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    Dieser Marvel-Regisseur wollte in seinem eigenen Film mitspielen – durfte es aber nicht
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Ursprünglich wollte sich „Game Of Thrones“-Regisseur Alan Taylor im Marvel Cinematic Universe verewigen, indem er eine kleine Rolle in „Thor 2 – The Dark Kingdom“ übernimmt. Doch er hat diese Rechnung ohne die Hollywood-Bürokratie gemacht...

    Cameos gehören seit vielen Jahrzehnten zum Filmalltag – man denke an die zahlreichen Mini-Gastauftritte, die sich Alfred Hitchcock in seinen eigenen Filmen gegeben hat. Auch in Marvel-Filmen sind Cameos zu einer beliebten Pflicht geworden. Dabei ist es egal, ob es sich um Auftritte etablierter Figuren dreht, um unerwartete Debüts von Figuren, die in späteren Marvel-Produktionen an Relevanz gewinnen werden, oder um Cameos realer Persönlichkeiten.

    So schneit der Geschäftsmann und elffache Vater Elon Musk in „Iron Man 2“ vorbei, und zu seinen Lebzeiten waren die Cameos des legendären Comic-Zeichners Stan Lee ein gefeiertes Muss in Marvel-Cinematic-Universe-Filmen. Auch Alan Taylor, Regisseur mehrerer „Game Of Thrones“-Episoden, wollte sich mit Thor 2 – The Dark Kingdom“ im MCU verewigen – wurde jedoch von diesem Plan abgebracht.

    "Thor – The Dark Kingdom": Von, aber ohne Alan Taylor

    Während der erste „Thor“ von „A Haunting In Venice“-Regisseur Kenneth Branagh inszeniert wurde, traf Marvel-Produzent Kevin Feige beim zweiten Kinofilm rund um den Donnergott eine andere Wahl: Nachdem man sich nicht mit Patty Jenkins einig wurde, die daraufhin bei DC den Erfolgsfilm „Wonder Woman“ machte, heuerten die Marvel Studios Alan Taylor an.

    Als der vor allem für seine Arbeit an „Sex And The City“ und „Game Of Thrones“ bekannte Regisseur den Job erhielt, setzte er sich dafür ein, den zweiten „Thor“-Film in seinem Kern gewichtiger als den Vorläufer zu gestalten. Daher war Taylor eine treibende Kraft dahinter, ungefähr in der Mitte des Films eine Trauerfeier einzubauen, bei der Thor Abschied von einer geliebten Person nehmen muss.

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    Wie Taylor im Audiokommentar zum Film verrät, gehörte die Sequenz für ihn zu den Highlights des Produktionsprozesses – so sehr, dass er es nicht auf seinen Regiepflichten beruhen lassen, sondern auch eine kleine, aber bedeutende Rolle übernehmen wollte:

    Seine Absicht war es, während der Asgard-Abwandlung einer Wikingerbestattung denjenigen zu spielen, der einen brennenden Pfeil auf das Totenboot schießt. Dann habe sich allerdings der Produktionsleiter eingeschaltet und Taylors Wunsch abgeschmettert: Die hinter dem Film stehende Versicherung würde so etwas nicht abdecken, woraufhin der Regisseur seinen Wunschpart aufgeben musste.

    Warum er sich keine andere Statistenrolle ausgesucht hat, um dennoch einen Cameo zu absolvieren, ist nicht bekannt. Dafür sind Taylors Frustrationen mit Marvel umso besser verbucht.

    "Ich habe den Willen verloren, Filme zu machen"

    Bereits im unmittelbaren Umfeld des Kinostarts von „Thor – The Dark Kingdom“ wurde deutlich, dass Alan Taylor mit dem fertigen Film unzufrieden ist. So distanzierte er sich von der Bonusszene im Abspann des Films, in der das Publikum einen ersten Einblick erhält, wie es in „Guardians Of The Galaxy“ zugehen wird. Über diese von James Gunn inszenierte Szene sagte Taylor in einem Interview mit Bleeding Cool: „Ich bin sehr froh, für diese Sequenz keine Verantwortung übernehmen zu müssen.“

    Zwar entschuldigte sich Taylor später bei James Gunn für seine Wortwahl, hinsichtlich seiner Unzufriedenheit mit dem Film wurde er über die Jahre hinweg aber immer deutlicher. So erklärte er dem Branchenportal The Hollywood Reporter, dass er ursprünglich einen Film plante, der eine etwas kindlichere Magie versprüht.

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    Dieser Ansatz sei im Laufe von Reshoots und massiven Umstrukturierungen während der Postproduktion weitestgehend getilgt worden. Zu den raren Momenten, in denen dieser Aspekt weiter durchschimmert, gehört die Begegnung zwischen den von Natalie Portman und Kat Dennings gespielten Figuren mit ein paar Kindern, die in einem verlassenen Gebäude magische Absonderlichkeiten auskundschaften.

    Zudem beklagte Taylor im Interview mit The Hollywood Reporter, dass „riesige Plotentwicklungen im Schneideraum sowie durch Nachdrehs auf den Kopf gestellt wurden“. Figuren, die sterben sollten, wurden zurück ins Reich der Lebenden gezerrt, Trennungen rückgängig gemacht – vielsagend fasste der Regisseur zusammen: „Ich denke, ich würde meine Version mögen.“

    Im Tandem mit dem Sci-Fi-Flop „Terminator: Genisys“, den er direkt nach „Thor – The Dark World“ drehte, habe diese Erfahrung dazu geführt, dass er seine Berufswahl hinterfragt hat: „Ich habe den Willen verloren, Filme zu machen. Ich habe den Willen verloren, ein Leben als Regisseur zu führen“, seufzte Taylor, auch wenn er im selben Atemzug betonte, dass daran „keine Person konkret Schuld trägt“. Mittlerweile hat er einen Weg aus seiner Sinnkrise gefunden – so drehte er das „Sopranos“-Prequel „The Many Saints Of Newark“.

    Und auch wenn es ihm wohl bloß ein schwacher Trost sein dürfte: Nicht alle denken so desolat über „Thor – The Dark World“ wie Taylor. FILMSTARTS-Redakteur Julius Vietzen beispielsweise findet, dass der Film böse unterschätzt wird.

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