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    Derbe, blutig, schrill: Dieser fiese Erotik-Psychothriller erhält endlich ein Heimkino-Upgrade
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Es ist eine selbstbewusst-abgeschmackte, drastische und blutige Antwort auf Suspense-Meister Alfred Hitchcock: Brian De Palmas erotischer, unbequemer und tolldreister Voyeurismus-Reißer „Dressed To Kill“. Jetzt endlich gibt's ihn in 4K!

    Kürzlich lief der Abschiedsfilm des grandiosen Schauspielers Michael Caine im Kino an. Caine war Christopher Nolans Lieblingsdarsteller und veredelte als solcher Filme wie „Inception“ und die „The Dark Knight“-Trilogie. Außerdem ist er dank seiner Hauptrolle in „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ fester Bestandteil der Festtagstraditionen vieler Filmfans.

    Doch Caine steht nicht nur für Blockbuster-Kino und warmherzigen Zauber, er sammelte auch massig Erfahrung mit abseitigen Stoffen. Einer der härtesten, fiesesten Filme in Caines Vita feierte endlich seine deutsche 4K-Premiere: Seit dieser Woche ist der blutige Psychothriller „Dressed To Kill“ unzensiert in 4K erhältlich – als limitierte Collector's Edition!

    Die Edition ist vorerst exklusiv bei Capelight verfügbar und kommt im schmucken Mediabook daher. Dieses enthält den Film auf 4K-Blu-ray sowie auf Blu-ray, ein informatives Booklet und eine Bonus-Disc mit vielen Extras.

    Dazu zählen ein Making-of, ein Vergleich der verschiedenen Schnittfassungen, die von Brian De Palmas Hitchcock-Hommage kursieren, sowie ein bezeichnend tituliertes Featurette namens „Die Verstümmelung von Dressed To Kill“.

    "Dressed To Kill": Hitchcock in derbe, laut und schräg

    Kate (Angie Dickinson) ist Hausfrau, Mutter, gut betucht – und sexuell ungeheuerlich frustriert. Nach einer Sitzung bei ihrem Therapeuten Dr. Elliott (Michael Caine) beschließt sie, daran etwas zu ändern: Während eines Museumsbesuchs geht sie auf Tuchfühlung mit einem Fremden. Sie denkt, dass sich eine heiße, verwegene Affäre anbahnt. Stattdessen stürzt sie unbewusst das Edelcallgirl Liz (Nancy Allen) in eine lebensgefährliche Lage...

    Brian De Palma ist glühender Liebhaber von Alfred Hitchcocks Schaffen – und daraus macht der „Mission: Impossible“-Regisseur keinerlei Hehl. Bei seinen Bildkompositionen hat er sich viel von Hitchcock abgeschaut. Ebenso erinnert die Art und Weise, wie er Suspense-Sequenzen konstruiert, frappierend an den Maestro hinter Klassikern wie „Psycho“, „Rebecca“ und „Das Fenster zum Hof“.

    Allerdings haben viele Filme De Palmas (auch aufgrund geänderter Jugendschutzrichtlinien) eine ganz eigene Stimmung, die sich weit von Hitchcocks Klassikern entfernt. Kaum einer führt dies so deutlich vor wie „Dressed To Kill“: Der Film platzt förmlich vor Querverweisen auf einen einflussreichen Horrorthriller voller überraschender Wendungen, der zum Spoiler-Schutz Ahnungsloser hier jedoch ungenannt bleiben soll.

    Doch De Palma setzt zugleich auf feiste Erotik mit zotigen Aspekten, während Hitchcock meistens Eleganz mit einer neckisch-lausbubenhaften Doppeldeutigkeit kombinierte. Noch dazu schwimmt „Dressed To Kill“ in schrillen Farben sowie exzessiver und geradezu voyeuristischer Gewalt. Das hat in Kombination mit einem reißerischen Plot und einem derben, fast schmierigen Sinn für Humor eine knallige Wirkung.

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    Der blutige Reißer erhielt dafür 4,5 Sterne in der FILMSTARTS-Kritik von Jonas Reinartz, der ihn „ein Pulp-Glanzstück“ nennt, das „lustvoll oversexed, überdreht, geschmacklos, voller Logikbrüche und Ungereimtheiten“ ist und De Palma zeigt, wie er sich auf seine Stärken konzentriert.

    Das bedeutet zugleich, dass sich der Regisseur in „Dressed To Kill“ deutlich mehr um seine Hitchcock-Querverweise und das Kreieren einer eigenen, brutal-abgeschmackten Welt schert, als um die akkurate Darstellung von Personen- und Berufsgruppen. Das kann zwischendurch arge Kopfschmerzen oder gar Gewissensbisse bereiten, aber auch ebenso in seiner überdreht-irrealen Vehemenz faszinieren.

    Und sollten nach „Dressed To Kill“ trotzdem Zweifel bestehen: De Palmas von unserer Welt entrückter Stil ist kein Zufall! In späteren Interviews, wie etwa mit Entertainment Weekly, unterstrich der Regisseur, dass er keine boshaften Aussagen intendierte. Dafür freut er sich umso mehr über die Fangemeinde, die den Film aufgrund seiner Extravaganz hochleben lässt.

    „Dressed To Kill“ ist allerdings nicht nur ein extravagantes Gewaltspektakel, sondern auch ein kleiner Wendepunkt in der Kinogeschichte – zumindest laut Michael Caine: In seiner Autobiografie lobt Caine „Dressed To Kill“ als den Film, der seine Karriere nach einer Reihe von Rückschlägen wiederbelebt hat. Vielleicht ist es also ausgerechnet diese grell-garstige Hitchcock-Abwandlung, der wir Caines würdevolle Präsenz unter Nolans Regie und muppettastische Weihnachten zu verdanken haben.

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