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    Quentin Tarantino liebt ihn abgöttisch: Diesen Western-Klassiker gibt's jetzt besser als je zuvor im Heimkino
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Nein, überraschenderweise ist hier nicht die Rede von einem Sergio-Leone-Epos: Keinen Western liebt Quentin Tarantino mehr als Howard Hawks' Meilenstein „Rio Bravo“. Jetzt endlich gibt es ihn in gestochen scharfer Qualität im Heimkino.

    Quentin Tarantinos Liebe zum Western-Genre ist unübersehbar. „Kill Bill Vol.2“ mutiert zwischenzeitlich zum Neo-Western, das Zweiter-Weltkrieg-Epos „Inglourious Basterds“ ist voller visueller Western-Referenzen, Leonardo DiCaprio spielt in „Once Upon A Time In Hollywood“ einen Western-Schauspieler. Und dann stehen da ja noch die zwei Elefanten mit Cowboyhut namens „Django Unchained“ und „The Hateful Eight“ im Raum.

    Selbstredend hat so ein Western-Liebhaber wie Tarantino einen Favoriten – auch wenn der manche Fans des Kultregisseurs überraschen könnte. Denn trotz seiner zahlreichen Hommagen an blutig-dreckige Italo-Western stammt Tarantinos liebster Genrevertreter aus Hollywood. Und genau der feierte kürzlich seine 4K-Heimkinopremiere: Seit dieser Woche ist „Rio Bravo“ endlich als 4K-Disc erhältlich – und somit in all seiner Bildgewalt!

    Darüber hinaus ist der von Howard Hawks inszenierte Klassiker auf Blu-ray* und DVD* verfügbar, sowie als VOD – etwa via Prime Video*.

    "Rio Bravo": Einer der ganz großen Western

    Sheriff John T. Chance (John Wayne) hat kürzlich einen Mörder (Claude Akins) festgenommen – und muss daher um sein Leben bangen. Denn der wohlhabende Bruder des Mörders (John Russell) hat eine Horde an schießwütigen Cowboys angeheuert, um ihn wieder zu befreien, koste es, was es wolle. Zum Glück stehen dem Sheriff ein zum Säufer herabgestürzter Ex-Scharfschütze (Dean Martin) und ein junger Revolverheld (Ricky Nelson) zur Seite...

    Nicht nur Tarantino verehrt diesen Western-Stoff: Das prestigeträchtige Filmmagazin Cahiers du cinéma, für das einst legendäre Regisseure wie Jean-Luc Godard und François Truffaut tätig waren, wählte „Rio Bravo“ Ende der 2000er-Jahre auf Platz zwölf der 100 besten Filme. In den USA nahm die Library of Congress den in beeindruckenden Technicolor-Farben eingefangenen Western wiederum in die Liste der Filme auf, die der Nachwelt erhalten bleiben müssen.

    Im offiziellen Western-Ranking der FILMSTARTS-Redaktion ist „Rio Bravo“ unterdessen in den Top Ten zu finden. Und „Halloween“-Regisseur John Carpenter lies sich von „Rio Bravo“ zu seinem Action-Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“ inspirieren.

    Abhängen mit John Wayne

    Tarantino wiederum nannte „Rio Bravo“ nicht nur einmal seinen Lieblingswestern, sondern im Austausch mit dem Kulturmagazin New Yorker sogar einen seiner drei Lieblingsfilme überhaupt – sowie seinen allerliebsten „Abhängfilm“. Damit ist ein Film gemeint, dessen Fokus weniger auf dem Plot liegt, sondern mehr darauf, dass man die Figuren in all ihren Facetten kennenlernt und sich regelrecht mit ihnen anfreundet.

    Tarantino hängt nach eigener Aussage sogar so gerne mit John T. Chance und Co. ab, dass der mittlerweile verheiratete Filmemacher es als Beziehungskiller ansah, wenn eine Frau den Film nicht mag. Das behauptete er zumindest mit einer großen Prise Selbstironie bei einer Vorführung von „Rio Bravo“ anno 2007.

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    Der Fairness halber: Nicht nur der via YouTube verfügbare Clip dieser Ansprache führt deutlich vor, dass der Oscar-Gewinner gerne dick aufträgt, wenn er erst einmal ins Reden kommt. Daher ist es ziemlich leicht, Bestenlisten Tarantinos zu finden, in denen „Rio Bravo“ nicht der bestplatzierte Western ist (so fehlte er anno 2012 auf seinem Stimmzettel für die Wahl zum besten Film aller Zeiten bei Sight & Sound, während es Leone auf die Liste geschafft hat).

    Aber letztendlich ist es nebensächlich, ob Tarantino „Rio Bravo“ für einen der drei besten Filme aller Zeiten hält, für einen der drei besten Western aller Zeiten, den besten Abhängfilm der Geschichte oder einfach nur spitze findet: Mit seiner ebenso unterhaltsamen wie dramatischen Riege an Nebenfiguren, einem engagierten Cast und einer guten Dosis an rührenden, ruhigen Momenten ist „Rio Bravo“ großes Gefühlskino innerhalb des Western-Genres.

    Hinzu kommen eine diese Emotionen unterstreichende Inszenierung und die einprägsamen Bilder des „Wer die Nachtigall stört“-Kameramanns Russell Harlan. All das lässt „Rio Bravo“ auch fast 65 Jahre nach seiner Uraufführung brillant für sich selbst sprechen – Tarantinos Begeisterung ist da nur das Trivia-Sahnehäubchen obendrauf.

    Meisterwerk besser denn je neu im Heimkino: Bei diesem Film wurde selbst Walt Disney blass vor Neid!

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    Dieser Artikel wurde angeregt durch einen Beitrag unserer Partnerseite Moviepilot.

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