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    Netflix-Chef gesteht: "Sense8" und "The Get Down" waren nicht rentabel – weiteren Serien droht das Aus

    Netflix-Gründer Reed Hastings deutet an, dass Netflix künftig wesentlich mehr Serien als bisher absetzen wird. CEO Ted Sarandos sprach derweil offen über den Hauptgrund hinter dem Aus von „The Get Down“ und „Sense8“.

    Netflix

    Im Abstand von nur wenigen Tagen gab Netflix bekannt, dass sowohl „Sense8“ als auch „The Get Down“ keine neuen Episoden mehr erhalten werden. Beide Serien schlugen pro Staffel angeblich mit über 100 Millionen Dollar zu Buche und zählten damit zu den teuersten Produktionen des Streamingportals. Was viele ohnehin schon vermutet hatten, bestätigte CEO Ted Sarandos nun bei der PGA’s Produced By-Konferenz im Talk mit Jerry Seinfeld: Gemessen an den Zuschauerzahlen rentierte sich ein solcher Kostenaufwand nicht (via Variety).

    „Eine große, teure Show für ein riesiges Publikum ist toll. Eine große, teure Show für ein winziges Publikum ist selbst in unserem Modell sehr hart aufrechtzuerhalten“, erklärte Sarandos. Gleichzeitig lobte er die Macher der beiden Serien: „Sie haben damit einen unglaublichen kulturellen Beitrag geleistet.“

    Im Zuge dessen deutete er – wie kurz zuvor bereits Co-Gründer und Geschäftsführer Reed Hastings – an, dass Abonnenten sich künftig wohl auf mehr Absetzungen einstellen müssen. Die Begründung liest sich zunächst etwas seltsam, könnte sich allerdings durchaus positiv auf die Qualität der Netflix-eigenen Produktionen auswirken: „Unsere Hit-Rate ist derzeit viel zu hoch. Wenn du Hit nach Hit nach Hit hast, fragst du dich irgendwann: ‚Tun wir wirklich unser Möglichstes? Sind wir zu konventionell?‘“

    Reed Hastings führte diesen Punkt im Rahmen der Re-Code-Konferenz (via The Ankler) genauer aus: „Bis dato haben wir sehr wenige Shows abgesetzt. Ich pushe das Content-Team immer: Wir müssen mehr Risikos eingehen, verrücktere Sache ausprobieren! Wir sollten eine viel höhere Cancel-Rate haben.“ Sollten Sarandos und Hastings ihren Versprechungen Folge leisten, könnten auf Netflix in Zukunft wesentlich mehr Experimente gewagt werden als bisher. Allerdings sollten sich Zuschauer wohl davor hüten, eine zu enge Bindung mit einer neuen Serie einzugehen – denn die Gefahr der frühen Absetzung scheint größer zu werden.

    Das Vorgehen Netflix‘ in Sachen „Sense8“ und „The Get Down“ ist dabei völlig nachvollziehbar. Selbst für etablierte Serienhäuser wie HBO sind Budgets dieser Größenordnung eine Seltenheit. So startete etwa „Game Of Thrones“ mit gerade einmal der Hälfte – erst nachdem sich der Erfolg langfristig niederschlug, wuchsen auch die Rechnungen, da die Zuschauerzahlen selbiges rechtfertigten. Da sich im Falle von „The Get Down“ und „Sense8“ nicht abzeichnete, dass eine vergleichbar große Fanbasis entstehen würde, wäre eine Aufrechterhaltung der Formate quasi ins Leere gelaufen. Eine bloße Einschränkung des Budgets hätte sich wiederum auf die gewohnten Produktionsstandards ausgewirkt und die bereits gesammelten Anhänger mutmaßlich enttäuscht.

    Netflix finanziert sich hauptsächlich aus Abonnement-Geldern, sodass zwar auch weniger gesehene Produktionen vom Erfolg anderer profitieren können. Trotzdem ergibt es freilich wenig Sinn, Formate weiterhin voranzutreiben, die nur einen Bruchteil der Abonnenten erreichen. Sein Einnahmemodell will Netflix-CEO Ted Sarandos so beibehalten. An einem Vermarktungskonzept wie es etwa der Konkurrent Amazon Prime betreibt, hat er jedenfalls wenig Interesse, wie ein Kommentar nahelegt, den er während einer Q&A-Sitzung an der USC Gould School of Law von sich gab: „Wir verkaufen nichts als das Netflix-Abo. Ich weiß nicht, ob wir so erfolgreich geworden wären, wenn wir auch Windeln verschiffen würden.“ (via Hollywood Reporter)

    Ganz und gar windelbefreit ist ab dem 30. Juni 2017 Naomi Watts in „Gypsy“ auf Netflix zu sehen. Mindestens zehn Folgen lang.

     

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