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    Der FILMSTARTS-Familientipp zum Wochenende: "Baymax - Riesiges Robowabohu"

    In seiner 14-täglichen FILMSTARTS-Kolumne macht Rochus Wolff Vorschläge für den nächsten Familien-Filmabend - und zwar nicht nur aus der Perspektive eines Filmkritikers, sondern vor allem auch mit seiner Erfahrung als zweifacher Familienvater.

    Der knuddeligste aller Superhelden

    Meine liebsten Superhelden waren früher Spider-Man und Flash, mit den Comic-Superstars Batman und Superman konnte ich hingegen nicht so viel anfangen. Vielleicht hatte ich aber auch eine andere Perspektive auf Comics als meisten Kindern in der Bundesrepublik der 70er bis 80er Jahre, weil ich mit zehn Jahren drei Monate bei meiner Tante in den USA verbringen durfte und dort – alles war neu und aufregend - auch erstmals mit Superhelden-Comics in Berührung kam. Heute sind Superhelden natürlich überall: Neben den Comics und ihren erwachseneren Cousins, den Graphic Novels, gibt es sie vor allem immer öfter im Kino, inzwischen in fast unüberschaubarer Zahl. Die Filme, die sich (auch) an Kinder richten, sind allerdings sehr rar gesät: Von den beiden großen Comic-Verlagen Marvel und DC Comics wird die junge Zielgruppe allenfalls mit animierten TV-Serien versorgt. Nun hat sich Disney Animation allerdings eine Vorlage aus dem aufgekauften Marvel-Fundus herausgepickt, um eine Superheldengeschichte für Kinder zu erzählen. Natürlich stehen bei einer Zusammenarbeit von Disney und Marvel automatisch alle Signale auf Erfolg, doch zumindest ein kleines finanzielles Wagnis ist man doch eingegangen, als man sich mit der Serie „Big Hero 6“ ein weitestgehend unbekanntes Comic als Vorlage für das Animations-Abenteuer „Baymax – Riesiges Robowabohu“ ausgewählt hat.

    Für seine Hauptzielgruppe bietet der Film eine wunderbare Identifikationsfigur: Der junge Hiro ist hyperintelligent und bastelt gerne an Robotern herum. Nach einer Explosion an der Universität vermutet er, dass das Feuer nur gelegt wurde, um den Diebstahl der von ihm selbst entwickelten „Microbots“ zu verschleiern. Also tut er sich mit den nerdigen Erfinder-Freunden seines großen Bruders Tadashi zusammen, um dem Täter auf die Schliche zu kommen… Die größte Hilfe erhält er allerdings von Baymax, einem von Tadashi entworfenen Sanitäts-Roboter. Dieser ist das genaue Gegenteil einer Kampfmaschine: weiß, weich, knuddelig und sichtbar dafür entworfen, weder bedrohlich zu wirken noch gefährlich zu sein. Die Reaktionen des Roboters auf die Welt um ihn herum gehören zu den komischsten Momenten des Films, aber auch zu den berührendsten. Baymax‘ Ballonkörper, den er aufpumpen und erschlaffen lassen kann, sorgt allein schon für genügend visuelle Komik für einen eigenen Film.

    Überhaupt, was gibt es in diesem Film nicht alles zu sehen! Alleine schon Hiros Heimatstadt San Fransokyo, ein Phantasiekonglomerat aus den Hügeln und Häusern San Franciscos sowie den Wolkenkratzern und kulturellen Eigenheiten Tokyos – dazu noch ein paar übereinander getürmte Hochbahnen, fertig ist eine knallbunt-positive Variation üblicher Science-Fiction-Architektur à la „Blade Runner“. Eine perfekte Kulisse für Verfolgungsjagden zu Fuß, im Auto und vor allem auf und ab, hin und her auf dem Rücken des dank Hiros Erfindergeschick flugfähigen Baymax.

    Da ist die Kamera dann völlig entfesselt, es geht hinauf in den Himmel, hinab zur Meeresbucht - und das alles in wild vorbeifliegendem 3D. „Baymax – Riesiges Robowabohu“ lässt sich dann aber auch Zeit für spektakuläre Panoramen. Ein eigentlich fast perfekter Animationsfilm – flott, nachdenklich, emotional und umwerfend komisch. Der einzige kleine Makel ist, dass der Film im letzten Drittel ein wenig zu sehr den eingeschliffenen Superhelden-Actionfilm-Standards folgt – die „Avengers“ lassen da doch heftig grüßen. Andererseits: Warum sollte man den Kindern vorenthalten, was ihre Eltern begeistert?

    In diesen Kinos läuft "Baymax - Riesiges Robowabohu" am kommenden Wochenende!

    Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.

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