann es gar nicht kommen“, will man da verzweifelt ausrufen. Doch ein nackter Gewalttäter, ein übertrieben freundliches Ehepaar (Nathan Lane und Amy Ryan), ein emotional instabiler Kriegsveteran (Denis Ménochet) und Beaus Jugendliebe (Parker Posey), die seiner Mutter (Patti LuPone) frappierend ähnlich sieht, beweisen: Es geht immer schlimmer!

    Aster beschrieb „Beau Is Afraid“ vor US-Kinostart scherzhaft als „jüdisches ‚Herr der Ringe‘“. Im Gespräch mit FILMSTARTS-Chefedakteur Christoph Petersen merkte Aster jedoch an, dass es eine bessere Zusammenfassung seines dritten Films gäbe: Für ihn ist „Beau Is Afraid“ ein filmischer Schelmenroman – wobei sich Aster bei der Übertragung dieser literarischen Tradition auf die Leinwand einige Freiheiten nahm.

    Der klassische Schelmenroman handelt von einer Figur, die einer schlecht gestellten Gesellschaftsschicht entstammt. Im Laufe eines Abenteuers hält sie der gesamten Gesellschaft den Spiegel vor und baut mit allerlei Tricks die Stigmata ab, unter denen sie eingangs litt. Man denke also an Till Eulenspiegel und Konsorten.

    Beau dagegen ist der Sohn einer Großunternehmerin und wird ununterbrochen fälschlicherweise der Kriminalität beschuldigt. Daraufhin stolpert er kopflos durch Zerrbilder der Gesellschaft, bis er verschwitzt, verängstigt und überfordert an seinem Ziel angelangt und dort weiter vorverurteilt wird. Eben diese Irrfahrt erzählt Aster mit einem knockentrockenen, absurden Humor – so liegt Beaus Wohnung in einem Stadtviertel, das wie die Parodie auf Schauplätze solcher Expolitationfilme wie „Atomic Hero“ anmutet.

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    Zugleich bestückt Aster Beaus Odyssee mit beklemmenden Momentaufnahmen. Sei es die irritierende Freundlichkeit von Fremden, das irrationale Gefühl, jeden Moment zu verdursten, oder eine Reihe an entstellten Schemen, die Beau in Tagträumen und Erinnerungen heimsuchen: „Beau Is Afraid“ bietet plausible, surreale und neurotische Anlässe für unter die Haut gehende Beunruhigung, ebenso wie der sich den Konventionen widersetzende Film mit Witz und Kreativität auftrumpft.

    Eine gewisse Toleranz für einen schreienden, ulkig davon rennenden und ach-so-traurig guckenden Joaquin Phoenix ist bei „Beau Is Afraid“ dringend nötig. Die wird aber mit einer atemberaubend schön gestalteten, bittersüß erzählten, teilanimierten Traumsequenz belohnt. Sowie mit einem der sonderbarsten Monster des Kinojahres. Und mit einer Sexzszene, bei der sich selbst Ödipus peinlich berührt aus dem Saal verabschieden würde. Solch ein filmisches Gesamtpaket findet man wahrlich nicht aller Tage!

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