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    Von Quentin Tarantino und Martin Scorsese verehrt: Meisterregisseur gibt nach 40 Jahren sein Karriereende bekannt
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Kaum ein Regisseur hat das taiwanesische Kino so entscheidend mitgeprägt wie Hou Hsiao-hsien, der unter anderem Quentin Tarantino und Martin Scorsese zu seinen Fans zählt. Aufgrund einer Demenzerkrankung wird er künftig keine Filme mehr drehen.

    Hou Hsiao-hsien gilt als einer der einflussreichsten Filmemacher der letzten Jahrzehnte. Quentin Tarantino, Martin Scorsese und Jim Jarmusch sind nur einige der Regisseure, die ihre Bewunderung für die Filme des 76-Jährigen geäußert haben. Gemeinsam mit befreundeten Filmemachern wie dem bereits 2007 verstorbenen Edward Yang („Yi Yi“) war er in den 80er Jahren einer der Mitbegründer der sogenannten taiwanesischen Neuen Welle, die den bis dahin als Filmnation kaum bekannten Inselstaat aus dem Nichts ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit rückte.

    Im Rahmen einer Wiederaufführung seines Films „Geschichten einer fernen Kindheit“ (1985) hat der Filmwissenschaftler Tony Rayns nun bekannt gegeben, dass Hou sich nach mehr als 40 Jahren aus dem Filmgeschäft zurückzieht – aus einem traurigen Grund: Wie mittlerweile auch seine Familie bestätigt hat, leidet der Regisseur an einer Demenzerkrankung (via IndieWire).

    Seinen letzten Film drehte Hou vor acht Jahren

    The Assassin“ (2015), für den Hou beim Filmfestival von Cannes als Bester Regisseur ausgezeichnet wurde, wird nun voraussichtlich seine letzte Regiearbeit bleiben. In unserer offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für den Film, der das eigentlich von Bewegung und Geschwindigkeit lebende Martin-Art-Genre bis zur Unkenntlichkeit verlangsamte, satte 4,5 von 5 Sternen. Zwar befand sich mit „Shulan River“ ein Nachfolge-Projekt bereits in der Entwicklung, doch es ist unwahrscheinlich, dass Hou noch dazu in der Lage sein wird, den Film fertigzustellen.

    Seine frühen Filme waren oftmals autobiografisch eingefärbt, gleichzeitig hat sich Hou mit verschiedenen Kapiteln der Geschichte Taiwans auseinandergesetzt. So handelt die Familienchronik „Die Stadt der Traurigkeit“ (die ihm 1989 den Goldenen Löwen in Venedig einbrachte) etwa von einem lange tabuisierten Massaker, das chinesische Nationalisten am 28. Februar 1947 an taiwanesischen Zivilist*innen verübten.

    Schon hier zeigt sich die eigenwillige Formsprache des Regisseurs: Anstatt ein episches Panorama zu entwerfen, spielt der Film zu großen Teilen in Innenräumen. Hous Filme sind bekannt für ihr entschleunigtes Erzähltempo, einen beobachtenden Tonfall und sorgfältige Bildkompositionen, die das Geschehen oftmals nur in Ausschnitten zeigen. Der amerikanische Filmkritiker J. Hoberman sah in ihnen sogar „eine Neugeburt des Kinos selbst“.

    Während seine frühen Filme oft in ländlichen Regionen angesiedelt waren, hat sich Hou mit dem neonfarbenen Großstadt-Film „Millennium Mambo“ (2001) noch einmal neu erfunden – erst kürzlich hatte das über 20 Jahre alte Meisterwerk seinen deutschen Kinostart, und in einigen Städten könnt ihr ihn nach wie vor auf der Leinwand sehen.

    Mit dem in Japan gedrehten „Café Lumière“ (2003) und „Der Flug des roten Ballons“ (mit Juliette Binoche in der Hauptrolle und größtenteils auf Französisch gedreht) hat er auch zwei Filme außerhalb seiner Heimat gedreht – und nachdem die Abstände zwischen seinen Regiearbeiten zuletzt immer größer wurden, ist seine Karriere nun endgültig vorbei. Der mutmaßlich letzte Eintrag in seiner Filmografie ist „Be With Me“, das Regie-Debüt seines langjährigen Art Directors Huang Wen-ying, das Hou als Produzent begleitet hat.

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