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    Netflix enttäuscht mich als Action-Fan: Man hätte ein Genre zelebrieren können, es wurde ein unwürdiges Schauspiel
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Begonnen mit den Stunts von Buster Keaton über die Akrobatik bei Jackie Chan hin zur Brachialgewalt in „The Raid“: Björn Becher liebt Actionfilme.

    Am Wochenende feierten sich die Hollywood-Stars – und zum ersten Mal wurden die SAG-Awards live bei Netflix gestreamt. Doch auch dort verpasste man die Chance, die Stunt-Ensembles zu zelebrieren. FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher ist enttäuscht.

    Netflix

    Die SAG Awards gehören zu den bedeutendsten Schauspielpreisen in Hollywood, kommen für viele Stars direkt nach dem Oscar bzw. dem Emmy. Denn hier werden sie von ihresgleichen gewählt. Alle in Hollywood aktiven Schauspielerinnen und Schauspieler entscheiden hier nämlich, wer die besten ihres Faches sind. Doch eine Sache gefällt mir als Action-Fan besonders.

    Denn hier bekommen eben nicht nur die großen Stars Preise. Es gewinnen nicht nur wie in diesem Jahr Cillian Murphy und Robert Downey Jr. für „Oppenheimer“, Elizabeth Debicki für „The Crown“ oder Jeremy Allen White und Ayo Edebiri für „The Bear: King Of The Kitchen“. Es ist der einzige große Hollywood-Preis, bei dem auch jene Leute ausgezeichnet werden, ohne die tolle Actionfilme und -serien nicht denkbar wären: die Stunt-Ensembles.

    Seit langer Zeit fordern viele Filmschaffende auch Oscars für diese. Während die auf sich warten lassen, machen es die SAG Awards eigentlich vor. Doch richtig zelebriert wurden sie auch 2024 dort nicht. Die Preise für „Mission: Impossible 7: Dead Reckoning“ im Kino-Bereich und „The Last of Us“ im Serien-Bereich gingen völlig unter. Sorry Netflix – das wurde meiner Meinung nach leider gewaltig versaut.

    Netflix übernimmt die SAG Awards ...

    Der Streamingdienst hat seit vergangenem Jahr die Rechte an der Übertragung der SAG Awards. 2023 konnte man diese aber noch nicht auf der eigenen Plattform streamen. Die eigene Technik war noch nicht weit genug, um stabiles Live-Streaming auf Netflix selbst zu realisieren. So gab es die Show nur auf YouTube. Dieses Jahr wurde es dann erstmals zum Streaming-Event auf Netflix – doch eine Sache änderte sich nicht.

    Im Rahmen der sogenannten Pre-Show führten Journalistin Elaine Welteroth und „Queer Eye“-Star Tan France die üblichen Interviews mit den Stars. Wer hat ihre Garderobe entworfen, auf das Treffen mit welchem anderen Star freuen sie sich besonders und so weiter... Das bekannte Geplänkel. Mitten zwischen diesen zahlreichen Interviews steht dann rund zur Halbzeit der Pre-Show bei Elaine Welteroth der aus „The Kissing Booth 2“ und vor allem „Royal Blue“ bekannte Taylor Zakhar Perez und hat zwei Umschläge in der Hand.

    … und versteckt die Stunt-Preise weiter im Red-Carpet-Geplänkel

    In rund eineinhalb Minuten werden kurz jeweils die Nominierten in den Stunt-Kategorien runtergerattert, die Umschläge geöffnet und die Gewinner genannt. Ein kurzes „Congratulation“ hinterher und direkt wieder weiter mit der restlichen Red-Carpet-Show. Niemand bekommt einen Preis überreicht, niemand bekommt Applaus und niemand kann eine Dankesrede halten. Es gehen auch danach keine Bilder von Gewinner*innen mit ihrem Preis um die Welt. Niemand bei der Show bekommt etwas mit. Irgendwo zu Hause haben ein paar Stunt-Leute vor dem TV auf der Couch wahrscheinlich kurz gejubelt. Die Preise wurden einfach pflichtschuldig und aus meiner Sicht ziemlich beschämend abgefrühstückt. Es ist sogar ein ziemlich unwürdiges Schauspiel, wie zwei Preise einfach weggeschoben werden.

    Das ist nicht neu. Die Stunt-Preise wurden auch schon in der Vergangenheit so schmucklos verliehen. Doch es hätte gerade dieses Jahr alles anders werden können. TV-Sender argumentierten, dass die Sendung nicht zu lange werden dürfe und es ja auch Werbepausen gebe (in die dann „unwichtige“ Nebenpreise auch schon in der Vergangenheit bei Verleihungen verlegt wurden). Doch das Problem hat Netflix nicht. Es gibt keine Werbeunterbrechungen, kein nachfolgendes Programm, welches sich nicht verschieben darf.

    2023 konnte ich noch etwas Verständnis aufbringen. Netflix hatte die Show kurzfristig übernommen. Es gab die technischen Probleme, die ein Streaming auf der eigenen Plattform nicht möglich machten und die Notlösung YouTube. Da hat man vielleicht nicht so viel daran gedacht, was man verbessern kann. Doch nun hatte man ein Jahr Zeit zur Vorbereitung, es waren die wirklich ersten richtigen Netflix-SAG-Awards. Und doch werden die Stunt-Ensembles weiter beschämt versteckt , sollen zu Hause bleiben und sich darauf freuen, wenn zwischen zwei Interviews kurz der Titel ihres Films oder ihrer Serie vorgelesen wird – als wolle man sie gar nicht richtig dabei haben.

    Warum gibt es bei den SAG Awards keinen Aufschrei wie bei den Oscars?

    Als die Oscars vor einigen Jahren entschieden, mehrere Preise in die TV-Werbepausen zu verlegen, gab es einen riesigen Aufschrei in den Sozialen Medien aber auch in Hollywood. „Gladiator“-Star Russell Crowe bezeichnete die Idee als „fundamental blöde“. Warum gibt es einen solchen Aufschrei nicht bei den SAG Awards? Bei den Werbepausen-Oscars wurden die Gewinner*innen zumindest im Saal noch gebührend gefeiert.

    Nicht nur als Action-Fan hoffe ich daher, dass sich auch bei den SAG Awards in Zukunft etwas ändert. Gerade beim Streaming auf Netflix sollte es doch möglich sein, noch fünf bis zehn Minuten Zeit zu finden, um kurz Abgesandten der Stunt-Teams die Möglichkeit zu geben, einen Preis entgegen zu nehmen, den Applaus zu genießen und ein paar Worte des Dankes zu sagen. Es müssen ja nicht gleich die kompletten (auch gerne mal aus 50+ Leuten bestehenden) Stunt-Teams sein, die nach vorne geholt werden.

    Ich bin sicher, viele Action-Fans würden sich darüber genauso freuen, wie viele Serien-Fans nun begeistert davon waren, dass die Besetzungen von „Breaking Bad“ oder „Modern Family“ auf der Bühne noch einmal vereint waren, um Preise für das beste Ensemble an ihre Nachfolger in den Kategorien Drama („Succession“) und Comedy („The Bear“) zu verleihen. Also Netflix: Bitte für 2025 ändern und keine Preise mehr unwürdig aussparen. Denn so kann man sie auch direkt in der Sendung weglassen und per Pressemitteilung verkünden...

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